Kommentar zur Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft 2022

Bundeskonferenz: Aktiv, aber exklusiv

Die Mitglieder der Bundeskonferenz blicken auf das erste Jahr politischer Arbeit im Namen der Veranstaltungswirtschaft zurück. Mit aktualisierten Forderungen soll das Engagement intensiviert werden. Die Mittel und Wege bleiben undurchsichtig.

Bundeskonferenz für Veranstaltungswirtschaft 2022
Rat der Vertreter:innen der Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft (v.l.n.r.): Christian Eichenberger, Martina Fritz, Mike P. Heisel, Marcel Fery, Kerstin Meisner, Alexander Ostermeier, Rike van Kleef, David Eickelberg (Bild: Alexander Heber)

Die Bundeskonferenz sei in der Politik angekommen – so lautete ein frühes Fazit bei der diesjährigen Bundeskonferenz. Mit dem Event im Axica Berlin wird diese Aussage zumindest durch die Location bestätigt. Schließlich ist das Veranstaltungshaus von Architekt Frank O. Gehry regelmäßig Gastgeber hochkarätiger Veranstaltungen in Politik und Wirtschaft. Vor großzügig geschätzten 100 Teilnehmenden im Live-Publikum präsentiert sich die Bundeskonferenz selbstsicher trotz Unstimmigkeiten im Ablauf und noch immer fehlender Transparenz.

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Nach unserem Besuch im Vorjahr sortierten wir unsere Erwartungen an das Event neu. Wir kritisierten neben dem Insidercharakter der Veranstaltung die karge Kommunikation nach außen, die fehlende Unterstützung durch wichtige Branchenverbände und die mangelnde Transparenz der Arbeitsgruppen.
Auch wenn man nicht abstreiten kann, dass der Kontakt in die Politik erfolgreich aufgebaut wurde, die Bundeskonferenz war auch im zweiten Jahr ein Insiderevent und keine Konferenz. Die Veranstaltung ist nicht zum Mitwirken gedacht. Verbesserungsvorschläge seitens des Publikums wurden damit kommentiert, dass man ja hätte eine Mail schreiben, oder anrufen können. Wie aber soll man wissen, mit welchen Themen sich die Arbeitsgruppen gerade beschäftigen?

Die ausgearbeiteten Forderungen dann zu einer Wahl zu stellen, mit der lediglich eine Priorisierung erfolgt, ist keine aktive Beteiligung und führt auch nicht dazu, behaupten zu können, die gesamte Branche zu vertreten. Nicht alle erhielten die Mail zum Abstimmungsportal und mitunter waren die Antwortmöglichkeiten im Abstimmungsportal unvollständig. Mit dem teilweisen Umschwenken auf Handzeichen als Wahlmittel, und dem daraus resultierenden Ausschluss der Online-Teilnehmenden, sabotierte die Bundeskonferenz das letzte bisschen Mitbestimmung der Gäste. Im Schnitt „bestimmten“ so zwischen 60 und 70 abgegebene Stimmen aus dem Saal den Kurs der folgenden Monate.

Kerstin Meisner Bundeskonferenz für Veranstaltungswirtschaft Erfolge
Kerstin Meisner präsentiert die Arbeit des vergangenen Jahres (Bild: Alexander Heber)

Wer wirklich mitwirken möchte, muss sich schon zur Wahl stellen. Das resultiert dann auch in einer Wahl ohne Gegenstimmen. Nachdem im letzten Jahr das Abstimmungssystem nicht richtig konfiguriert war, und einfach alle zu Wahlsiegern erklärt worden waren, versuchte man es dieses Jahr gar nicht erst mit einer geheimen Abstimmung. Erneut wurde per Handzeichen gewählt. Wer für die Wahl einer/s Kanditat*in ist, hebe die Hand. Ein Schwellenwert war nicht so recht ersichtlich und die Gegenfrage, wer gegen eine Wahl sei, blieb stets unbeantwortet und auch, was bei Gegenstimmen passieren würde, unklar.

Die Arbeitsgruppen waren aktiv, auf der Facebookseite kann man öffentliche Termine nachvollziehen. Wer wissen möchte, woran die Arbeitsgruppen arbeiten, wer darin mitwirkt, wer mit welchen Politiker*innen spricht, erfährt das jedoch nicht. Auch nicht mit einer Anmeldung als Unterstützer*in auf der Webseite.
Mit Fortschreiten der Veranstaltung wird der Charakter klassischer Lobby-Veranstaltungen aufgenommen und schließlich der Katalog mit den aktualisierten Forderungen übergeben. Dieser ist auch im Stile klassischer Rhetorik aller Branchen: dass es ohne Anreize und Förderung nicht gehe. Man präsentiert sich im Gegenzug als Wirtschaftszweig, der als wichtiger Katalysator für Transformationsprozesse dienen kann – zum Beispiel bei der Bewältigung und Bewusstseinsförderung zum Thema Klimakrise.

»Die Veranstaltungsbranche darf nie wieder die vergessene Branche sein.«
 – Rat der Vertreterinnen der Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft –

Die Bundeskonferenz kann sich glücklich schätzen, ein diverses, engagiertes Team aus Vertreter*innen für die ehrenamtliche Arbeit gewonnen zu haben. Welches mit dem aktualisierten Forderungsmemorandum sicher auch vertretbare Eckpunkte in die Politik tragen wird. Es wäre erfreulich, würde ein Teil des Engagements in die Kommunikation mit noch unerreichten Branchenvertreter*innen fließen und der Außenwirkung, man würde sich darum kümmern, alle zu vertreten, Rechnung getragen.

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