Clay Paky Mythos im Test

Clay Paky Mythos Aufmacher

Clay Pakys kopfbewegter Multifunktionsscheinwerfer soll sowohl die Funktionen eines Spot-Scheinwerfers als auch die eines Beam-Scheinwerfers beinhalten. Wir haben uns angesehen, was an dem Mythos dran ist.

Anzeige

Seit das Zeitalter der Leuchtmittel angebrochen ist, die als fest mit einem speziell beschichteten Reflektor verbundene Einheit bei vergleichsweise geringer Leistungsaufnahme eine wirklich enorme Lichtausbeute ermöglichen, werden immer mehr der neuen Multifunktionsscheinwerfer mit diesen leistungsstarken Brenner/Reflektor-Kombinationen ausgestattet. Bereits zu Beginn dieses Trends war der italienische Hersteller Clay Paky mit dem „Sharpy“ ein echter Vorreiter auf diesem Gebiet.

Und auch der kopfbewegte Profilscheinwerfer Mythos hat seit seiner Vorstellung auf den einschlägigen Fachmessen bereits diverse Preise abräumen können. Wir hatte die Gelegenheit, einen genauen Blick auf und in das Multifunktionsgerät zu werfen, das es bei vielzähligen Produktionen, sei es in Fernsehstudios oder auf Open-Air-Veranstaltungen, in Aktion zu erleben gab.

Wie ist der Clay Paky Mythos aufgebaut?

Bereits bei der ersten Betrachtung des Testobjekts fällt die für ein Spotlight eher untypische Bauform des Gerätekopfes auf, sofern man den Vergleich mit anderen Multifunktionsscheinwerfern dieses Typs suchen möchte. Offenbar folgt beim neuen Clay Paky Mythos die Form ganz eindeutig der Funktion, und das Design des Kopfes orientiert sich sichtbar zweckdienlich an der Vielzahl der Komponenten, die darin ihren Platz finden müssen.

Hinzu kommt, dass das Gerät mit seinen geringen Gesamtausmaßen von ca. 40 cm Breite × 42 cm Tiefe × 61 cm Höhe bei eingefahrener Zoomoptik (bzw. einer Höhe von ca. 63 cm Höhe bei ausgefahrener Zoomoptik) nicht gerade übermäßig viel Platz für das komplexe Innenleben bietet. Besonders auffallend ist auch die Linse, die den austretenden Lichtstrahl bündelt: Sie ist mit einem Durchmesser von ca. 160 mm im Vergleich zu den Gesamtausmaßen des Scheinwerfers äußerst opulent ausgeführt und stellt ebenso wie die Form des Gerätekopfes bereits im „Ruhemodus“ ein markantes Merkmal dar.

Trotz der kompakten Bauweise bringt der Mythos ca. 31 kg auf die Waage. Diese Masse stammt nicht nur von essentiellen Komponenten wie z. B. dem elektronischen Ballast, welche die einzelnen Module des Gerätes bei einer Netzspannung von 115–230 V AC bei 50/60 Hz (automatisch reguliert) mit der benötigten Spannung versorgt. Vielmehr tragen die vielen einzelnen Funktionen, die im Inneren des Kopfes beherbergt sind und deren Mechanik von insgesamt 20 Schrittmotoren angetrieben wird, zu diesem in Relation von Größe zu Gewicht doch recht beachtlichem Wert bei.

Doch wie bereits bei anderen Geräten des italienischen Herstellers befindet sich unter dem Gehäuse des Mythos eine stabile Aluminiumkonstruktion, die dafür ausgelegt ist, das Gerät der Schwerkraft trotzend in allen physikalischen Lebenslagen zu betreiben. Zu dieser Konstruktion gehören ebenfalls die fest mit ihr verbundenen Tragegriffe, die in einer für ihren Zweck ausreichend bemessenen Größe ausgeführt sind, sowie eine Anbringungsmöglichkeit für ein Sicherungsseil und die Quick-Lock-Verbindungen zur Aufnahme der Omega-Bügel.

Die weitere Beschreibung des äußeren Erscheinungsbildes geht schnell. So verfügt das Basement des Multifunktionsscheinwerfers neben der Clay-Paky-typischen Kombination aus batteriegepuffertem LCD-Bildschirm und den dazugehörigen Navigationstasten, welche sich bereits bei artverwandten Geräten anderer Produktserien bewährt hat, lediglich über einen Power-Con-True-Anschluss zur Spannungsversorgung, über zwei fünfpolige DMX-Anschlüsse für die Signalversorgung und eine Ether-Con-Schnittstelle. Zudem lassen sich – auch typisch für Geräte des italienischen Herstellers – die beiden Achsen des Gerätes, deren Vollausschlag im Panbereich von Anschlag zu Anschlag 540° und im Tiltbereich 244° beträgt, zu Transport- oder Servicezwecken arretieren.

Lichtquelle: Philips MSD Platinum 20R

Als Leuchtmittel kommt im neuen Mythos eine Philips MSD Platinum 20R Brenner/Reflektor-Kombination mit einer Leistung von gerade mal 470 W bei einem Lichtstrom von sage und schreibe 23.000 lm (Herstellerangaben) zum Einsatz. Diese Lampe hat eine Farbtemperatur von 7.800K und ist mit einer mittleren Lebensdauer von ca. 1.500 Stunden angegeben. Hier ist also auch ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl und Vorsicht vonnöten. Denn aus dem Zusammenspiel von Leuchtmittel, Reflektor und dem ausgeklügelten optischen System des Mythos kann der Austritt des Lichtstrahls unter Verwendung bestimmter Funktionen so intensiv sein, dass von Herstellerseite ein Mindestabstand zu beleuchteten Objekten von mindestens achtzehn Metern notwendig ist.

Hier könnte natürlich die berechtigte Frage aufkommen, ob die Vorgabe eines so großen Abstandes „im richtigen Leben“, man stelle sich beispielshalber mal eine mittelgroße Konzerthalle als Szenerie vor, überhaupt irgendwie eingehalten werden kann. Auch die Problematik, dass z. B. unbeteiligte Personen im Publikum unter Umständen auch direkt in den Lichtkegel schauen könnten, darf in dieser Leistungsklasse keinesfalls unterschätzt werden. Diese Diskussion ist nicht neu und bei diesem Thema können die Meinungen auseinandergehen. Fakt ist, dass jeder Anwender, der diese Art von Scheinwerfertypen einsetzt, auch genau wissen muss, womit er es zu tun hat, um entsprechend Sorge im Umgang mit solch leistungsstarken – und in diesem Sinne eben auch nicht ganz ungefährlichen – Geräten tragen zu können.

Gobos des Clay Paky Mythos

Der Clay Paky Mythos verfügt über zwei Goboräder. Eines davon ist mit insgesamt 18 fest eingesetzten Metallgobos ausgestattet, von denen insgesamt sechs als „Beam-Reducer“ fungieren. Hier misst der Durchmesser des kleinsten Lichtdurchlasses nur noch ca. einen Millimeter. Das zweite Goborad ist mit sechs rotier- und indizierbaren Glasgobos bestückt. Die Gobo-Bestückung kann beim Clay Paky Mythos sowohl beim ersten als auch beim zweiten Goborad durchweg als gelungen bezeichnet werden. Selbst unter Verwendung des kleinsten „Beam-Reducers“ bleibt der Lichtkegel auf Grund des leistungsstarken Leuchtmittels selbst bei Umgebungshelligkeit durchsetzungsfähig und knackig.

Bildergalerie Gobo-Auswahl des Mythos

Effektvolles und komplexes Innenleben des Mythos

Der Begriff „Multifunktionsscheinwerfer“ bekommt – besonders seitdem die Beam-Scheinwerfer vor einiger Zeit begannen, ihren Siegeszug anzutreten – von Entwicklungsschritt zu Entwicklungsschritt zunehmend eine ganz neue Bedeutung. Speziell beim Mythos stand die Herausforderung im Raum, ein kompaktes Gerät zu konzipieren, welches jedoch möglichst viele Funktionen miteinander in Einklang bringen kann. Das Entwicklerteam von Clay Paky hat hier durch die Modifikation einiger Komponenten, die im neuen Mythos zum Einsatz kommen, einen Weg gefunden, eine enorme Effektvielfalt zu ermöglichen, auch wenn dies auf den ersten Blick auf etwas unkonventionelle Art und Weise geschehen sein mag.

So verfügt der Mythos, und das ist bei Geräten dieses Typs bisher die 2Ausnahme, über eine CMY-Farbmischeinheit, die auf drei separaten kreis – förmigen Modulen untergebracht ist, jedoch nur die Hälfte davon für diese Funktion beansprucht. Die andere Hälfte dieser Module beherbergt zusätzlich die Festfarben, von denen es insgesamt 14 gibt, darunter auch Korrekturfilter, wie zwei verschiedene CTO- (2.500K und 3.200K), einen CTBund einen „Minus Green“-Filter.

Zusätzlich ist auf dem Cyan-Farbrad ein so – genannter „Hot-Spot-Filter“ untergebracht, unter dessen Verwendung der Austritt des Lichtkegels derart abgeschwächt wird, dass sich der laut Hersteller notwendige Mindestabstand zu beleuchteten Objekten auf nur noch zwölf Meter reduziert. Durch die Doppelbelegung der einzelnen Module sei aber zu beachten, dass nicht alle vorhandenen Funktionen gleichzeitig benutzt werden können. Ein klarer Pluspunkt ist jedoch, dass die Positionen der festen Farbfilter so gewählt wurden, dass sich bei Zwischenschritten stets brauchbare Halbfarben ergeben.

Bildergalerie Animationsrad mit Gobos

Entgegen der mannigfaltigen Funktionen, die es ermöglichen einen möglichst punktierten Lichtkegel zu erzeugen, ist der Mythos natürlich auch noch mit Funktionen ausgestattet, die es ermöglichen, den Lichtkegel zu erweitern. Neben dem bereits erwähnten Zoombereich von knapp 5° bis 50° ist der Multifunktionsscheinwerfer mit einem indizier- und rotierbarem Animations-Rad und einem Frostfilter ausgestattet. Dieses Frostfilter hat die Besonderheit, dass unter dessen Verwendung nur die Kanten des Lichtkegels weich erscheinen, eine Goboprojektion jedoch scharf abgebildet bleibt. Hinzu kommen zwei indizier- und rotierbare Prismen, das eine klassisch als kreisförmiges Achtfach-Prisma, das andere als lineares Vierfach-Prisma ausgeführt.

Ein mechanischer Dimmer und eine davon unabhängige Shutterfunktion, beides in Form von in den Lichtkegel einfahrenden Flaggen gelöst, komplettieren die Aufzählung der implementierten Funktionen, die das Gerät auf eine Gesamtzahl von 30 bzw. 34 Steuerkanälen bringen.

Zoom-Funktion des Clay Paky Mythos

Der Clay Paky Mythos ist von der Klassifizierung her nicht ganz so deutlich einer Produktgruppe zuzuordnen. Gerecht wäre wohl irgendwas in der Mitte zwischen einem Spot- und einem Beam-Scheinwerfer; das hervorragend abgestimmte optische System macht den Scheinwerfer irgendwie zu beidem. So ermöglicht die motorisch verfahrbare Zoomoptik, die auch bis zu knapp zwei Zentimeter aus dem Gerätekopf herausfährt, einen Lichtkegel mit einem Austrittswinkel von ca. 4° bis 50°. Um genau zu sein, gibt der Hersteller diese Werte mit 4,5° bis 30,8° unter der Verwendung des festen Goborades, und mit 6,5° bis 47,3° unter Verwendung des rotierbaren Goborades – bei scharfer Abbildung des Gobos – an. Doch damit nicht genug: Der Lichtkegel des Mythos kann unter Zuhilfenahme einer weiteren speziellen Linse in den vom Hersteller „Beam“ genannten Mode verändert werden. Dieser Modus reduziert den Austrittswinkel des Lichtkegels auf nur noch 2,5° und bringt den „Pipe-Effekt“ mit sich. Dies bedeutet, dass der Lichtkegel auch auf größerer Distanz einen gleichbleibenden Abstrahlwinkel hat. Wird das Gerät jedoch im Beam-Mode betrieben, sind, ähnlich wie beim Umgang mit der Farbmischung bzw. den festen Farben, für diesen Zeitraum die Funktionen Prisma, Zoom und das rotierbare Goborad nicht verfügbar.

Bildergalerie Zoom des Clay Paky Mythos

Der Mythos im praktischen Einsatz

Der neue Clay Paky Mythos hat rein von den aufgezählten Komponenten her also schon mal einiges zu bieten. Und dies wird in der Praxis noch einmal unterstrichen. Angefangen bei der Bewegung des Kopfes: Trotz des Umstandes, dass der Mythos im Bezug auf seine Größe nicht gerade ein Leichtgewicht ist, verrichten die Schrittmotoren ihre Arbeit hier ausgesprochen gut und bringen den Kopf schnell und präzise auf die gewünschte Position.

Auch die optische Sektion braucht sich in Sachen Abbildungsschärfe und Veränderung des Lichtkegels nicht zu verstecken. Tatsächlich ist die scharfe Abbildung eines Gobos möglich, sowohl in der Mitte als auch am Rand der Abbildung, und das über den gesamten Zoombereich. Zudem verfügt der Mythos über eine Autofokusfunktion, die es ermöglicht, ein einmal scharf gestelltes Gobo über den gesamten Zoombereich scharfdarzustellen, ohne den Fokus manuell nachjustieren zu müssen.

Auch die Auswahl der Standard-Gobobestückung kann beim Clay Paky Mythos sowohl beim ersten als auch beim zweiten Goborad durchweg als gelungen bezeichnet werden. Und selbst unter Verwendung des kleinsten „Beam-Reducers“ bleibt der Lichtkegel auf Grund des leistungsstarken Leuchtmittels selbst bei Umgebungshelligkeit durchsetzungsfähig und knackig.

Ein weiter hervorzuhebender und sehr positiver Aspekt ist, dass der Mythos mit einer CMY-Farbmischeinheit ausgestattet wurde. Dass sich die dafür verantwortlichen Module den Platz mit den festen Farben teilen müssen, kann im ersten Moment zwar schon etwas befremdlich wirken; aber mal ehrlich: So oft kommt es dann auch nicht vor, feste Farben und die Farbmischung gleichzeitig benutzen zu müssen. Zudem sind die festen Farbfilter sehr durchdacht auf den einzelnen Modulenverteilt worden, was speziell bei der Benutzung von Halbfarben im Zusammenspiel mit den einzelnen Gobos auffällt. Am Ende bleibt es jedoch dem Anwender überlassen, ob diese Art kleiner Einschränkungen als Ausschlusskriterium gesehen werden oder nicht.

Bildergalerie Prismen beim Mythos

Zwei Prismen: indizier- und rotierbar: klassisch als kreisförmiges Achtfach-Prisma plus lineares Vierfach-Prisma

Fazit: Was kann der Clay Paky Mythos?

In welcher Gerätekategorie ist der Mythos nun eigentlich angesiedelt – ist diese Frage überhaupt so wichtig? Zum einen erfüllt das Gerät alle Kriterien, welche die Klassifizierung als Beam-Scheinwerfer rechtfertigen. Andererseits sind die Funktionen, die für einen Spot-Scheinwerfer sprechen, auch in vollem Umfang vorhanden und bestens umgesetzt worden. So überzeugt der Mythos auf der einen Seite durch seine präzisen Abbildungen und die üppige vorhandene Effektpalette; auf der anderen Seite glänzt das Gerät auf dem Beam-Sektor. Mit dem Mythos kann man einfach beides!

Hinzu kommen die überaus positiven Faktoren, wie der nahezu unfassbare Output des neuen Leuchtmittels und die Möglichkeit, bei einem Gerät dieses Typs nun endlich auch mit Mischfarben agieren zu können. Und da er in diesem Jahr bereits von einigen Redaktionsmitgliedern mehrfach auf unterschiedlichen Veranstaltungen gesichtet wurde, scheint sich der „Mythos“ ja zu Recht bereits herumgesprochen zu haben.

Die Qualität und Flexibilität, die der Mythos mit sich bringt, hat auch ihren Preis: Er kostet laut Preisliste 7.900,− € (ohne MwSt.) und ist über den deutsch Vertrieb Lightpower aus Paderborn erhältlich.

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.