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Clay Paky CloudIO – RDM Service-Tool im Hands-On

Neue RDM-Service-Tools versprechen Erleichterungen bei der Wartung eines Geräteparks. CloudIO nennt sich der aktuelle Ansatz von Clay Paky – hier wird eine Leuchte direkt mit der Datenbank in der Cloud verbunden.

Aufmacher_cloud_io(Bild: Clay Paky)

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Übersicht: 

Datenbank kostet

Datenbank-Informationen

Intuitive Oberfläche

Verbindungsoffizier

Rosige Aussichten

Fazit: offen für zukünftige Funktionen im vernetzten Web


Vereinfachter Zugriff auf servicerelevante Geräteinformationen: Auch Clay Paky hat bereits das Potential von RDM entdeckt und passende Funktionen für die eigenen Produkte geschrieben. Diese Erweiterung des RDM-Protokoll um weitere, herstellerspezifische Funktionen war jedoch nur ein erster Teilschritt.

Denn wie hilfreich wäre es für den Verleiher, wenn seine von einer Tour zurückkehrenden Lampen durch eine einfache Verbindung alle ihre wartungsrelevanten Informationen automatisch in eine Datenbank schreiben würden? Und wenn sich diese Datenbank nicht nur auf einem lokalen Rechner befände, sondern zeitgemäß in einer Cloud? Genau das bietet CloudIO.

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Datenbank kostet

Den Kern des Wartungstools CloudIO bildet also eine Datenbank. Wie der Name es schon andeutet, ist sie auf einem Webserver über das Internet (und auch nur so) erreichbar. Um auf die Datenbank zugreifen zu können, meldet man sich einmalig bei Clay Paky an und erhält nach Prüfung des Antragstellers einen Zugang. Bei uns dauerte dies von einer Antragsstellung am Freitag bis zum Dienstag. Alleine hier wird deutlich, dass für jeden User eine eigene Datenbank angelegt werden muss. Also nichts für einen Freelancer-Tekki, der mal eben auf der Baustelle schnell irgendeine Hilfe ziehen will.

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Cloud-Service-Datenbank CloudIO und ihre Verbindung via Web-Anbindung; die CloudIO-Box dient dem Transfer von RDM zum Web (Bild: Clay Paky)

Eine Datenbank zu betreiben und zu pflegen bedarf einiger Wartung. Dieser Service ist in der Lite-Version kostenfrei. Dort können zwei Benutzer maximal 50 Clay-Paky-Geräte verwalten. Möchte man bis zu 500 Geräte verwalten, muss man schon 148,80 € pro Monat für den Webzugang hinlegen. Dann können aber auch RDM-Geräte von Drittanbietern mit eingeschränktem Funktionsumfang in die Datenbank einfließen. Zusätzlich dürfen sich fünf Nutzer auf die Datenbank einloggen und man kann RDM-Live nutzen, um z. B. mit Fixture-Erkennungs-Blinken ein „Locate“ durchzuführen. Für das Team können auch Notizen hinterlegt werden, wann beispielsweise die nächste Wartung ansteht oder die Luftfilter ausgewechselt werden sollen. Mit dem smarten Zusatznutzen, dass sich die Notiz selbst in Erinnerung bringt, wenn z. B. eine bestimmte Betriebsstundenzeit, Lampenlebensdauer oder einfach ein bestimmter Zeitraum oder ein Datum erreicht sind. Möchte man die Datenbank auf eigene Wünsche und Funktionen erweitern oder sprengt den Umfang von 500 Geräten und fünf Nutzern, muss man mit Clay Paky verhandeln.

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Notizzettel bringen sich auf Wunsch selbst in Erinnerung (Bild: Herbert Bernstädt)

Nachgegangen sind wir auch der Frage zur Datensicherheit: Das Hosting der Cloud ist in Europa angesiedelt und Osram überlassen, die sich umfänglich an den GDPR-Standard (General Data Protection Regulation https://gdpr.eu/) halten. Clay Paky ist ja eine Tochter der Osram Group, zu der auch ADB, Traxon, e:cue und LED Engin gehört und wird in Deutschland von VisionTwo vertrieben.

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Datenbank-Informationen

Alle Geräte, die über die CloudIO-Box einmal detektiert wurden, befinden sich ab dann in der Datenbank. Dort verbleiben sie bis zu dem Zeitpunkt, an dem man sie als Anwender aktiv wieder herauslöscht. Neben den obligatorischen Bezeichnungsfeldern wie Manufacturer, Model, UDI, Label werden die Firmware-Versionen, Fehler-Codes, Lampenlebensdauer, LED-Laufleistung und Scheinwerferbetriebszeit gelistet. Vermisst werden die Standard-RDM-Infos über Temperatur bzw. maximale aufgezeichnete Temperatur, Anzahl der Zündungen von Entladungslampen, Status, Device-Settings wie Invertierung von Pan, Tilt, Display usw. Dafür erhält man bei den Clay-Paky-Scheinwerfern Informations-, Warnungs- und Fehlermeldungen aufgelistet.

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Von der CloudIO-Box via RDM gefundene Scheinwerfer, die nun in die Cloud-Datenbank übertragen wurden (Bild: Herbert Bernstädt)

Und das ist der eigentliche zweite Clou bei dem System: Die Scheinwerfer schreiben ein ausführliches Logfile mit, das nun via RDM ausgelesen werden kann. Da die Scheinwerfer selbst keine Zeitstempel vergeben, wird der Zeitpunkt des Downloads auf die Cloud als Zeitstempel genutzt. Nun stehen dem Service alle Informationen über die Clay- Paky-Lampe zur Verfügung, wann z. B. die Pan-/Tilt-Sensoren andere Impulse erhalten haben als vom Steuersignal gefordert wurde oder ob die Lüfter Probleme bereiten. Das ist nun alles in die Datenbank eingeflossen. Eine der ganz großen Stärken des CloudIO-System ist dabei nicht nur das Abspeichern eines Fehlerlogs, sondern die Informationstiefe, die sich nach Anklicken eines Ereignisses im Fehlerlog auftut: Die eigene Benutzer-Datenbank ist mit dem Clay-Paky-Informationspool verknüpft. Klickt man auf den interessierenden Eintrag aus dem Logfile, erhält man in der Regel einen kurzen Hinweistext in Englisch, um was es sich bei der Fehlermeldung handelt. Bei der Fehlermeldung „Fan stop“ erhält man zusätzlich zur Beschreibung noch einen Bildhinweis, wo die Lüfter zu finden sind, deren Bestellnummer und die elektrischen Parameter der Lüfter. Hier liegt eine wirkliche Stärke in dem Tool für den Servicetechniker, der die Geräte wartet. Der nächste Schritt wäre dann noch der Bestellbutton und der aktuelle Preis für das Ersatzteil … also der richtige Weg, um Servicezeiten erheblich zu reduzieren. Man bekommt alle Informationen direkt auf den Bildschirm, anstatt sich in Festplatten-Ordnern die Service- PDFs der Lampe zusammenzusuchen.

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Ersatzteilnummer, elektrische Parameter und ab und zu auch ein Bild zur Lokalisierung, passend zum Fehlereintrag (Bild: Herbert Bernstädt)

Obwohl das Projekt CloudIO bereits 2019 bekannt wurde, kann man sich leicht vorstellen, wie viele Daten für jeden
Clay-Paky-Scheinwerfer für diese Datenbank erstellt und eingepflegt werden müssen. Dass man Stand heute nur ausgewählte Produkte und nicht vollständig und stringent alle Daten zur Verfügung gestellt bekommt, versteht sich damit von selber. Dies ist ein „lebendiges“ Projekt, das im Laufe der Zeit immer weiter wachsen wird.

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Intuitive Oberfläche

Wozu man den Machern der CloudIO auch wirklich gratulieren kann, ist die intuitiv zu bedienende und optisch sehr ansprechende Oberfläche der Datenbank. Nachdem man sich eingeloggt hat, wird über das Dashboard eine Übersicht aller in der Datenbank vorhandenen Lampentypen und deren Anzahl angezeigt. Tortengrafiken zeigen das Verhältnis von alter zu neuer Firmware auf, das Verhältnis von Fehlern und Warnungen ohne Logfile und als Wichtigstes die Lampenlebensdauer bzw. Laufzeiten. Mit dieser Übersicht wird auch schnell deutlich, wann man die Entladungslampe wechseln sollte, bevor sie platzt und dann einen weit größeren Schaden in der Lampe anrichtet.

Unter Overview erhält man dann alle Lampen in der Datenbank aufgelistet. Da es hier recht schnell sehr voll wird, hat man sehr effektive Filterfunktionen zur Hand – was eben auch ein gute Datenbank ausmacht. So kann man blitzschnell die gewünschte Gruppe oder Scheinwerfer filtern, um dann über den Button Details bei den Clay- Paky-Leuchten in das geladene Fehlerlog hineinzuschauen. Integriert sind (Stand November 2021) über 90 Produkte, darunter beispielsweise Axcor series, Scenius series, Mythos/Supersharpy series, Sharpy series, Alpha series, B-Eye series, K-Eye series, A.leda Wash series, Sharbar, Showbatten, Spheriscan, Stormy und Glowup.

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Verbindungsoffizier

Irgendwie muss die Datenbank auch gefüttert werden, dazu dient die CloudIO-Box. Sie stellt mittels DMX- Steckverbinder die bidirektionale Schnittstelle zum RDM-Datenaustausch sicher und leitet die Daten via Ethernet in die Cloud-Datenbank. Um den Servicetechniker künftig noch weiter zu unterstützen, wurde eine komfortable Ausstattung spendiert: ein 7″-Touchdisplay, zwei Ethernet-Anschlüsse, drei USB-Anschlüsse – und am auffälligsten – vier Push-Encoder. Diese hatten jedoch zum Zeitpunkt unserer ersten Erfahrungen noch keine Funktion, die CloudIO-Box dient ausschließlich der Datenübertragung zur Cloud. Bis auf die eine Ausnahme, sie auch als Offline-Firmware-Update-Tool zu nutzen. Um sich bei der Cloud anzumelden muss man natürlich auch ein Passwort zu seinem Login nutzen. Ein Pairing erfolgt mit dem Company Admin Account, dann ist die Box für alle Team-Mitglieder sichtbar. Grundsätzlich ist die Bedienung der CloudIO-Box wie bei der Datenbank sehr gefällig, ausgereift und intuitiv. Man würde sich des Öfteren so eine stabile und ordentliche Software wünschen. Sehr übersichtlich gelöst ist die Anzeige, ob man ins Internet hineingekommen und mit der Cloud verbunden ist. Um dem Webinterface am lokalen Rechner zu sagen, dass man nun die angeschlossenen Scheinwerferdaten mit der CloudIO-Box lesen will, geht man weiter auf den Reiter Operations.

Hier wird angezeigt, ob die Box bereits online angemeldet ist oder nicht. Wenn die CloudIO-Box online ist, bedeutet es aber noch nicht, das sie auch auf RDM-Datensammel- Modus umgeschaltet wurde. Das kann man nur an der CloudIO-Box selber einstellen und sehen. Um der CloudIO-Box den Befehl zu geben, nun die Daten der angeschlossenen Scheinwerfer zur Datenbank zu übertragen, aktiviert man Start Discovery. Nun werden alle Lampen am DMX-Strang detektiert, die Daten gelesen und zu der Datenbank übertragen.

Cloudio-Box
Verbindung zwischen Scheinwerfer und der Cloud-Datenbank das Lichtstellpult wird via Relais abgekoppelt, die Verbindung zum Web kann über Kupfer (RJ45) oder W-LAN erfolgen (Bild: Clay Paky)

An diesem Punkt ist es möglich, über das Webinterface der Datenbank einzelne oder mehrere der via CloudIO-Box angeschlossenen Scheinwerfer anzuwählen und mittels RDM den Fehlerspeicher zu löschen, verschiedene Reset-Optionen auszulösen. Zeitpunkte für Warnungen zu setzen oder die gewünschte Lampe mittels Locate – dem Highlight des RDM – blinken zu lassen. Es ist sogar möglich, via RDM nun ein Autopatch, Modeänderung oder DMX-Adresse einzustellen. Das System erlaubt ebenfalls, ein Firmware-Update auf das Clay-Paky-Gerät durchzuführen.

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Rosige Aussichten

In den nächsten Monaten wird eine neue Software für die CloudIO ausgespielt, um die Encoder der CloudIO-Box zum Leben zu erwecken. Zunächst einmal, indem DMX-Werte über sie verändert bzw. ausgegeben werden, so dass man die angeschlossenen Lampen auch gleich testen kann. Dass damit noch nicht Schluss ist, ist naheliegend. Man könnte ja auch vorbereitete Testroutinen automatisch durchlaufen lassen. Auch kann man sich Schnittstellen zu anderen Programmen, die bei Rental-Companys gerne genutzt werden, vorstellen. Schon jetzt werden Listen im CSV-Format aus der Cloud heraus generiert.
Ebenso ist eine Barcode-Scanner-Anbindung denkbar wie auch die Erweiterung auf Artnet, damit bekäme die zweite RJ45-Anbindung bei der CloudIO-Box einen Sinn.

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Fazit: offen für zukünftige Funktionen im vernetzten Web

In erster Linie ist CloudIO also eine Datenbank für den Service von Lampen – mit der zeitgemäßen Besonderheit, dass die Datenbank auf einer Cloud angelegt wird, auf die man von überall zugreifen kann (jedenfalls, so lange man einen Internetzugang hat). Ein weiteres Highlight des Systems betrifft die Clay-Paky-Lampen selbst, denn sie schreiben ein ausführliches Logfile. Dadurch ergibt sich auch eine Abgrenzung zu Lampen anderer Hersteller: Die Clay-Paky- Modelle können über die CloudIO-Box via RDM ein Logfile in die Datenbank einspeisen. Die übrigen Lampen fügen nur die Basic-RDM-Informationen zur Datenbank hinzu. Die Kosten für das erstmalige Einrichten und die Nutzung der Datenbank haben wir weiter oben bereits diskutiert, der Preis für die CloudIO-Box wird netto bei 2700 Euro liegen.

Für den Verleiher oder den Festinstallationsbetrieb, der seine Clay-Paky-Lampe immer up to date halten will und seinem Invest in die Hardware eine nachhaltige Pflege zukommen lassen will, ist CloudIO also ein sehr interessanter Service. CloudIO ist dabei ein Unterstützungstool, das offen für weitere zukünftige Funktionen ist, die das vernetzte Web bietet. Sogar die CloudIO-Box ist hardewareseitig schon so weit aufgerüstet, dass weitere, sehr nützliche Servicetools in naher Zukunft zu erwarten sind.

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