Hands-On-Test

All-in-one-Streamingstudio: Mevo Start

Mit der Mevo Start will Mevo ein „Streaming-Studio für die Hosentasche“ bieten. Wir haben uns die Kamera samt begleitender App im kurzen Hands-On angesehen.

Mevo Start Streaming Kamera
Mevo Start Unter der lichtstarken Weitwinkellinse verfügt die Mevo Start über eine Status-LED, die im NDI-Modus auch als Tally fungiert (Bild: Lukas J. Herbers)

Übersicht:

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Einrichtung
Stream
Kabelloser Mikro-Input
Automatische Regie mit Grundfunktionen
Praxis
Fazit


Die Mevo Start hat ein stabiles Kunststoffgehäuse und ist knapp faustgroß. An der Unterseite befindet sich ein 5/8“-Stativgewinde mit Adapter auf 1/4“ und 3/8“, an der Oberseite sind drei MEMS-Mikrofone integriert. Die Rückseite ist aufgeräumt und bietet neben dem Einschalter eine Ladestandanzeige, einen Micro-SD-Slot, einen USB-C-Anschluss für Stromversorgung und Konnektivität sowie eine 3,5-mm-Klinkenbuchse für Mic- und Line-Inputs. Das Herzstück der Kamera ohne IP-Zertifizierung bilden ein Objektiv mit 76° horizontalem Bildwinkel und ein Sony-CMOS-Sensor mit einer Auflösung von 1.920 × 1.080 Pixeln. Über eine LED an der Vorderseite wird der Kamerastatus ausgegeben. Der Akku ist mit dem richtigen USB-Netzteil (welches nicht beiliegt), in 90 Minuten geladen und verspricht eine Laufzeit von sechs Stunden.

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Einrichtung

Um die Kamera zu verwenden, ist zwingend ein kompatibles iOS- oder Android-Gerät nötig, auf dem die zugehörige App installiert wird. Die Einrichtung und Einbindung geht einfach von der Hand und ist relativ selbsterklärend, genau wie die Bedienung der Kamera. Am App-Interface wird der Fokus auf den Social-Media-Sektor schnell offensichtlich: Es ist beispielsweise möglich, in begrenztem Rahmen Bildparameter wie Belichtung, Weißabgleich und Kontrast zu bestimmen, die App liefert aber auch eigene Presets für den Automatikmodus von Outdoor über Stage bis hin zum „berüchtigten“ Sepiafilter.

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Stream

Bezüglich der angebotenen Streamingdienste versucht Mevo, keine Wünsche offen zu lassen. Als Optionen stehen Facebook, Twitch, Periscope, Twitter, LinkedIn, YouTube, Livestream, Vimeo oder ein eigener RTMP-Stream zur Verfügung. Die maximale Auflösung ist je nach Streaming-Plattform 720p30 oder 1.080p30 bei bis zu 6 Mb/s. Gesendet wird übers Netzwerk oder als Access Point über LTE. Theoretisch besteht die Möglichkeit für Multistreaming, dafür benötigt es aber ein Vimeo-Producer-Abo. Lokal ist außerdem ein NDI-HX-Stream mit Auflösungen von 720p oder 1.080p möglich. Parallel kann in H264 oder H265 auf Micro SD aufgenommen werden. Eine Nutzung am Computer ist per USB möglich, als Betaversion unter MacOS auch kabellos.

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Kabelloser Mikro-Input

Ein nettes Audio-Gimmick der Mevo Start ist, dass neben den integrierten Mikros nicht nur ein externer Input per 3,5-mm-Klinke und USB-C, sondern auch über das steuernde iOS oder Android-Gerät eingespeist werden kann. Über eine zusätzliche Mikrofon-App lassen sich sogar weitere Telefone oder Tablets mit internen oder externen Mikrofonen einbinden. Dadurch besteht die Möglichkeit, ohne aufwändige Funkstrecken eine Distanz zwischen Kamera und Sprecher zu überbrücken. Die internen Mikrofone der Kamera funktionieren in naher Distanz und unter ruhigen Bedingungen gut, dürften aber gerade im Eventeinsatz schnell an ihre Grenzen kommen.

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Automatische Regie mit Grundfunktionen

Das spannendste Feature der Mevo Start ist der Bildmischer der App, der gestalterisches Arbeiten mit nur einer Kamera ermöglicht. Durch Tippen im Bild lässt sich auf eine Nahaufnahme mit zuvor in den Einstellungen definiertem Zoom-Faktor schalten. Bis zu acht dieser Perspektiven lassen sich zusammen mit dem Weitwinkelbild als Presets speichern und für harte Schnitte abrufen. Weiche Kamerafahrten sind möglich, indem man den gespeicherten Ausschnitt direkt im Bild auswählt und automatisch mit einer von zwei definierbaren Geschwindigkeiten anfahren lässt oder den Bildausschnitt frei mit dem Finger durchs Bild führt. Ergänzt wird das manuelle Feature durch optionale Gesichtserkennung und -verfolgung. Zu beachten ist hierbei, dass mit der Auflösung 1.920 × 1.080 aufgenommen wird und lediglich eine Festbrennweit verbaut ist. Das Arbeiten mit Bildausschnitten ist also nur mittels digitalem Zoom und den entsprechenden Folgen für die Bildqualität möglich. Eine Overlay-Funktion für Bauchbinden gibt es zwar theoretisch, jedoch ist auch hierfür ein Vimeo-Producer-Account nötig.

App Mevo Start Streaming
Innerhalb der App lassen sich unter anderem Bildbereiche für Kamerafahrten und Schnitte festlegen und die Aufnahmeeinstellungen vornehmen (Bild: Lukas J. Herbers)

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Praxis

Positiv ist, dass die Kamera im NDI-Modus grundsätzlich auch ohne die App sendet. Bei Nutzung der Mevo App ist zu beachten, dass im NDI-Modus nicht parallel gestreamt werden kann. Die App kann außerdem nur eine einzelne Kamera ansprechen. Will man also mehrere Mevo Start parallel mischen, ist man auf eine externe Lösung wie vMix oder OBS angewiesen, gewinnt aber dort keinen Zugriff auf die Bildeinstellungen der Kamera. Wer hier nicht auf die grundsätzlich solide Automatik vertrauen will, muss entweder die Kamera innerhalb der App wechseln oder jeder Kamera ein Endgerät zur Verwaltung zuweisen. Eine Multicam App befindet sich laut Mevo im Betatest.

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Fazit

Mevo selbst vergleicht die Start mit der GoPro Hero9 Black und ist in diesem Segment auch tatsächlich gut aufgestellt. Ton- und Bildqualität sind für die Preisklasse von unter 500 € solide, solange man die Kamera nicht an ihre Grenzen bringt. Was ihr an Features einer Action-Cam im Vergleich fehlt, macht die Kombination aus Kamera, Encoder und kleiner Bildregie samt Automatik wieder wett. Wer eine leicht zu bedienende Streaming-Kamera für den Einzeleinsatz sucht und für den die genannten Features in die Anwendung passen, für den könnte die Mevo Start auf jeden Fall die richtige Wahl sein.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Mehrere Mevos sind mit der Multicam App von Mevo möglich. Man muss nicht zwingend irgendwelche Stunts über OBS und Co machen.

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  2. Ergänzung zu meinem Kommentar, die MacOS Webcam App ist ne Beta, die Multicam App schon eine ganze Weile nicht mehr, sogar vor dem Artikeldatum.

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    1. Danke für den Einwand. Die App ist tatsächlich seit Mitte April nicht mehr im Beta Status und sieht vielversprechend aus. Da es sich hier um einen ursprünglichen Artikel aus der Printausgabe vom März handelt, wurde darauf nicht eingegangen.

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