Mikrofonierung

Instrumentenmikrofon DPA d:vote Core 4099 im Test

Egal, ob im Studio, auf der Bühne oder im Orchestergraben: Platz ist in der Regel ein kostbares Gut – also wohin mit all den Mikrofonen? Und vor allen Dingen mit den klobigen Mikrofonstativen? Sich optisch unauffällig verhalten und top klingen soll das Ganze sowieso. Ein gordischer Knoten, den DPA mit seinem Instrumentenmikrofon 4099 in der Core-Version lösen möchte.

Der Kopf des Instrumentenmikrofons DPA d:vote CORE 4099
Instrumentenmikrofon DPA d:vote CORE 4099 (Bild: Tom Schäfer)

DPA hat sich bereits vor Jahren aufgemacht, den Ansprüchen an besten Sound und in kleiner Bauform gerecht zu werden: Einerseits stellt DPA ebenso kompakte wie leichtgewichtige Mikrofone her. Andererseits wissen die zuständigen Entwickler auch, dass es damit alleine nicht getan ist, sondern dass es vielmehr eine ganze Reihe durchdachter und pragmatischer Halterungen für praktisch jedes erdenkliche Instrument braucht, um die Mikrofone auch wirklich sinnvoll einsetzen zu können und auf die lästigen und platzeinnehmenden Mikrofonständer verzichten zu können. Das neue CORE-Update soll zudem einen weiteren Schub in Richtung bester Transparenz bieten.

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Instrumentenmikrofon zum clippen: Size matters

Zum Test lag uns ein abgestimmtes Paar der d:vote Core 4099 vor. Für die Aufnahmen standen uns neben dem gematchten Paar der d:vote Core 4099 Mikrofone flexible Schwanenhälse für jedes Mikrofon zur Verfügung, Adapter von Micro-Dot auf XLR inklusive entsprechender Kabel (dieser Adapter dient gleichzeitig auch als Phantomspeiseadapter) sowie zwei magnetische Mikrofonhalter zum schnellen, sicheren und unauffälligen Anbringen der Mikrofone am Klavierrahmen. Auf die Adapter Micro-Dot auf XLR kann man selbstverständlich verzichten, falls man die Mikros an einem Sender betreiben möchte – DPA unterstützt zahlreiche Typen der unterschiedlichsten Hersteller.

Auch die technischen Daten lassen vor dem ersten Einsatz auf jeden Fall aufhorchen: der Grenzschalldruckpegel beträgt laut Datenblatt satte 142 dB, der Dynamikumfang klingt mit 100 dB erst einmal beeindruckend! Beide Werte lassen grundsätzlich erwarten, dass sowohl Pianissimo- als auch Fortissimo-Passagen einer Komposition von den Mikrofonen gut verarbeitet werden sollten. Ein Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz, ein niedriges Eigenrauschen sowie geringe Verzerrungen lassen ebenfalls auf gute Ergebnisse schließen. Insgesamt wirken die Mikrofone und das gelieferte Zubehör sehr gut und robust verarbeitet, wenngleich man aufgrund der filigranen Konstruktion etwas mehr Sorgfalt und Vorsicht walten lassen sollte als bei manch einem vermeintlichen „Industriestandard“.

DPA d:vote CORE 4099 mit Kabel
Eine der Stärken von DPA Sehr umfangreiches Zubehör

Recordingpraxis Core 4099

Zum Test der Mikrofone stand uns ein Steinway-Flügel B-211 zur Verfügung. Häufig wird dieser als „der perfekte Flügel“ bezeichnet. Und obwohl das natürlich Marketing-Talk ist, handelt es sich auf jeden Fall um ein sehr hochwertiges und nuancenreiches Instrument, das aufgrund seiner reichen Skala an Klangfarben und seines lebendigen Tons bestens für Studios und mittlere Veranstaltungsräume geeignet ist – eine anspruchsvolle Aufgabe für jedes Mikrofon.

Das Zusammensetzen der einzelnen Komponenten des gematchten Mikrofonpaares erweist sich als vollkommen problemlos und auch die Anbringung der Mikrofone am Instrument selbst gestaltete sich absolut schmerzfrei: Die magnetischen Halter lassen sich an jeder beliebigen Stelle des Klavierrahmens sicher und stabil anbringen und verändern auch während des Spielens ihre Position nicht. Innerhalb von deutlich weniger als fünf Minuten ist man bereit für den Soundcheck.

Die Richtcharakteristik der Testkandidaten wirkt als Superniere. Das ist zwar einerseits eine feine Sache, wenn es um die Vermeidung von Feedback geht, andererseits sollte man bei der Positionierung der Mikrofone stets den bei dieser speziellen Richtcharakteristik bauartbedingt recht ausgeprägten Nahbesprechungseffekt bedenken. Eines schon einmal an dieser Stelle vorweg: Ein Nachteil stark gerichteter Mikrofone ist häufig eine ausgeprägte (und meist unerwünschte) Färbung des Off-Axis-Sounds, d. h. seitlich eintreffender Schall wird normalerweise recht stark und wenig vorteilhaft „eingefärbt“. DPA nimmt nun in Anspruch, dass die verwendete firmeneigene Core-Technologie nicht nur das Eigenrauschen und Verzerrungen vermindert, sondern auch hilft, diese Färbung zu verhindern. Und soweit wir dies bei unseren Tests hören konnten, ist das weitestgehend auch tatsächlich der Fall. Nur ein kleiner Wermutstropfen soll hier nicht verschwiegen werden: Die magnetischen Halterungen erfüllen ihre Aufgabe zwar anstandslos, wir hätten uns für manche Anwendung jedoch gewünscht, die Mikrofone etwa am geöffneten Klavierdeckel anbringen zu können; leider steht hierfür im sonst sehr umfangreichen Sortiment an Mikrofonhaltern kein geeigneter Kandidat zur Verfügung. Wie wäre es, liebe DPA-Entwickler, mit einem Mikrofonhalter mit Saugnapf?

Das DPA d:vote CORE 4099 Instrumentenmikrofon klemmt zur Tonabnahme in einem Steinwayflügel
Magnetische Mikrofonhalter zur Tonabnahme im Flügel (Bild: Thomas Zahn)

Der 4099-Klang am Klavier

Wer schon einmal einen Flügel mikrofoniert hat, wird auch bei der Arbeit mit den DPA-Mikrofonen keinerlei Schwierigkeiten haben. Und ansonsten gilt: Erfahrung und gesunder Menschenverstand helfen auch hier weiter. Wir haben die Mikrofone an den unterschiedlichsten Positionen ausprobiert und erhielten praktisch immer sehr gute Ergebnisse, wobei uns eine Position in der Nähe der Klavierhammer am meisten überzeugen konnte.


»Die Anbringung am Flügel verlief problemlos und schnell – der Soundcheck konnte nach deutlich weniger als fünf Minuten beginnen.«

Thomas Zahn


Das gelieferte Klangbild ist stets sehr offen und transparent und steht gleichzeitig auf einem soliden (Bass-) Fundament, die Mitten sind akzentuiert ohne überbetont zu sein und insgesamt wirkt der wiedergegebene Klang sehr ausgewogen und natürlich, sehr nahe am unverstärkten Instrumentenklang. Auch die Stereowiedergabe ist sehr schön. Hier klingt nichts artifiziell aufgeblasen oder geschönt. Arpeggien kommen sehr schön perlend und auch in den höchsten Lagen prima aufgelöst und ohne in den Ohren zu schmerzen. Gleichzeitig wird auch das Spiel der linken Hand sehr straff und gut betont wiedergegeben – ob hier nicht doch der Nahbesprechungseffekt vorteilhaft genutzt wird?

Die Dynamik des Spiels wird insgesamt sehr schön wiedergegeben, sowohl Pianissimo- als auch Fortissimo-Passagen (und natürlich alles dazwischen) gibt das Stereopaar sehr selbstbewusst wieder und auch hinsichtlich Eigenrauschen und Verzerrung kann man den Mikrofonen Bestnoten ausstellen. Eigenrauschen ist zu keinem Zeitpunkt wahrzunehmen und auch Verzerrungen traten nicht auf – beides sehr wichtig für eine naturgetreue Wiedergabe der Dynamik des Spiels. Wer es nicht schafft, mit diesen Mikrofonen einen sehr guten Klavierklang hinzubekommen, ist wohl selbst schuld.

Sehr schön auch, wie die Mikrofone auf Equalizer, Kompressoren oder Hallgeräte reagieren – nämlich sehr gutmütig. Einer effektiven Nachbearbeitung steht nichts im Wege, der von den Mikrofonen gelieferte Klang kann sehr gezielt und akkurat bearbeitet werden.

DPA 4099 an Gitarren – und Amps

Während der Testphase stand uns unter anderem auch eine Gitarre zur Verfügung: die Weissenborn Lap Steel ist ein Instrument, bei dem nicht nur der Korpus hohl ist (wie das bei akustischen Gitarren nun einmal der Fall ist), sondern auch der Hals, denn Korpus und Hals bilden im Gesamten einen Resonanzkörper. Der resultierende Klang ist extrem facettenreich und verfügt über eine äußerst komplexe Obertonstruktur, der dynamische Umfang reicht von sehr zart bis vergleichsweise laut; ein Instrument, an dem schon zahlreiche Mikrofone gescheitert sind.

Hals-Mikrofonausrichtung an einer Dreadnought
Bridge-Abnahme an einer Dreadnought-Gitarre

Für unsere Zwecke brachten wir ein Mikrofon so an, dass es das Instrument ca. am 12. Bund abnahm, das andere Mikrofon richteten wir auf die Brücke aus. Dank der speziellen DPA-Halterung für Gitarren ließen sich die Mikrofone problemlos und nicht-invasiv am Instrumentenkorpus befestigen. Der Klang, den die DPA-Mikrofone lieferten, wusste in jeder Position zu überzeugen, aber insbesondere beide Mikrofone im Zusammenspiel. Der komplexe Klang der Weissenborn wurde jederzeit sehr nuanciert wiedergegeben, keine Facette des Klanggeschehens wurde unterschlagen. Wenngleich auch hier wieder auffiel, dass die Wiedergabe in den Bässen möglicherweise etwas „larger than life“ war, was dem gelieferten Ergebnis jedoch durchaus zugute kam – sehr schön!

Nach den an der Weissenborn erzielten Ergebnissen waren wir zuversichtlich, dass die Mikros auch an einer konventionellen Akustikgitarre klaglos ihren Dienst verrichten und die gewünschten Ergebnisse liefern würden – und so war es denn auch. Sowohl in der Steg- als auch in der Halsposition konnten wir die gewünschten Ergebnisse ohne Umstände erzielen. Ein kleiner positiver Nebeneffekt an der akustischen Gitarre: Wie ja allgemein bekannt ist, neigt der gemeine Akustikgitarrist gerne dazu, sich auch selbst während des Spiels gesanglich zu begleiten, was nicht selten dazu führt, dass im Gitarrenmikro ein unerwünscht hoher Anteil an Gesang auftritt. Dank der Supernieren-Richtcharakteristik lässt sich dieser zumeist unerwünschte Nebeneffekt bei geschickter Mikrofonplatzierung auf ein vertretbares Maß reduzieren.

Durch die bisherigen Ergebnisse ermutigt und durch den hohen nominellen Grenzschalldruck herausgefordert, brachten wir die Mikrofone nun noch an einem Gitarrenverstärker an – DPA sagt ja selbst, dass die Mikros gerade auch im Hinblick auf hohe SPLs entwickelt wurden. Mit Hilfe des Gitarrenhalters konnten wir die Mikros einfach an den Holzrahmen der Verstärker klemmen, wo sie auch problemlos ihre Position hielten. Der von den Amps gelieferte Pegel stellte die Mikros keinesfalls vor Probleme und der gelieferte Sound wusste auch in dieser Anwendung zu jedem Zeitpunkt zu überzeugen. Sehr schön aufgelöst, nuanciert und dynamisch wurde das Spiel wiedergegeben.

DPA 4099 am Fender Pro Junior mit National New Yorker
Montage am Fender Bandmaster

»Wer es nicht schafft, mit diesen Mikrofonen einen sehr guten Klavierklang hinzubekommen, ist wohl selbst schuld.«

Thomas Zahn


Fazit zum DPA d:vote Core 4099

In jeder Anwendung konnten die Mikrofone sehr schöne klangliche Ergebnisse liefern. Nie wahrzunehmendes Eigenrauschen oder Verzerrungsanteile tun ihr Übriges, diesen po sitiven Höreindruck zu belegen. Ein Dynamikumfang von 100 dB bei einem Grenzschalldruck von 142 dB trägt ebenfalls zu den sehr erfreulichen Ergebnissen bei. Der Straßenpreis für das Stereoset inklusive Zubehör liegt derzeit bei knapp unter 1.100 €. Bei diesem Preis, der gelieferten Qualität (sowohl baulich als auch klanglich) und der Vielseitigkeit der Mikrofone sollte man eine Anschaffung in Betracht ziehen – nicht nur, wenn man regelmäßig auf beengtem Raum arbeiten muss.

Technische Daten des DPA d:vote Core 4099

Richtcharakteristik Superniere
Funktionsweise Pressure gradient /
Pre-polarized condenser
Frequenzgang 20 Hz – 20 kHz
80 Hz – 15 kHz/ ±2 dB,
in 20 cm (7,9 in)
Sensitivity 6 mV/Pa / ±3 dB at 1 kHz;
–44 dB re. 1 V/Pa
Equivalent noise level,
A-weighted
Typ. 23 dB(A) re. 20 μPa
(max. 26 dB(A))
S/N ratio (A-weighted),
1 kHz at 1 Pa (94 dB SPL)
71 dB
Total harmonic distortion (THD) < 1 % up to 131 dB SPL peak
Dynamic range 108 dB
Max. SPL 142 dB
Connector MicroDot
Microphone length 45 mm (1,8 in)
Cable length / cable diameter 1,8 m (5,9 ft) / 1,6 mm (0,06 in)
or 2,2 mm (0,09 in)
Gooseneck length 140 mm (5,5 in)
Capsule diameter 5,4 mm (0,21 in)

 

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