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Unsichtbare „Ermöglicher“

Event-Trucking und Dry Hire von Niclen + Publitec

Die Unternehmensgruppe NicLen + publitec vermietet Licht und Ton- sowie Videotechnik und Rigging im großen Stil – verbunden mit der Möglichkeit, das Equipment kostenlos per LKW zum Kunden zu bringen. Was, wenn ein Kunde jedoch „nur“ passende Lkw für fremde Technik benötigt? Die Lücke will der Dienstleister mit einem neuen Konzept schließen: Schwarze, optisch neutrale Lastzüge können über „PRIME logistics“ samt Fahrer gebucht werden. Der Vorteil gegenüber einer Spedition besteht bei den Anforderungen im Event-Bereich mit ungewöhnlichen Lieferzeiten und unwegsamen Zufahrten, etwa auf Festival-Gelände. Ein Blick von Nicolay Ketterer auf die Herausforderungen zwischen Dry-Hire von Equipment und Transport.

(Bild: Niclen)

Nahe dem Dortmunder Flughafen, ein Stück draußen im Grünen, findet sich das weitläufige Firmengelände von NicLen und publitec. Von außen erscheint das große, verschachtelte Gebäude mit Loading Docks, geteerten Rangierflächen und Stellplätzen wie ein kompaktes Logistikzentrum. Dahinter befinden sich eingezäunte Grünflächen, ein Schäfer lässt dort gelegentlich seine Schafe grasen. Das Lager misst laut dem Dienstleister 23.000 Quadratmeter – in den Hallen reihen sich scheinbar endlos Hochregale aneinander, in denen Licht-, Ton-, Video-, und Rigging-Material lagert, dazu sind Werkstätten und Teststrecken vorhanden. Stapler fahren leise surrend durch die Gänge, es herrscht stetige, aber nicht hektische Betriebsamkeit.

Auf der Stirnseite des Firmengeländes thront die sogenannte „Lichtburg“ – ein lichtdurchflutetes Gebäude, das von einem See umlaufen wird. Der Eingangsbereich ist über eine Brücke zugänglich. „Schon ein bisschen speziell“, fasst Marc Metzler augenzwinkernd den Kontrast zur Lagerhalle zusammen. Metzler leitet bei NicLen die neu gegründete Prime-Transportabteilung. NicLen, damals selbst im Wachsen begriffen, übernahm das Gelände. Das Lichtburg-Gebäude will die Firma künftig als Event-Location vermieten. Davor sind kleine Olivenbäume in ausrangierte Flightcases gepflanzt, nachhaltig als rollbare Blumenkübel umfunktioniert. Im See sprudelt indes noch eine kleine Wasserfontäne über dem Wasserspiegel.

Marc Metzle
Marc Metzler leitet die „Prime“-Transportabteilung (Bild: Niclen)

30 Jahre NicLen: Mittlerweile Niederlassungen in England, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz

Dieses Jahr feierte Niclen sein 30-jähriges Bestehen. 2019 schloss sich NicLen – Spezialist für die Vermietung von Licht- und Audiotechnik sowie Rigging   – mit dem Videoanbieter publitec zusammen, sie bieten seitdem das kombinierte Portfolio gemeinsam an. Aktuell existieren auch Niederlassungen in England, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz. Metzler fing 2002 an – damals waren sie noch neun Mitarbeiter, erinnert er sich. Mittlerweile sind es insgesamt über 200 Mitarbeiter.

„Wir agieren im Hintergrund“

Fragt man nach „Event-Meilensteinen“ in der Firmengeschichte, gibt er sich zurückhaltend. „Unsere Direktive als Dry-Hire besteht bei darin, im Hintergrund zu agieren. Die Production Company kommt zu uns, sagt, welche Lampen sie braucht, und bekommt sie – unabhängig davon, was sie damit macht. Der Kunde soll sich von uns weder belästigt fühlen noch Angst haben, dass wir beim nächsten Mal direkt an seinen Endkunden herantreten könnten. Wir sagen immer: Auf jeder Veranstaltung in Deutschland liegt mindestens ein Schuko-Kabel von uns.“

Etwas, das sich nennen lässt: „Früher haben wir für einen Kunden gemeinsam sehr viele große Raab-Events wie ‚Schlag den Raab‘, ‚Stock Car Crash Challenge‘ oder ‚Wok-WM‘ gemacht. Daraus resultierend kamen wir auch in den Genuss, mehrmals den Eurovision Song Contest mit auszustatten, durch den Gewinn von Lena Meyer-Landrut 2010 in Oslo.“ Darunter 2011 in Düsseldorf und 2012 in Baku/Aserbaidschan. „Bei Großereignissen im Sport kann man davon ausgehen, dass recht viel NicLen- und publitec-Material im Einsatz ist. Bei vielen Großveranstaltungen bekommen wir gar nicht mit, dass Material von uns im Einsatz ist, weil Kunden das Projekt als Geschäftspolitik generell geheim halten.“

Niclen-Teststrecke Hier werden Scheinwerfer durch Pult-Routinen auf alle Funktionen geprüft. Über Leinwände an der Decke können Farbtemperatur-Unterschiede gemessen werden. (Bild: Nicolay Ketterer)

Vom eigenen Mietmaterial-Transport zum Event-Trucking-Anbieter

Wer bei NicLen Equipment mietet, bekommt das seit 2013 kostenlos durch den eigenen LKW-Fuhrpark geliefert. „Mit der Flotte haben wir ein Routen-System etabliert: Die Kunden müssen sich auf bestimmte Tage festlegen, an denen das Auto beispielsweise nach Berlin, Hamburg, München, oder ins Ausland fährt. Alles, was auf unserer festen Route liegt, wird dann für den Kunden kostenlos von uns geliefert und auch wieder abgeholt. Von Kundenseite kam immer mal wieder die Nachfrage nach individuellen Transportlösungen. Das brachte uns dazu, unsere Prime-Logistik zu entwickeln.“

Die Idee entstand gedanklich in der Corona-Zeit. „Damit die Lkw-Reifen sich nicht viereckig stehen, haben wir uns überlegt, was wir tun könnten. Wir fuhren eine Weile Möbel für Möbelgroßhändler. Die hatten während der Pandemie viel zu tun, und wir sind auf den Zug aufgesprungen. Das war eine Notbeschäftigung, aus der wir eine Tugend gemacht haben. Wir konnten die Autos und die Fahrer in der Zeit halten – das war in dem Moment das Wichtigste für uns.“ Im Zuge dessen fragten sie bei Kunden nach Transportaufträgen. „Wir haben dann entschieden, auch im Kundenauftrag fremdes Material zu fahren. Dabei entstanden Konflikte: Bei einem Kunden fährst du nur NicLen-Material, beim anderen nur Fremdmaterial durch die Gegend, vielleicht von einem Wettbewerber. Der Hauptgedanke: Mit der NicLen-Logistik – weiße Trucks mit NicLen-Aufschrift – fahren wir nur unser Material. Mit der Prime-Logistik fahren wir alles, was der Kunde braucht – sein Material, gerne NicLen-Mietmaterial, publitec-Material, aber auch Material, das er bei einem anderen Dry-Hire-Anbieter oder einem seiner Kooperationspartner anmietet. Die Lkw sind komplett schwarz, ohne Beschriftung, so neutral wie möglich. Wenn der Trailer auf einem Festival oder vor einer Veranstaltungshalle steht, könnte er von jedem sein.“

Die neue Abteilung entstand zusammen mit der Tour-Trucking-Firma MEXS Transporte aus Sendenhorst (bei Münster). „Das ist deren Kerngeschäft. Wir haben sie mit ins Boot geholt, um mehr Kompetenz im Bereich Tourneen zu erwerben, und um die Fremdtransport-Branche kennenzulernen.“ Laut Metzler entstand eine „erfolgreiche, entspannte Kooperation“. „Das Invest der neuen Autos haben wir uns praktisch geteilt. Die Prime-Lkw werden alle bei uns in Dortmund disponiert und stationiert.“

Wenig Gewicht, viel Volumen Traversen brauchen Platz – im Lager, und später auch im LKW (Bild: Nicolay Ketterer)

Erfahrungs-Vorteil bei Event-Trucking gegenüber herkömmlichen Speditionen

Inwieweit unterscheidet sich „PRIME logistics“ von herkömmlichen Speditionen, die nicht gezielt mit Veranstaltungen zu tun haben? „Eine individuelle Logistik ist natürlich teurer als ein Spediteur, was das Hauptargument dagegen wäre.“ Er lacht. „In unserer Branche ist allerdings wichtig, dass der Fahrer weiß, wie er sich auf einem Messegrund bewegt, wie er an die Hallen und Locations rankommt, teilweise mit Zuwegen, die für einen normalen Lkw-Fahrer unbegreiflich zu nutzen sind. Du fährst mit den Lkw auf ein Festivalgelände: Wacken war dieses Jahr eine Schlammschlacht! Ein normaler Spediteur würde einem den Vogel zeigen, und nicht auf das Gelände fahren. Oder: ‚In der Allee sind die Bäume 2,20 Meter voneinander entfernt – mein Truck ist 2,50 Meter breit – dort fahre ich nicht durch.‘ Unsere Jungs finden Wege, dort hinzukommen – damit das Material auf die grüne Wiese gefahren wird, wo die Bühne gebaut wird, und wo am Ende vielleicht zehntausende Menschen ein Festival feiern.“

Ein weiterer Punkt: „Wir wissen, dass man auf einer Messe, einer Veranstaltung, wo auch immer, zum Entladen eine Rampe braucht. Finde mal einen Spediteur, der eine Verladerampe dabei hat. Sie gehen davon aus, in ein Lager zu fahren, in dem ein Gabelstapler die Ware rausholt. Fährst du allerdings auf einen Festival-Ground, existiert das nicht.“

„Dazu kommt: Es ist ein Rock’n’Roll-Geschäft. Dort sind vielleicht die Sprüche etwas derber, der Zeitplan kann bei Konzerten häufig nicht wie geplant eingehalten werden – allerdings muss der Truck trotzdem pünktlich sein. Wenn um Viertel nach acht die Live-Show losgeht, dann ist das so – egal, ob der Lkw-Fahrer Angst hat, irgendwohin zu fahren oder nicht. Dann wird gesendet, und dann muss es fertig sein. Der Spediteur ruft seinen Kunden an und sagt: ‚Tut uns sehr leid, aber die Zustellung ihrer Ware verzögert sich um zwei Tage.‘ Das können wir uns in unserer Branche nicht erlauben. Wenn ein festes Timing vorgegeben ist, müssen wir das auch einhalten.“ Wie lässt sich ausreichend Puffer einplanen, um sicher zur gewünschten Uhrzeit auf dem Gelände anzukommen? „Ich plane so, dass das Auto mit ausreichend Reserve vor der bestellten Uhrzeit dort ist. Wenn ich freitags geladen habe und das Material muss Montag morgens um 8 Uhr beim Kunden in Berlin sein, schicke ich das Auto meistens so los, dass der Fahrer am Sonntag fährt und so ankommt, dass er seine elf Stunden Pause schon in Berlin macht, um dort mit einer frischen Lenkzeit zu starten.“

Als Zuschauer bekommt man nie mit, dass etwas schief geht – weil am Ende immer eine Bühne steht. „Es geht auch nie etwas schief, das ist das Gute!“, meint er lachend. „Mit einer erfahrenen Trucker-Crew passiert das auch nicht. Vor Jahren hatten wir mal aus der Not heraus auch eine externe Spedition beauftragt. Wir hatten freitags bei uns geladen, die Anlieferung war für Sonntag geplant – drei Autos von uns, dazu zwei Speditions-Lkw. Wir haben zuerst die Speditions-Fahrzeuge fertig gemacht, die sind vom Hof gerollt, dann kamen unsere Jungs, die beladen wurden und losgefahren sind. Nachdem unser Kollege losfuhr, sah er die Speditions-Lkw keine 200 Meter weiter am Straßenrand stehen, die schon drei Stunden weg waren. Er hielt an, fragte, ‚was macht ihr denn hier?‘ – Sie antworteten: ‚Ist ja Wochenende. Wir fahren am Montagmorgen!‘ Auf so eine Idee würde ein Event-Trucker nie im Leben kommen – die machen ihr Wochenende dann, wenn es passt – Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag, aber oft nicht Samstag oder Sonntag. Zum Glück hat der Kollege das gemerkt, sonst hätte es auf dem Festival tatsächlich unvorhersehbare Verzögerungen gegeben. Daher war mir von Anfang an wichtig, dass die PRIME logistics Fahrer sich tatsächlich in der Branche auskennen, und nicht vorher etwas völlig anderes gemacht haben. Du fährst nicht von einem Großlager zum nächsten, sondern dahin, wo’s wehtut. Das können tatsächlich nur Leute, die hochmotiviert sind, und die grundsätzlich genau wissen, wie das funktioniert. Mir wurden ganz am Anfang zum Glück zwei, drei Fahrer-Kollegen aus dem NicLen-Team zur Seite gestellt, die dann Prime-Lkw übernommen haben, und deren Vorwissen und persönliche Kontakte in der Branche den Weg ermöglicht haben, dort schnell reinzukommen – dazu die Zusammenarbeit mit MEXS, die mit viel Rat und Tat unterstützen konnten.“

2 von 25 weißen Niclen-MAN-Trucks, die das Mietmaterial zum Kunden fahren. Metzler: „Jeder Fahrer hat sein eigenes Auto – momentan sind drei Autos unbesetzt, die unseren drei Berufskraftfahrer-Auszubildenden zur Verfügung stehen.“ (Bild: Nicolay Ketterer)

Fahren im Kundenauftrag: „Full Truck Loads“ oder Zuladung möglich

Generell deckt das Prime-Geschäft zwei Bereiche ab: „Zum einen sogenannte ‚Full Truck-Loads‘: Der Kunde bucht das Fahrzeug und kann darüber verfügen, wie er möchte. Wir fahren für ihn zu seinem Lager, laden Material zu, fahren damit eine Tournee oder auch nur eine einzelne Location an, und bleiben den Tag über dort stehen. Wenn das Equipment nachts abgebaut ist, wird wieder geladen und das Fahrzeug fährt wieder zurück.“ Der zweite Bereich beschreibt das Geschäft der Zuladung: „Jemand braucht einen Transport, der nächste Woche irgendwann in München sein soll. Wir bilden das in einem Kombi-Transport ab, schauen, in welchen Zeitfenstern wir das erledigen können, dann fährt das Auto einen Sammeltransport.“ Preise kann er nicht voraussagen – das seien Tagespreise, dazu abhängig von der Auftragslage sowie Lenkzeiten der Fahrer.

Erster Testlauf mit Stammkunden Ende 2022

Die Dienstleistung wird seit Mai 2023 beworben – seitdem sind alle bestellten Trucks vor Ort. „Die ersten Autos kamen im Oktober 2022, die wir damals direkt auf die Straße gebracht haben, mit Stammkunden – um die tatsächlichen Bedürfnisse besser kennenzulernen. An vieles, was von Kunden angefragt wurde, hatten wir im Vorfeld nicht gedacht – zum Beispiel der Transport von Möbeln, die sich nicht vernünftig sichern lassen: eines der ersten Projekte war eine Abholung in Berlin, zwei Trailer voll mit Gaming-Stühlen, die zu einer Gaming-Messe sollten. Die Gaming-Stühle standen lediglich auf ihren Rollen – und sollten idealerweise heil beim Kunden ankommen. Oder Sitzsäcke, Merchandise-Pappkartons, Säcke mit Luftballons, … Bei der NicLen-Logistik nutzen wir Flightcases mit Truckmaß. Vier Cases passen genau nebeneinander, du machst einen Gurt drum, und das Case fällt nicht mehr um. Wenn du über Jahre gewohnt bist, Truckmaß-Kisten zu haben, und hast plötzlich Stellwände, in denen Monitore eingebaut sind, mit vorgeklebten Spiegeln – dann machst du drei Kreuze, wenn das ohne Bruch einigermaßen ankommt!“ Sonderbauten seien eine Herausforderung. „Davor macht sich der Messebauer keinen Kopf, wie sich das transportieren lässt, wie man das aus dem Truck rausnehmen und zwischenlagern kann. Stellwände musst du an eine Wand stellen – in einem riesigen Lager, wo nur eine freie Stellfläche zur Verfügung steht, möglicherweise ohne Wand, ist das praktisch unmöglich zu handhaben. Solche Fälle wollen wir natürlich abbilden können. Dafür musst du praktisch alles neu lernen und hinterfragen, weil wir das als NicLen tatsächlich nicht kannten. Bei PRIME logistics ist jeder Transport individuell.“

Sonderbauten als Handling-Herausforderung

Er erinnert sich an einen anderen Fall: „Wir haben mal aufwendige Dekosysteme für einen Kunden verfahren, komplett aus Glas, beleuchtet und mit LED-Wänden verkleidet. Der Kunde hatte sich allerdings keine Gedanken gemacht, ob die Konstruktion transportsicher eingecased werden kann. Da ist dann Kreativität unsererseits gefragt.“ Die Lösung bestehe meist in Stretch- und Luftpolsterfolie. „Im Zweifel muss noch ein Truck mehr bestellt werden, weil das Material sonst nicht mehr sicher reinpasst. Der Rock’n’Roller lässt hochpacken, wenn er auf Kosten achten muss. Das funktioniert bei solchen Messe- oder Roadshow-Sonderbauten nicht. Das sind Konstruktionen, die vielleicht für den Kunden vor Ort praktisch, aber sehr schwierig zu transportieren sind. Natürlich gibt es am Ende Theater, wenn ein Spiegel oder ein Kronleuchter kaputt geht. Die Leute gehen davon aus: ‚Das Prime-Auto kommt, wir laden aus, bauen auf und können die Show anfangen.‘ Und nicht: ‚Wir müssen erstmal einen Tag lang alles reparieren.‘ Das darf es nicht sein.“

Stapler-Regalkorridor im Lager Aufgrund der Festival-Saison ist gerade viel Material unterwegs (Bild: Nicolay Ketterer)

Bereits erfolgreiche Festival-„Akkord-Abwicklung“

„Erstaunlich ist, wie groß der Hunger nach individuellen Transportlösungen und dem Möglichmachen von Projekten ist“, fasst er die Phase seit dem Start zusammen. „Wir hatten für das Hurricane- und Southside-Festival – was Geschwister-Festivals sind– schon den Fall, dass die Backline, Licht und Ton über Nacht von A nach B gefahren werden musste. Das gleiche bei Rock am Ring und Rock im Park. Das haben wir pünktlich hinbekommen, trotz aller Widrigkeiten im Wetter und Verkehr, und Timings der Bands. Das war cool, dass wir als gerade recht frisch am Markt befindliches Transportunternehmen das Vertrauen der Kunden bekommen hatten, und das dann auch hingekriegt haben – nicht zuletzt dank der Erfahrung der Firma MEXS.“ Es sei erfüllend, schnell in die große Event-Trucking-Welt einzutauchen. „Mit dem Vorteil, den Dienstleister NicLen als Gewicht in der Branche im Rücken zu haben, der grundsätzlich weiß, wie das Geschäft funktioniert, ist es sicherlich einfacher als für jemanden, der einfach nur Geld in die Hand nimmt und Lastwagen kauft. Das glaubt man uns vielleicht eher – nichtsdestotrotz muss man aber auch beweisen, dass man es wirklich kann.“ Das habe seit Beginn der Geschäftsidee gut funktioniert, meint er.

Verzollung: Erfahrung durch ausländische Niederlassungen

Bei den logistischen Hürden hilft die Firmenstruktur mit ihren Niederlassungen in England und der Schweiz: „Seit 2018 existiert in Princes Risborough, ein paar Kilometer östlich von London, eine Niederlassung, die wir mindestens zwei Mal die Woche beliefern. Das übernimmt bei uns PRIME logistics für NicLen – die Filiale existierte schon vor dem Brexit, und wir mussten uns schon vor dem Brexit in die Zollvorschriften einfuchsen.“ Ständig wechselnde Vorschriften während der Übergangszeit des Brexits – mitunter immer noch – führten dazu, „dass wir mittlerweile eine eigene Zollabteilung mit zwei Kolleginnen eingerichtet haben – zumal unsere Niederlassung in der Schweiz dieses Jahr dazu gekommen ist. Wenn ich einen Kunden bei PRIME logistics habe, der auf die Idee kommt, vielleicht auch ein Konzert in Zürich zu spielen, braucht er dafür ein Carnet ATA [Zolldokument zur vorübergehenden Einfuhr von Waren]. Das können wir auch für den Kunden erstellen. In Abhängigkeit zum Warenwert können wir sehr schnell auch kurzfristig Carnet ATA für unsere Kunden anfertigen.“

Dazu kommen weitere Vorgänge wie die Zollbeschau: „Es macht es einfacher, wenn es deine eigenen Autos sind, die du beladen kannst, drei Kilometer weiter zum Zollamt Dortmund-Ost fährst und die Ware dort vorstellst. Das Personal kennt uns, sie wissen, dass wir vertrauenswürdig sind, und welche Tücken unsere Branche manchmal mit sich bringt. Wir sind mindestens zwei Mal die Woche wegen der England-Rückverzollung dort, und zwei Mal die Woche wegen der Schweiz-Rückverzollung. Sie wissen, dass wir die Zollpapiere gewissenhaft vorbereiten – das dürften wir uns auf keinen Fall erlauben, dort in Ungnade zu fallen.“ Durch das saubere und korrekte Arbeiten entstünden keine langen Wartezeiten, wovon am Ende der Kunden profitiere, so Metzler. „Wenn der Kunde meint, ‚in drei Tagen ist meine Show in der Schweiz – könnt ihr noch mal eben ein Carnet erstellen?‘ Dann können wir meistens sagen – ‚ja, kriegen wir schon hin.‘“

Wechselbrücken-Züge bei NicLen, Megatrailer bei der „Prime“-Flotte

Die 25 weißen NicLen-Lastwagen sind fast allesamt sogenannte Wechselbrücken-Züge: Eine Zugmaschine kann eine Brücke aufnehmen, die vor Ort auf Stelzen abgestellt werden kann. „Die Brücke – ähnlich wie ein Container – hat hinten ein Rolltor, vorne ein Klapptor, sodass man durch sie hindurchladen kann. Wir haben dafür Lafetten, also Anhänger, sodass wir eine zweite Brücke ergänzen können, das ist dann ein kompletter Zug. Du kannst aber auch die Brücken abstellen, und dann solo mit der Zugmaschine erst eine, dann die zweite Brücke bewegen und abstellen. Das System hat sich für unser Handling als ideal erwiesen: Wir können die Brücken vorladen und auf dem Hof flexibel bewegen, bis das Fahrzeug da ist. Das nimmt die Brücke auf, fährt los, und kann sie dann beim Kunden abstellen. Das haben wir praktisch als Erster in der Branche eingeführt. Bei einer entspannten Trailer-Ladung kalkulieren wir mit 75 Kubikmetern, ein Wechselbrückenzug mit zwei Brücken schafft etwa zehn Kubikmeter mehr. Bei uns geht es oft um das Volumen, damit die kostenlosen Routen, die NicLen anbietet, möglichst ausgelastet sind. Daher sind das alles Low Decks mit drei Meter Ladehöhe, sodass viel reinpasst.“

Theoretisch sei sogar mehr Volumen möglich als angegeben: „Man kann zum Beispiel in eine große Traverse noch eine kleine reinschieben – kommt aber bei der Kundschaft zum Ausladen nicht so gut an, daher lassen wir das“, er lacht. „Unsere Branche ist noch nicht ganz so weit, dass sie Wechselbrücken-Züge als ideales Gerät ansehen – da müssen wir noch etwas Überzeugungsarbeit leisten. Mittlerweile gibt es immer mehr Kunden, die das gut finden, weil am Ende noch zwei Lademeter mehr Platz auf dem Zug sind. Aktuell wird aber immer noch in Megatrailern kalkuliert. Damit können die meisten Leute etwas anfangen.“

Bei der schwarzen „Prime“-Flotte kommen daher Megatrailer zum Einsatz – „das größte Volumen, das man heute bekommen kann.“ Im Gegensatz zu Standard-Trailern verfügen sie über eine Ladehöhe von drei Metern. Aktuell haben sie zehn Zugmaschinen – DAF oder Volvo – ebenfalls Low-Decks, um die Megatrailer zu tragen. „Die Lkw sind ausgestattet mit vernünftigen Rampen und Verzurrmaterial. Auflieger haben wir 15 Stück – wir können Trailer als Leergut-Lager an einer Messe abstellen oder für Roadshows zur Verfügung stellen. Gerade machen wir für eine Agentur eine Roadshow, wo wir zwischen den einzelnen Stopps die Fahrzeuge bei uns halten und die Ware hier einlagern. Die warten eine Woche oder zehn Tage auf den nächsten Einsatz. In der Zeit kann ich den Trailer nicht nutzen – daher gilt die Idee, immer rund 50 Prozent mehr Trailer als Zugmaschinen vorzuhalten.“

Trailer sind allerdings auch für die Prime-Bedürfnisse nicht immer die richtige Lösung: „Wir haben kürzlich für einen Kunden für ein Konzert auf einem Sportplatz Material angeliefert, das mit vier Trailern geplant war. Es hieß dann, auf dem Sportplatz funktionieren nur die kleineren Solo-Lkw. Dann sind vier Wechselbrückenzüge von uns reingefahren. Sie haben dann abgebrückt und sind jeweils solo reingefahren, weil es nicht anders ging.“ Für die Zeit leiht er sich von der NicLen-Flotte die entsprechenden Fahrzeuge für das Prime-Geschäft, im Tausch gegen Trailer.

Volvo-Zugmaschine der „Prime“-Flotte (Bild: Niclen)

Komfortable Zugmaschinen mit Feststrom-Anschluss – um dem Fahrer das Leben zu erleichtern

Zum Abschluss noch ein Blick auf die Zugmaschinen, die sich draußen auf dem Parkplatz befinden – der weißen NicLen MAN-Flotte stehen schwarzen Volvos und DAFs von „PRIME logistics“ gegenüber. Für Volvos haben sie sich demnach entschieden, weil MEXS damit arbeitet, zufrieden ist und sinnvolle Anpassungen vornimmt. Die Lieferzeit betrug bei Volvo allerdings zwischen zwölf und 18 Monaten – ein Wehrmutstropfen, da NicLen gerne schneller beginnen wollte. DAF konnte einige Exemplare kurzfristiger liefern. „Sie sind ähnlich gut wie die Volvos, und sie haben die größte Fahrerkabine überhaupt. Das ist ein Punkt, auf den die Lkw-Fahrer Lust haben, weil es fast ‚Doppelbett-Charakter‘ hat, die Zugmaschine ist rund einen halben Meter länger“, so Metzler.

Zu den Umbauten, die dann auch bei den DAF-Zugmaschinen vorgenommen wurden, zählt die Möglichkeit der Versorgung per Feststrom. „Wenn die Fahrer und Fahrerinnen auf einem Festival-Gelände stehen – Schuko dran, und die Standklimaanlage läuft über externen Strom. Sie sollen gut versorgt sein, wenn sie auf dem Gelände lange stehen.“ Trotz „maximaler Dezenz“ der schwarzen Lkw legen sie auf eine vernünftige Ausstattung Wert, darunter sämtliche Sicherheitssysteme, ein wirklich gutes Bett und ein mit Echtleder bezogenes Amaturenbrett. „Unsere Trucker und Truckerinnen ‚leben‘ während einer Tournee in der Zugmaschine. Um in dieser Branche arbeiten zu wollen und das geil zu finden, musst du positiv bekloppt sein! Deswegen sind wir dankbar, dass sie bereit sind, diesen Job zu machen – dann sollen sie es auch so angenehm wie möglich haben.“ Das gilt ähnlich für die Niclen MAN-Flotte, mit jeweiligen „Gimmicks“: Ein Fahrer kommt gerade vorbei, er verkündet stolz, dass er sich in seiner MAN-Zugmaschine einen Pizzaofen eingebaut hat.
Videowände: publitec übernimmt Service für Absen LED-Wände

Abgesehen von den Transporten: Im Firmenlager befindet sich neben dem Vermietmaterial unter anderem auch Werkstätten zur Wartung von Equipment. Im Videobereich übernimmt publitec bei den LED-Wände den Service bis auf Chip-Niveau, die von eigenen Technikern instandgesetzt und gelötet werden – „sowohl das eigene Material als auch Material für Herstellerfirmen. In höchster Auflösung sind das 1,5 mm Pixel Pitch. Vom Rand bis zur ersten LED sind das 0,75 Millimeter. Du musst nur auf die Idee kommen, sie ungünstig am Boden abzustellen – sofort entsteht ein LED-Schaden. Wenn das jedes Mal zu Absen nach China zurückgeschickt werden müsste, wäre das unwirtschaftlich – daher übernehmen wir für Absen den Service für Europa und reparieren deren LED-Wände.“

„Prepping Area“ zum Tour-Vorbau

Sonderwege sind dabei zwar schwierig, bei Bedarf versuche man aber, den Kunden trotzdem so gut wie möglich entgegenzukommen. „Ein gutes Beispiel: Bei uns ist alles in Systemkisten verpackt, in Standard-Verpackungseinheiten. Wenn du allerdings ein Festival oder eine Tournee machst, werden Lichtdesigns individuell für den Künstler zusammengebaut. Dazu existiert bei uns im Lager eine ‚Prepping Area‘, wo Kunden Tourneen vorbereiten können; sie können die Lampen zusammenstellen, sodass sie bereits adressiert sind, die Kabelbäume in der richtigen Länge zusammengebaut werden, Traversen bereits mit Lampen bestückt und so konfiguriert werden, wie es der Kunde gerne hätte. So werden sie in die Trucks geladen und können ohne Zeitverlust direkt aufgebaut werden.“ Er zeigt den Bereich, in dem noch Flightcases gestapelt sind. „Hier hat beispielsweise der technische Dienstleister für eine sehr bekannte deutsche Band vorab deren Show eingerichtet, dazu stehen hier noch Überbleibsel – dazu noch nicht zurückgebaute Kabelbäume unter anderem von Wacken und Highfield.“

Nachwuchs-Förderung: Unterstützung des „LD Talent Club“

Ebenfalls interessant: Im Firmengebäude hat der „LD Talent Club“ ein Büro. Bei dem Projekt haben junge Veranstaltungstechniker die Möglichkeit, kostenlos an Schulungen teilzunehmen, backstage Festival-Abläufe zu sehen und in der Branche Kontakte zu schließen. NicLen und publitec zählen mit zu den Sponsoren und haben beispielsweise in der Lichtburg bereits einige Fortbildungen für die Nachwuchstalente des LD Talent Clubs angeboten.

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