Midsize Line-Array

Line-Array-Test: Seeburg acoustic line Galeo C

Seeburg Galeo-C-Stack

Das voll aktive Galeo C ist das „Standard-Line-Array“ von Seeburg. Neben sehr guter Performance und einer hohen Entwicklungstiefe bietet es eine Besonderheit: Horizontal kann es einfach zwischen 70° und 100° umgerüstet werden

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Seeburgs Galeo-Generation umfasste bisher das große Galeo T (3-Wege mit 2 × 12″-Bestückung) und das deutlich kleinere Galeo S (passiv getrenntes 2-Wege-System mit 2 × 6″). Mit 2 × 8″ dazwischen liegend tritt das Galeo C die Nachfolge des klassischen Galeo an. Genau diese Kategorie Line-Array ist die hierzulande am meisten gefragte, da sie sich für kleinere und mittlere Hallen gut eignen und auch bei großen Aufbauten als Fill-Systeme eingesetzt werden kann. Zum Galeo C gibt es den ebenfalls neu entwickelten Galeo C Sub als System-Subwoofer, der mit einer Flugmechanik ausgestattet ist und im Array geflogen oder auch als Basis für ein Groundstack verwendet werden kann.

Zum Test im Production-Partner-Messlabor reisten Firmeninhaber Winfried Seeburg und Entwickler Alexander Ortmann persönlich an, um bei den Messungen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen sowie alle für den Test notwendigen Informationen zu liefern und Fragen zum System zu beantworten. Für die Messungen standen zwei Subwoofer Galeo C und vier Line-Array-Elemente Galeo C in der 70°- und 100°-Ausführung bereit. Zur Ansteuerung wurde ein Systemrack mit Controller HDLM8 und einer Hoellstern-Endstufe Delta 20.4 mitgeliefert.

Frontansicht mit 100°-Waveguide (oben) und dem 70°-Waveguide, auffällig ist die unterschiedliche Gestaltung der Austrittsöffnungen für die Tieftöner
Galeo C mit wechselbaren Waveguides für 100° (oben) und 70° horizontalen Öffnungswinkel. Die seitlichen Flugvorrichtungen sind im verriegelten Zustand komplett in der Seitenfläche versenkt und fallen kaum noch auf

Seeburg Galeo C: 70° und 100°

Das Galeo C ist als 2-Wege-System mit aktiver Trennung konstruiert und im LF-Weg mit zwei 8″-Treibern sowie einem 1,4″- Hochtontreiber bestückt. Alle Treiber sind mit Neodym-Mag- neten ausgestattet, so dass eine Galeo C trotz Flughardware und solider Gehäuse mit nur 22 kg noch gut handhabbar bleibt. Die Gehäusebreite beträgt 58 cm, die Höhe 24 cm und die Tiefe 46 cm. Die patentierte Dreipunkt-Flugmechanik ist vollständig innerhalb der Gehäuseumrisse integriert. Vorne werden die Galeos über versenkte Bolzen mit der jeweils nächsten Box verbunden, am dritten hinteren Flugpunkt wählt man über einen Kugelsperrbolzen den gewünschten Winkel vor und zieht das Array dann in die gewünschte Winkelung, wo die Mechanik einrastet. Die fest in der Mechanik verbauten vorderen Sperrbolzen stehen im eingerasteten Zustand seitlich nicht über und fallen wie auch die zugehörigen Flugschienen an den Seitenflächen kaum auf. Die fest verbauten Sperrbolzen haben zudem den Vorteil, dass man sie nicht verlieren kann. Große und praktische Griffe gibt es seitlich und an der Rückseite mit denen die Box leicht hantiert und im Array zurechtgerückt werden kann. Die einstellbaren Winkel von Box zu Box liegen zwischen 0° und 14° einstellbar in 1°-Schritten.

Die beiden 8″-Tieftöner arbeiten über Bandpasskammern, die durch die vorgesetzten Waveguides des Hochtöners entstehen. Die Waveguides können mit je vier Schrauben gelöst und gewechselt werden, womit die Box auf 70° und 100° horizontalen Abstrahlwinkel konfiguriert werden kann. Auffällig an den Waveguides ist die grundsätzlich unterschiedliche Ausführung der Austrittsöffnungen für die Tieftöner. Damit kann die effektiv wirksame Strahlerbreite der Tieftöner beeinflusst werden und somit die Anpassung an die 70° oder 100° des Hochtöners erfolgen. Die Öffnungen der auf 80 Hz abgestimmten Bassreflexresonatoren liegen außen auf der Frontseite direkt an den Seitenwänden. Die Treiber verfügen über 2,5″-Spulen, die eine höhere Belastbarkeit und weniger Powercompression im Vergleich zu den kleineren Spulen des Vorgängermodells ermöglichen. Bei der Wahl des Hochtontreibers entschied man sich im Hinblick auf die mit 800 Hz relativ niedrige Trennfrequenz für ein Modell mit 3″-Schwingspule. In den beiden anderen Line-Arrays der Galeo-Serie kommen 2,4″-Treiber mit Cellulose-Membranen zum Einsatz, die besonders gute Hochtoneigenschaften aufweisen. Um diese auch mit dem 3″-Treiber zu erreichen, erklärt Entwickler Alexander Ortmann, wurde die Titanmembran mit Nitrit beschichtet. Das so erreichte Partialschwingungsverhalten soll dem einer Beryllium-Membran nahe kommen. Der interne Waveformer für den Hochtöner wurde mit Hilfe der BEM-Methode komplett neu konstruiert. Diesem von außen nicht sichtbaren Bauteil kommt in einem Line-Array eine maßgebliche Bedeutung zu: Hier wird die aus der Treiberöffnung austretende Wellenfront in eine für die Funktion des Line-Arrays erforderliche Linienform gebracht. Mit nur einem Treiber mit 1,4″-Austrittsöffnung und einem 24 cm langen Spalt als Austrittsöffnung ist das keine leichte Aufgabe.

Frequenzgang mit Sensitivity der Galeo C für den LF- und den HF-Zweig in der 70°- und in der 100°-Version. Der Sensitivity-Wert 4 V/1 m entspricht für ein nominelles 16-Ohm-System dem Wert 1 W/1 m (Abb. 2)
Impedanzverläufe der Galeo C für den LF- und den HF-Zweig in der 70°- und in der 100°-Version. Die Abstimmfrequenz des Bass- reflexresonators liegt knapp über 80 Hz. Alle Wege sind nominelle 16-Ohm-Systeme (Abb. 1)
Impedanzkurve des Subwoofers Galeo C mit einer Tuningfre- quenz von 35 Hz und einem Impedanzminimum von 6,2 Ohm (Abb. 3)
Frequenzgang mit Sensitivity des Subwoofers Galeo C. Der Sen- sitivity-Wert 2,83 V/1 m entspricht für ein nominelles 8-Ohm-System dem Wert 1 W/1 m (Abb. 4)

Beide Wege im Galeo C sind nominelle 16-Ohm-Systeme die mit Impedanzminima von 14,4 Ohm für den LF-Weg und 13,8 Ohm (>400 Hz) für den HF-Weg auch streng nach Norm gut eingehalten werden. Abb. 1 zeigt dazu die Impedanzkurven der beiden Wege jeweils in der 70°- und 100°-Version.

Die zugehörigen Frequenzgänge finden sich in Abb. 2. Die Sensitivity wird hier für 4 V/1 m entsprechend 1 W/1 m bei 16 Ohm Nennimpedanz angegeben. Beide Wege bieten eine hohe Sensitivity, die vor allem für die beiden 8″-Tieftöner mit 95 bis 105 dB sehr hoch ausfällt, was den vorgelagerten Bandpasskammern zu verdanken sein dürfte. Den Tieftönern gelingt damit ein Übergang zum Hochtöner auf vergleichbarem Niveau der Sensitivity. Für den Hochtonweg fällt die etwas stärkere Welligkeit im Verlauf bei der 100°-Version auf. Die Ursache dürfte im Frontgitter zu finden sein, das bei 100°Abstrahlwinkel stärker Reflexionen bedingt, die dann mit dem Direktschallanteil aus dem Hochtöner interferieren und die Welligkeit verursachen.

Subwoofer
Galeo C Sub ohne Frontgitter mit vier großflächigen Bassreflex-Ports, der Subwoofer ist im Galeo-C-System flugfähig (Bild: Anselm Goertz)

Subwoofer Galeo C

Der flugfähige Galeo C Sub ist als klassisches Bassreflexgehäuse mit 18″-Treiber konstruiert. Der Treiber mit einer großen 4,5″-Schwingspule füllt zusammen mit den vier großen Bassreflexöffnung die Front der Box nahezu komplett aus. Die Belastbarkeit nach AES wird vom Hersteller mit 1,5 kW angegeben. Die Abstimmung des Gehäuses auf 35 Hz erfolgte mit Bedacht eher tief, so dass der Galeo C Sub trotz seiner Flugfähigkeit ein echter Subbass ist. Für den Flugbetrieb zusammen mit Topteilen Galeo C wird ein Flugrahmen als Zwischenrahmen benötigt, der so auch für den Aufbau von Groundstacks genutzt werden kann. Mit Frontabmessungen von 58 × 58 cm passt der Sub zwar direkt ins Galeo- C-System, ein Zwischenrahmen von Subs zu Tops wird jedoch wegen der unterschiedlichen Gehäusetiefen und der Vierpunktmechanik des Subwoofers trotzdem benötigt. Das Gehäuse des Subs hat eine Tiefe von 78 cm und ein Gewicht von 49 kg. Mit Wheelboard kommen noch 8 kg dazu. Mit sechs Griffmulden ist der Sub aber trotzdem gut und sicher zu handhaben. Neben der integrierten Flugmechanik gibt es oben auf dem Gehäuse noch einen Stativeinsatz mit M20- Gewinde. Mit einer Stativstange und der MultiRigg-Universalhalterung für maximal zwei Topteile Galeo C kann so in einfacher Weise eine kleine Kombination mit einem Sub und zwei Tops zusammengebaut werden. Ab drei Topteile wird für ein Groundstack der Flugrahmen oder das Stacking-Board zwischen Subs und Tops benötigt. Die Subwoofer können zu dritt auch in einer Cardioid-Anordnung betrieben werden. Eine dritte NL4-Buchse im Anschlussfeld mit vertauschter Belegung der 1er- und 2er-Pins ermöglicht dazu die einfache Verkabelung mit zwei Verstärkerkanälen für den Cardioid-Aufbau.

Der Impedanzverlauf (Abb. 3) und die Frequenzgangmessung (Abb. 4) des Subs zeigen dessen tiefe Abstimmung auf 35 Hz und eine untere Eckfrequenz ( 6 dB) ohne Controller von ca. 33 Hz.

Filterfunktionen für die Galeo C fullrange und mit Hochpassfilter jeweils in der 70° (rot, dunkelblau) und in der 100°-Version (orange, hellblau). In grün die Filter für den Subwoofer für Trennfrequenzen von 80, 100 und 120 Hz (Abb. 5)
Frequenzgänge einer Galeo C 70° oder 100° im Fullrange-Modus oder mit Subwoofer (Abb. 6)

Amping und Controller

Das zum Galeo-System mitgelieferte Systemrack war mit dem hauseigenen Controller HDLM8 und einer Hoellstern- Endstufe Delta 20.4 bestückt. Alternativ wird das Rack auch mit Lab-Gruppen-Endstufen angeboten. Für das Galeo C sind, wie für alle anderen Seeburg-Systeme auch, alle Setups fest auf dem Controller hinterlegt. Aus einer Bibliothek mit Lautsprecherdaten können im Controller für jeden Ausgang unabhängig voneinander individuelle Modelle und/oder Wege gewählt werden. Diese Speaker-Settings sind für den Anwender in ihren Details nicht zugänglich. Frei verfügbar sind jedoch zwei unabhängige Ebenen mit diversen Filtern, parametrisch und grafisch, Compressoren, Gain-Stellern usw. Mit seinen acht Ausgängen ermöglicht der HDLM8 so auch komplexere Aufbauten mit Cardioid-Bässen, zusätzlichen Subwoofern oder separat angesteuerten Teilen im Array.

Im HDLM8 sind für das Galeo C Setups für die 100°- und für die 70°-Version hinterlegt. Für beide Versionen gibt es dann noch die Variante Fullrange und Hochpass zur Kombination mit dem zugehörigen Subwoofer. Dieser wird als Standard bei 100 Hz getrennt, es gibt aber auch noch Setups für 80 und 120 Hz.

Die gemessenen Controller-Funktionen aus Abb. 5 zeigen passend zu den Varianten der Galeo C einige Unterschiede im Verlauf. Mit Hilfe der Filter werden die 70°- und die 100°- Version so

Phasengänge einer Galeo C 70° oder 100° im Fullrange-Modus oder mit Subwoofer (Abb. 7)
Spektrogramm der Galeo C 70° mit Subwoofer. Es gibt zwar einige kleine Ansätze für Resonanzen, insgesamt ist das Ausschwingver- halten aber sehr gutmütig (Abb. 8)

getrimmt, dass diese auch zusammen in einem Array eingesetzt werden können, ohne den Line-Array-Effekt für das Array im Ganzen zu mindern.

Wie sich das Galeo System in seiner Gesamtheit mit Controller darstellt, zeigen die Abbildung 6 und 7. Die Messungen erfolgten mit jeweils einer Box. Die Hochtonanhebung der Standardeinstellung nimmt bereits das erforderliche Coupling-Filter für kleine Arrays vorweg, so dass die Filterung für ein Array aus 3-6 Boxen ansatzweise bereits passt. Für den Betrieb als einzelne Box, z. B. als Frontfill, gibt es auch Presets ohne Hochtonanhebung mit einem dann vollständig geraden Frequenzgang. Unabhängig von der Höhenanhebung stellt sich der Frequenzgang perfekt gerade dar. Im Fullrange-Modus liegt die untere Eckfrequenz bei ca. 80 Hz und mit Subwoofer bei ca. 33 Hz. Beide Varianten sind im Verlauf sowohl in der Amplitude wie auch in der Phase optimal angeglichen.

Der Phasengang der Galeo C unterscheidet sich mit Subwoofer nur unwesentlich von der Fullrange-Variante, da keine zusätzliche Trennung eingefügt, sondern nur das Hochpassfilter der Tops ein wenig nach oben verschoben wird. Der Subwoofer erhält das dazu korrespondierende Tiefpassfilter und wird am unteren Ende mit einem Hochpass 2. Ordnung beschnitten.

Für das Spektrogramm aus Abb. 8 wurde das Galeo C mit dem Single-Box-Preset angesteuert. Insgesamt gibt die Galeo C, hier in der 70°-Version mit Subwoofer, dabei ein sehr gutes Bild ab. Mit Ausnahme zweier kleiner Resonanzen um 500 Hz ist das Ausschwingverhalten resonanzarm. Auch bei hohen Frequenzen treten keine Problem auf. Das etwas längere Nachschwingen unterhalb von 200 Hz geht primär auf die Phasendrehungen durch die X-Over-Filter und das Hochpassverhalten der Bassreflexgehäuse zurück.

Directivity des Galeo C

Beim Thema Directivity sind bei einem Line-Array einige besondere Aspekte zu beachten. Zunächst einmal gibt es das horizontale und vertikale Abstrahlverhalten, wie man es auch von normalen Pointsource-Lautsprechern kennt. Für die horizontale Ebene gelten die üblichen Anforderungen für ein möglichst gleichmäßiges und über einen weiten Frequenzbereich definiertes Abstrahlverhalten, dessen Öffnungswinkel sich an der Anwendung orientiert. Beim Galeo C gibt es die Varianten 70° und 100°. Gemeinsam in einem Array würden die 70°-Systeme mit engerem Abstrahlverhalten und größerer Reichweite typischer Weise oben hängen und die breit strahlenden 100°-Systeme an den unteren Positionen, wo der größere Öffnungswinkel benötigt wird, um das Publikum in der ganzen Breite zu erreichen.

Horizontale Isobaren der Galeo C in der 70°-Version (Abb. 9)
Horizontale Isobaren der Galeo C in der 100°-Version (Abb. 10)

In einer ersten Messreihe wurden die Isobarendiagramme für die beiden Varianten des Galeo C für eine einzelne Box horizontal und vertikal gemessen. In der Vertikalen verhalten sich beide Galeos weitgehend identisch. Abgebildet ist daher stellvertretend in Abb. 11 nur die 70°-Version. Wie sich die jeweiligen Waveguides in der Horizontalen auswirken, zeigen die Isobarendiagramme in Abb. 9 und 10. Beide Modelle halten ihren nominellen Winkel von 70° bzw. 100° sehr gut ein. Erreicht wird das nominelle Abstrahlverhalten bereits ab ca. 500 Hz. Lediglich die 70°-Version weicht durch eine Aufweitung der Isobaren bei 15 kHz etwas vom Nennwert ab.

Vertikale Isobaren einer einzelnen Galeo C in der 70 -Version. Die 100 -Version unterscheidet sich in der Vertikalen nicht von der 70 -Variante (Abb. 11) (Bild: Anselm Goertz)

In einem zweiten Durchgang wurden drei Galeo C als Mini-Array mit Box-zu-Box-Winkeln von 0°, 7° und 14° gemessen. In Abb. 12 erkennt man das gewünschte Verhalten, wo sich der Gesamtwinkel des Arrays vom superscharfen Beam bei 0° bis auf ca. ±20° bei maximalem Box-zu-Box-Winkel immer weiter öffnet. Dass damit aber auch die Grenze erreicht ist, zeigt sich an den Lücken in der Isobarenfläche ab 10 kHz aufwärts.

Vertikale Isobaren eines Arrays mit drei Galeo C mit Winkeln von Box zu Box von 0°, 7° und 14° (Abb. 12)
Vertikale Isobaren eines Arrays mit drei Galeo C mit Winkeln von Box zu Box von 0°, 7° und 14° (Abb. 12)
Vertikale Isobaren eines Arrays mit drei Galeo C mit Winkeln von Box zu Box von 0°, 7° und 14° (Abb. 12)

Seeburg-Maximalpegel

Für die immer etwas kritische Bestimmung des erreichbaren Maximalpegels werden im Messlabor für die Testberichte seit geraumer Zeit zwei bewährte Verfahren genutzt. Zum einen die Messung mit 185 ms langen Sinusburst-Signalen. Hier wir der Pegel mit einem Sinussignal für eine Frequenz so lange erhöht, bis ein bestimmter Verzerrungsanteil, typisch 3% oder 10%, erreicht wird. Der dabei gemessene Schalldruck als Mittlungspegel für die Dauer der Messung wird als Messwert festgehalten. Diese Messung wird über einen zu definierenden Frequenzbereich in Frequenzschritten von 1/12 Oktaven durchgeführt. Die erste Messreihe mit Sinusburst-Signalen wurde zunächst für ein kleines Array aus drei Galeo C im Fullrange-Modus durchgeführt und in einem zweiten Durchgang zusammen mit zwei Subwoofern. Im Fullrange-Modus werden für maximal 10% Verzerrungen bereits ab 80 Hz 130 dB erreicht, die dann auch bis zur Messgrenze bei 10 kHz durchgehalten werden. Zwischen 400 Hz und 1,5 kHz wird die Kurve etwas unruhiger, was aber weniger als Schwachpunkte denn als positive Ausschläge nach oben hin zu interpretieren ist. Dort, wo die Bandpasskammer vor den Tieftönern besonders gut arbeitet, da sinken die Verzerrungen und der erreichbare Maximalpegel steigt kurzfristig an. Kommen die Subwoofer hinzu, dann lassen sich die 130 dB bis unter 50 Hz fortsetzen und bei 100 Hz werden schon recht spektakuläre 139 dB erreicht. An einigen Stellen fällt auf, dass die Messung mit Subwoofer teilweise auch dort deutlich von der Messung ohne Subwoofer abweicht, wo dieser direkt gar keinen Einfluss mehr hat. So z. B. knapp oberhalb von 1 kHz. Die Ursache liegt hier im Aufbau, da sich die Frontfläche mit Subwoofer verändert und dieser auch partiell als Absorber agieren kann.

Maximalpegel bei höchsten 3% (blau) und höchsten 10% (rot) THD für ein Array aus drei Galeo C fullrange (gestrichelte Kurven) und mit zwei Galeo C Sub (durchgezogene Kurven). Messung mit 185 ms Sinusbursts (Abb. 13)
Multitonmessung eines Arrays mit drei Galeo C im Fullrange- Modus mit einem EIA-426B Spektrum und 12 dB Crestfaktor. Bezo- gen auf 1 m Entfernung unter Freifeldbedingungen werden 142 dB Peak und 130 dB Mittlungspegel erreicht (Abb. 14)
Multitonmessung eines Arrays aus drei Galeo C zusammen mit zwei Galeo C Sub mit einem EIA-426B Spektrum und 12 dB Crest- faktor. Bezogen auf 1 m Entfernung unter Freifeldbedingungen werden 144 dB Peak und 132 dB Mittlungspegel erreicht. (Abb. 15)

Eine zweite für die Praxis etwas aussagekräftigere Maximalpegelmessung ist die Multitonmessung. Die Basis des Multitonsignals besteht aus 60 Sinussignalen mit Zufallsphase, deren spektrale Gewichtung beliebig eingestellt werden kann. Für die hier gezeigten Messungen mit einem dreier Array fullrange ohne und in Kombination mit zwei Subwoofern Galeo C Sub wurde eine Gewichtung entsprechend eines mittleren Musiksignals (grüne Kurve) gewählt. Der Crestfaktor, des so synthetisierten Messsignals, der das Verhältnis vom Spitzenwert zum Effektivwert beschreibt, liegt bei einem praxisgerechten Wert von 4 entsprechend 12 dB.

Abb. 14 und 15 zeigen die Ergebnisse der Multitonmessung für das Galeo-System. Für den aus dieser Art der Messung abgeleiteten Verzerrungswert werden alle Spektrallinien aufaddiert, die nicht im Anregungssignal vorhanden sind, d. h. die als harmonische Verzerrungen oder als Intermodulationsverzerrungen hinzugekommen sind. In der Grafik sind das die blauen Linien und deren Summenkurve in 1/6 Oktav breiten Frequenzbändern. Auch bei dieser Art der Messung wird der Pegel so lange erhöht, bis der Gesamtverzerrungsanteil (TD = Total Distortions) einen Grenzwert von 10% erreicht. Bei den Gesamtverzerrungen werden alle harmonischen Verzerrungsanteile (THD) und auch die Intermodulationsverzerrungen (IMD) berücksichtigt. Unter diesen Bedingungen erreichte das Array aus drei Topteilen im Fullrange-Modus für ein typisches Musikspektrum nach EIA-426B bezogen auf 1 m Entfernung im Freifeld unter Vollraumbedingungen einen Spitzenpegel von 142 dB und einen Mittlungspegel von 130 dB. Für das Array zusammen mit zwei Subwoofern wurden 144 dB Spitzenpegel und 132 dB als Mittlungspegel erreicht.

Array-Software

Als Software zur Planung und Konfiguration des Galeo C setzt man bei Seeburg acoustic line auf EASE Focus III vom Berliner Softwarehaus AFMG. EASE Focus ist für den Anwender kostenlos und steht über die Seeburg-Homepage ebenso wie die dazu erforderlichen GLL-Datensätze zum Download bereit. Die GLL-Daten können auch im großen EASE-Softwarepaket ab der Version 4.3 zur Planung und Simulation von Beschallungsanlagen verwendet werden.

Flugmechanik der Galeo C mit Einstellung der Winkel mit Hilfe der Kugelsperrbolzen
Ansicht von der Rückseite mit der massiven hinteren Mechanik der Dreipunkt-Flugvorrichtung

Fazit

Als neue Mid-Size-Lösung zielt die aktuelle Galeo-Generation von Seeburg acoustic line als 2-Wege-System mit 2 × 8″-Bestückung und optionalem Subwoofer auf die Beschallung in kleinen und mittelgroßen Hallen sowie Clubs und Theatern. Die gehobene Ausstattung, der flugfähige Subwoofer und der voll aktive Betrieb deuten dabei eindeutig in Richtung Oberklasse. Die Entwicklungstiefe ebenso wie die Fertigungsqualität der Lautsprecher sind sicherlich nicht zuletzt auch das Ergebnis der jahrzehntelangen Erfahrung im Pro-Audio-Markt, über die man im Hause Seeburg verfügt. Aus messtechnischer Sicht liefert das Galeo C beste Ergebnisse in allen Disziplinen. Vor allem der erreichte Maximalpegel und das ausgeglichene Abstrahlverhalten beeindrucken in Anbetracht der kompakten Abmessungen des Galeo C. Alles in allem also ein hoch professionelles und „amtliches“ Line-Array, das zu guter Letzt noch eine weitere angenehme Überraschung zu bieten hat: Der Preis der Galeo-C-Komponenten ist erfreulich günstig und lässt das System somit für mobile Einsätze wie auch für Festinstallationen zu einer echten Empfehlung werden.

Zubehör und Preise

(alle Preise netto zzgl. Mwst, Stand Mitte 2019)

Galeo C 100° 2.850 €
Galeo C 70° 2.850 €
Galeo C Sub 2.390 €
Controller HDLM8 2.950 €
Dante-Board für HDLM8 749 €
Hoellstern-Endstufe DELTA 20.4 7.500 €
Flying Frame Galeo C 620 €
Stacking-Board 225 €
MultiRigg-Universalhalterung 165 €

 

Winfried Seeburg (r.) und Entwickler Alexander Ortmann
Winfried Seeburg (r.) und Entwickler Alexander Ortmann beim Messtermin im Aachener Labor mit dem Galeo C (Bild: Anselm Goertz)

Firmenprofil: Seeburg acoustic line

Die 1985 in Senden bei Ulm von Winfried Seeburg gegründete Firma Seeburg acoustic line hat sich schon seit langem als solide Marke im professionellen Audiosektor mit Produkten für mobile Beschallungen und auch für die Festinstallation etabliert. Heute entwickelt und produziert man mit 20 Mitarbeitern in einem sehr schönen historischen Fabrikgebäude Lautsprecher in allen Größen- und Typenklassen vom Mini-Monitor bis zum großen Touring Line-Array. Neben dem Kernbereich Lautsprecher hat man auch eigene DSP-Controller, Endstufen, komplette Systemracks und diverses Zubehör im Programm. Bei den zugekauften Endstufen setzt man auf Modelle von Lab Gruppen und Hoellstern, die in den Systemracks mit dem hauseigenen HDLM 8 Controller kombiniert werden. Bei den Lautsprechern finden sich im Portfolio von Seeburg acoustic line mehrere Baureihen Point-Source Lautsprecher, Linienstrahler aus der GL- und L-Serie und die Line-Arrays aus dem Galeo-System.

 

 

 

 

 

 

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