Schneller, direkter Workflow

Schnell und geradlinig: ETC ColorSource Konsolen

Die Einführung der neuen ColorSource-Konsolen hat steuerliche Gründe – und das ist hier durchaus wörtlich gemeint! Die Entwicklung der LED-Technik und der damit verbundene Fortschritt moderner Beleuchtungssysteme ist nicht mehr nur eine Sache großer, professioneller Anwendungen und Shows. Wir hatten Gelegenheit, uns bei einer exklusiven Preview Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den bereits erhältlichen ColorSource-Pulten anzusehen.

ETC ColorSource Konsolen
(Bild: Stefan Junker)

Die Vorteile bezüglich Praktikabilität, Flexibilität und nicht zuletzt einer höheren Wirtschaftlichkeit bewegen immer mehr auch kleinere Veranstaltungsstätten wie Stadthallen oder Schultheater zur Umrüstung auf neue Scheinwerfer. Doch mit dem Austausch am Beleuchterzug und dem Wegfall klassischer Dimmer stellt sich sehr schnell auch die Frage nach der passenden Steuerung moderner Farbmischsysteme oder gegebenenfalls sogar Moving Lights.

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Jetzt ist die Auswahl ja riesig, dürfte man meinen – vergisst dabei aber gerne, dass es sich bei kleinen Eventlocations oftmals um Territorien abseits der professionellen Welt mit seinen geradezu selbstverständlichen Begrifflichkeit wie HTP, Tracking, Timecode oder Medienserver handelt. Hier sollen nun die ETC ColorSource-Konsolen ansetzen und Menschen ohne professionellen Hintergrund die Möglichkeit bieten, Licht zu steuern und in gewissen Grenzen durchaus kreativ einzusetzen!

ColorSource-Familie
Die ColorSource-Konsolen gibt es grundsätzlich in vier Ausführungen – mit 20 beziehungsweise 40 Fadern sowie jeweils mit oder ohne „AV“ im Namen. AV steht dabei für Audio-Visual (nicht Video!), also die Einbindung, Verwaltung und Ausgabe medialer Inhalte in Form von Ton- oder Bilddateien direkt aus der Maschine. Aufgrund dieser Tatsache finden sich auf der Rückseite der AV-Pulte zusätzlich zu Strom-, USB- und DMX/RDM-Anschluss der Basisvariante auch ein Audio-In & Out sowie ein HDMI-Ausgang, der bei Nichtgebrauch der ContentAusgabe auch als externer Monitor genutzt werden kann. Als weiterer Bonus kommen bei der Premium-Variante noch eine zweite physikalische DMX-Buchse sowie ein Netzwerkanschluss zur Ausgabe der Steuersignale über ArtNet oder sACN hinzu, um die fest vorgegebene Kreisanzahl auf bis zu fünf Universen verteilen zu können.

Im Gegensatz zu vielen anderen Konsolen werden die steuerbaren Scheinwerfer nicht rein virtuell über ID-Nummern verwaltet, sondern müssen physikalisch mit je einem Fader als zugehörigem Kreisregler verbunden sein. Aus diesem Grund bieten die beiden Baugrößen der Konsolen auch nicht nur eine unterschiedliche Anzahl an Playback-Fadern, sondern auch die doppelte Kapazität an steuerbaren Kreisen. Über zwei Ebenen lassen sich so mit ColorSource 20 und ColorSource 20 AV insgesamt 40, mit ColorSource 40 sowie ColorSource 40 AV insgesamt 80 Kreise verknüpfen und ansprechen.

Die Oberfläche selbst wird im linken Teil von den Kreis- oder alternativ Playbackreglern dominiert, im rechten Teil findet man ein 7″-Multitouch-Display mit kontext-sensitiven Funktionstasten unterhalb sowie vier in gewissem Umfang konfi- gurierbaren Master-Fadern oberhalb. Mit einer Höhe von gerade mal 64 mm, einer Tiefe von 274 mm und einer Breite von 465 mm in der kleinen bzw. 668 mm in der großen Version sowie lediglich 3,1 bzw. 4,3 kg Gewicht wirkt vor allem die ColorSource 20 (AV) wie eine Reisekonsole, ist aufgrund ihrer im Vergleich doch eingeschränkten Funktionalität eher als platzsparende, unaufdringliche Konsole für Stadthallen, Schulaulen, kleine Theater oder Kirchen gedacht.

Bedienkonzept
Sinn und Zweck der ColorSource-Konsolen ist es, die Ansteuerung moderner Lichtsysteme für konventionelle „Umsteiger“, Anfänger und semi-professionelle Anwender so einfach wie möglich zu gestalten. Kein kompliziertes Setup, kein individuelles Screendesign, kein Tracking, sondern schneller und direkter Workflow sowie einfache Programming- und Playbackvorgaben. Insgesamt also so wenig (offensichtliche) Optionen wie möglich, dabei aber so viel Kreativität und Flexibilität wie nötig – all das zieht sich wie ein roter Faden durch Bedienung und Workflow der Konsole und beginnt schon direkt nach dem Einschalten mit der Möglichkeit, einige Video-Tutorials anzusehen, bevor man mit dem „Start“- Button die eigentliche Pultoberfläche aufruft.

Farbpalette mit „Chips“
Farbpalette mit „Chips“ (Bild: ETC)

Dort melden sich zu Beginn im einfachsten Fall RDM-fähige Geräte direkt in der Konsole an und müssen nur noch per Knopfdruck dem gewünschten Kreisregler zugeordnet werden – fertig ist das Setup! Unbenommen ist dabei natürlich die Möglichkeit, Scheinwerfer oder Dimmer manuell über die Library einzufügen.

In einer Art Basis-View, der „Stage Map“, lassen sich anschließend die Scheinwerfer per Drag&Drop topografisch oder logisch gruppieren, beispielsweise als Vorder-, Rück- oder Seitenlicht und von hier per Quick-Select über ihre Position auf dem Grid oder per vorher vergebener Tags selektieren – so man die gewünschten Leuchten nicht direkt über die zugeordneten Kreisregler auf die gewünschte Helligkeit bringt und dadurch automatisch selektiert. Sehr praktikabel ist dabei die Funktion der unter den Fadern liegenden Buttons. Diese zeigen durch intensives Leuchten nicht nur die Selektion des jeweils aktiven Kreises, sondern auch die über die Farbpalette mittels Colorpicker oder „Chips“ eingestellte Farbe direkt an.

ETC ColorSource
Weiterführende Attribute komplexerer Scheinwerfer oder Moving Lights können über den Menüpunkt „Controls“ aufgerufen werden. (Bild: ETC)

Weiterführende Attribute komplexerer Scheinwerfer oder Moving Lights wie beispielsweise Pan/Tilt, Gobos oder Zoom können über den Menüpunkt „Controls“ aufgerufen werden. Die hier dargestellten Parameter können nun per virtuellen „Wheeltasten“ bearbeitet werden. Ein kurzes Antippen öffnet ein Auswahlfenster mit den in der Library hinterlegten Presets. Legt man den Finger alternativ auf die Screen-Taste und schiebt nach oben oder unten, so scrollt man linear durch das Attribut. Was bei Gobo-, Farbrad oder Zoom noch durchaus praktikabel wirkt, ist ohne physikalische Encoder aber bereits bei Pan/Tilt etwas umständlich, zumal bei unserer Beta-Version die Parameter für Pan und Tilt nur einzeln anzusteuern waren – ein Umstand, der in einem der nächsten Updates geändert werden soll. Aber bereits hier zeichnet sich ab, dass die ColorSource-Konsolen in erster Linie nicht dafür entwickelt wurden, größere Stückzahlen hochkomplexer Moving Lights zu steuern, auch wenn es theoretisch möglich ist.

ETC ColorSource
Die hier dargestellten Parameter können nun per virtuellen „Wheeltasten“ bearbeitet werden. Ein kurzes Antippen öffnet ein Auswahlfenster mit den in der Library hinterlegten Presets. (Bild: ETC)

Gespeichert wird natürlich ohne Programmer und Tracking – getreu dem Motto „what you see is what you get“. Die Stimmungen und Looks lassen sich nun als Cues einer MasterCueliste mit bis zu 999 Steps oder direkt auf einen der 20 oder 40 Fader als „Playback Memory“ oder „Playback Sequence“, also einer vereinfachten Cueliste mit bis zu 20 Steps, ablegen. Über „Include Options“ stehen dem User bei Bedarf verschiedene Speichermodi wie Active, Selektive oder All sowie diverse Parameter-Filter zur Verfügung, diese Funktionen sind allerdings „versteckt“ und müssen durch den versierteren Anwender bei Bedarf erst aktiv aufgerufen werden, um sie zu verändern.

ETC ColorSource Konsolen
Legt man den Finger alternativ auf die Screen-Taste und schiebt nach oben oder unten, so scrollt man linear durch das Attribut (Bild: Stefan Junker)

Auch hier zeigt sich anhand zweier Features wieder der primäre Einsatzzweck der Konsolen als moderner Ersatz konventioneller 2-Szenen-Pulte: Betätigt man nach dem Speichern „Clear“, so werden zwar alle Intensitäten der Kreise auf null gesetzt, nicht aber Parameter wie Farbe oder auch Gobo, Position und so weiter. Verständlich, wenn man sich vor Augen hält, dass ein konventioneller Scheinwerfer mit Farbfilter ja auch nicht die Farbe wechselt, nur weil man ihn deaktiviert! Ebenso werden bei den ColorSource-Konsolen die Farbwerte per HTP verwaltet, ein Umstand, der es dem Anwender ermöglicht, beliebige Farbtöne über drei Playbacks für Rot, Grün und Blau selbst zu mischen – ebenfalls eine Reminiszenz an übliche Arbeitsweisen mit konventionellen Mehrfarb-Rampen.

 ETC ColorSource
Beim „Playback Toy“ werden die Playback Memories gesplittet in Intensität und sonstige Parameter dargestellt und lassen sich so direkt oder über weitere Filter miteinander kombinieren. (Bild: ETC)

Eine farbig hinterlegte Beschriftung unter dem jeweiligen Masterfader zeigt beim Playback dabei an, ob der aktuelle Stage Output aus der Master-Cueliste, den Playbacks oder einer Mischung aus beiden erzeugt wird. Bereits erwähnt wurden die unter „Controls“ zur Auswahl stehenden Moving-Light-Parameter, weiterhin findet sich hier neben einem einfachen Keypad ein sogenanntes „Playback Toy“ und „Effects“. Beim „Playback Toy“ werden die Playback Memories gesplittet in Intensität und sonstige Parameter dargestellt und lassen sich so direkt oder über weitere Filter miteinander kombinieren – ein interessantes Feature, was aber nicht theoretisch erläutert, sondern praktisch ausprobiert werden muss.

Unter „Effects“ findet sich eine einfache FX-Engine mit vorgefertigten Mustern für Farben, Movement (Shapes), Intensitäten und sonstige Parameter.

Besonderheit der AV-Konsolen
Neben der erhöhten Anzahl von USB- und DMX-Anschlüssen sowie der Netzwerkfähigkeit ist es vor allem der ebenfalls unter „Controls“ zu findende Reiter „Media“, der im Zusammenspiel mit Audio-In & Out sowie dem HDMI-Anschluss die ColorSource AV-Variante von der Basis-Konsole abhebt.

ETC ColorSource Konsolen
Hilfestellung: Es ist jederzeit möglich, über das Fragezeichen in der oberen linken Bildschirmecke und dem Druck auf das frag – liche Objekt Informationen und Hilfestellungen aufzurufen. (Bild: ETC)

Hier bietet sich dem User die Möglichkeit, neben bereits implementierten Vorlagen eigene Audiofiles (MP3, WAV, M4A, MP4) oder Bilddateien (JPG, PNG, max. 1.280 × 720 Pixel) mit einer maximalen Dateigröße von 4 GB Größe zu importieren und von hier aus parallel oder in Kombination mit Lichtcues auszuspielen. Der User kann die Bilder dabei in puncto Größe, Rotation und Position manuell per Touchscreen beeinflussen. insgesamt stehen für Mediendaten bis zu 32 GB Flash-Speicherkapazität direkt in der Maschine zur Verfügung. Bis auf weiteres ist nicht geplant, auch bewegten Content, also Filme abspielen zu können – die Konsole soll kein verkappter Medienserver sein.

Dafür gibt es aber als besonderes Highlight das „Video-Toy“, also Video-Effekte wie FireWorks, Blob oder WaterTable, die automatisch ablaufen oder auch interaktiv per Fingertipp getriggert werden können. Video-Effekte und Bilder werden dabei über maximal zwei Layer ausgespielt, die Konsole legt dabei beim Überblenden automatisch die jeweilige Ebene fest.

Fazit
„Schüler kommen und gehen – was bleibt, ist die Lehrerin, die Licht machen muss, aber nicht will …!“ so erklärt ETC Produkt Managerin Sarah Clausen pragmatisch eine klassische Zielgruppe der neuen ColorSource-Konsolen. Aber nicht nur in Schultheatern und Aulen, auch in Stadthallen oder kleinen TV-Studios und überall dort, wo man per Gesetz oder Einsicht konventionelle Scheinwerfer Schritt für Schritt gegen moderne LED-Scheinwerfer mit Farbmischung tauscht, dürften die ColorSource-Konsolen mit Fug und Recht behaupten, das perfekte Pult zu sein. Intuitiv, schnell und geradlinig bekommt man als Anfänger, Umsteiger oder semiprofessioneller Anwender ein Tool zur Hand, mit dem man bereits nach kurzer Einweisung arbeiten und Licht erzeugen kann.

ETC ColorSource Konsolen

Besonderheiten wie beispielsweise die HTP-Verarbeitung der Farbmischung oder das Beibehalten gesetzter Farben bis zur nächsten Änderung trotz ClearBefehl dürfte professionelle Anwender verwirren – Anhänger von lieb gewonnenen Denk- und Arbeitsweisen der konventionellen „Glühlampen-FarbfilterZeit“ aber sicherlich erfreuen!

Natürlich lassen sich auch durchaus ansehnliche Systeme mit Dimmerkreisen, Moving Lights und LED-Scheinwerfern bearbeiten und mit tiefer im Pult vergrabenen Funktionen wie einer einfachen FX-Engine oder dem Playback-Toy kreativ steuern – aber als Konsole für große Shows oder gar als Reisepult für den Tourneealltag ist sie nicht gedacht und dafür dann doch etwas zu einfach gestrickt!

Wer neben der Basisvariante die AV-Version wählt, bekommt als Mehrwert neben Netzwerkfähigkeit auch noch eine einfache Möglichkeit, Ton- und Bilddateien sowie diverse Video-Effekte auszuspielen. Die ETC ColorSource 20 Konsole ist zu einem Listenpreis von 1.590 € netto, ColorSource 40 für 2.450 € netto sowie die beiden AV-Versionen für 2.700 € netto beziehungsweise 3.600 € netto zu beziehen

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