Interview mit Andreas Schech, VPS Media

Video-Setup beim Unite Festival

Das Tomorrowland Festival in Belgien gehört zu den weltweit beliebtesten Festivals für elektronische Musik – die Tickets sind innerhalb einiger Minuten restlos vergriffen. Zeitgleich fanden in diesem Jahr erstmals weitere elektronische Festivals in sieben Ländern statt, die zeitweise die Mainstage des Tomorrowland Festivals live einspielten. In Deutschland wurde das Unite Festival in der Veltins Arena auf Schalke veranstaltet. Wir trafen Andreas Schech von VPS Media in Gelsenkirchen, um mit ihm über das Video-Setup zu sprechen.

Unite Festival
(Bild: Marcel Courth )

Ihr habt bei Unite – dem deutschen Ableger des Tomorrowland Festivals in der Schalke Arena – das Video verantwortet. Welche Anforderungen gab es vom Veranstalter, die gelöst werden mussten?
Es gab mehrere Anforderungen seitens des Veranstalters an uns. Zum einen sollten wir einen Live-Stream zur Verfügung stellen, den wir über SNG nach Belgien zum TomorrowlandFestival mehrmals am Tag senden sollten. In Belgien haben die Kollegen dann die Feeds aus den unterschiedlichen Ländern, wo es vergleichbare Festivals gab, übernommen und dort auf der Mainstage ausgespielt. Des Weiteren sollten wir Material für ein Aftermovie produzieren und selbstverständlich die Bespielung der kompletten Arena-Videoflächen sowie der in der Halle positionierten LED-Flächen gewährleisten. Im Einzelnen waren das die vielen Displays in den VIP-Bereichen, der Video-Würfel der Arena selbst, die LEDFlächen in der Bühne direkt und die LED-Screensfür den hinteren Bereich der Arena. Eine weitere Anforderung von unserem Auftraggeber der Big City Beats GmbH war, dass die Produktion nicht in Standard-EB-,sondern Broadcast-Qualität durchgeführt werden sollte.

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Wir war euer Team vor Ort aufgestellt?
Es gab an der Videoregie zwei Bildmischer. Ein Bildmischer war im Grunde für die lokale Bespielung der LED-Screens und der Screens in den VIP-Bereichen verantwortlich. Diese beiden Bereiche hatten dann aber jeweils einen eigenen Feed – auf die LED-Flächen auf der Bühne gingen hauptsächlich Close-Ups vom DJ, während in den VIP-Bereichen der normale Programm-Feed gezeigt wurde. Ein Operator war zudem nur für die Mischung für das Tomorrowland Festival zuständig. Wir haben den Kollegen in Belgien dann fünf verschiedene Feeds zur eigenen Mischung übergeben. Ebenso wurden uns aus Belgien diverse Zuspieler gesendet, die wir dann wiederum vor Ort in Gelsenkirchen abgespielt haben. Und wir haben Material per LTE aus Belgien und aus dem Helikopter, mit dem einer der DJs vom Tomorrowland in Belgien nach Gelsenkirchen geflogen wurde,zu unsin die Regie gesendet und diese dann kurz vor der Landung eingespielt. Für den Überflug wurde dann auch das Arena-Dach geöffnet.

Mit welchen Kamerasystemen und Positionen wurde das Festival betreut?
Wie bereits angesprochen war eine Anforderung, dass wir für eventuelle Aftermovies und Werbe-Spots in BroadcastQualität produzieren sollten. Deswegen haben wir bei der Auswahl an Kameras auch auf ARRI Amira und Alexa Mini gesetzt. Die Amiras kamen am Kran, im Bühnengraben, am FOH, im Rang als Stadion-Totale, am Wellenbrecher und als weitere mobile Kamera zum Einsatz. Die ARRI Alexa Mini war an der Cable Cam im Einsatz. Am Heliport vor der Arena, wo DJs aus Belgien ankamen und abflogen, war ebenfalls noch eine per Glasfaser angeschlossene Kamera.

Wie sah eure Datenlogistik aus, welche Systeme kamen dort zum Einsatz?
Da wir ja den Auftrag hatten Material auch für ein Aftermovie zu drehen, kam uns die ARRI-Technik da ganz entgegen, weil wir dort die Möglichkeit haben direkt Signal auszugeben und intern zu speichern. So konnten wir einen Feed ausspielen in FullHD 50i für den Stream nach Belgien und haben zusätzlich über die interne Speichermöglichkeit der Kamera aufgezeichnet. Beispielsweise haben wir dann Content in 100 fps und ProRes 4444 als auch z. B. ein Log C-Bild produziert, um später in der Post auch eine vernünftige Farbkorrektur machen zu können. Dafür hatten wir Runner im Einsatz, die permanent die CFast-Karten bei den Kameraleuten getauscht haben. Die Daten hat dann ein DIT vor Ort direkt doppelt gesichert. Ebenso haben wir die Summe aufgezeichnet, wofür wir HyperDecks von Blackmagic im Einsatz hatten. Nach jedem Act haben wir die Daten gesichert und die Platten in den HyperDecks ausgetauscht. Und insgesamt haben wir wegen der langen Signalstrecken einige Glasfaser-Konverter in der Arena installiert.

Materialliste ( Auszug)
GFM GF9 Kamerakran
GFM Dolly Speedline Cable Cam
1 × ARRI Alexa Mini mit WCU Zeiss CP2 18mm als Cable Cam
1 × ARRI Amira mit Canon 17-120 auf Kran
1 × ARRI Amira mit Canon 17-120 im Bühnengraben
1 × ARRI Amira mit B4 Mount und Fujinon 42-fach am FOH
1 × ARRI Amira mit Zeiss CZ 15-30 für Stadion Totale
1 × ARRI Amira mit Zeiss CZ 35-70 im Wellenbrecher
1 × ARRI Amira mit Zeiss CZ
Blackmagic ATEM Production Studio 4K
Blackmagic ATEM 2 M/E Broadcast Panel
6 × Blackmagic HyperDeck Studio 12G
div. TerraMax Formatkonverter
div. Terramax Konverter SDI De-Embedding


Neben Videoleinwänden auf der Bühne und in der Halle gab es Monitore in den VIP-Logen, auch ein Live-Signal musste übergeben werden. Eine Herausforderung an Skalierung und Datenmanagement? Auf welches Management-System habt ihr gesetzt?

Wir haben mehrere Konverter im Einsatz gehabt, um an jedem Ausgabepunkt auch immer das richtige Signal zu liefern. An den Ü-Wagen gingen 1.920 × 1.080 50i – das war auch unser Hauptsignal, was von den Kameras in den Videomischer gesendet wurde. Die Übergabe an die Stadionregie war dagegen dann in 1.280 × 720 50p, wofür ein Wandler von Blackmagic zum Einsatz kam. Für die Bildmischung setzten wir auf ein Atem Production Studio 4K mit dem großen Blackmagic Panel ATEM 2 M/E Broadcast Panel. Wichtig waren auch diverse TerraMax-Konverter, die De-Embedding des SDI-Signals betrieben haben, um z. B. das Audiosignal der einzelnen Kameras rauszufiltern. Denn wir mussten ja nicht nur das Bild,sondern auch einen DJ-AudioFeed und auch Atmo-Feed an die Kollegen beim Tomorrowland Festival übergeben. Embedding bzw. De-Embedding waren ein wichtiger Bestandteil unseres Workflows.

VPS-FoH-Crew
VPS-FoH-Crew v.l.n.r. Andreas Schech (Geschäftsführer), Hartmut Schotte und Björn Aßmus (VideoRegie) (Bild: Marcel Courth )

VPS Media wurden 1999 als Filmproduktion gegründet, ist mittlerweile aber auch im Live-Entertainment aufgestellt. Wie verlief der Schritt und wie sieht euer weiteres Portfolio im Unternehmen aus?
Richtig, wir stammen ursprünglich aus der klassischen Image-, Musik- und TV-Spot-Filmproduktion und waren damals im Event-Markt gar nicht zu Hause. Der Übergang lief dann schleichend, da wir viele Firmenkunden hatten, die uns dann auch für eine Übertragung ihrer Veranstaltung beauftragt haben. Der Milestone für uns war dann die World Club Dome Produktion in Frankfurt vor gut fünf Jahren: Für die Big City Beats GmbH, die Veranstalter des Elektrofestivals sind, hatten wir im Vorfeld schon lange Jahre Musikvideos gedreht oder auch Werbespots. Und wie es dann so oft ist, kam dann auch die Anfrage, ob wir die Live-Veranstaltung ebenfalls übernehmen wollen. Von Jahr zu Jahr wuchs die Veranstaltung und mit ihr auch die Anforderungen an die videotechnische Umsetzung. Ein wichtiger Punkt war für uns, als wir von klassischer EB-Qualität auf Großformatkameras umgestiegen sind. Mit diesen neuen Möglichkeiten – nämlich nicht nur LED-Bespielung für den Event selbst, sondern auch Material für Aftermovies und Spots in Broadcast-Qualitätzu produzieren – konnten wir uns dann auch in anderen Produktionen positionieren

 

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