Content für LED-Flächen: Was macht Bandenwerbung so besonders?

LED-Banden: König Fußball und die Medienserver

Ob für Sport oder als Option für Events in Stadien: die dort vorhandenen LED-Flächen mit Content zu bespielen, kann schnell ein ausgewachsenes Medienserverprojekt werden. Einfacher ist der Einsatz spezialisierter Software.

Puskas Arena cze
Spezialisierte Programme für Content auf Banden finden im Internationalen Spitzensport Anwendung. Hier etwa bei der letzten UEFA-Europameisterschaft der Herren in der Budapester Puskás Aréna, die mit Goal Sport Playout bespielt wurde. (Bild: Goal Sport Playout)

Übersicht: 

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Hunderte von Slots

Verzicht auf Komplexität als Vorteil

Automatisches Mapping

Problemlose Bildanpassungen

Proof of Play ist Pflicht

Volle Redundanz aller Ebenen

Remoting und dynamischer Content

Eine gerechtfertigte Nische


Auf den ersten Blick handelt es sich bei der Content-Wiedergabe im Stadion um keinen ungewöhnlichen Anwendungsfall für klassische Medienserver. Doch während an manchen Stellen noch Christies Pandoras Box und Datatons Watchout zum Einsatz kommen, stoßen diese schnell an ihre Grenzen, was Bedienbarkeit der Playlisten, Content Management oder Dokumentation angeht. Daher gibt es längst auf dieses Nischensegment spezialisierte Software, denen die klassischen Alleskönner hier nicht das Wasser reichen können. Zwei Beispiele solcher Software sind LED Board Control (www.ledbc.de) der deutschen Kollegen Benjamin „M“ Müller und Jonas Stade, sowie Goal Sport Playout, welches in Tschechien entwickelt wird (www.goalsport.software).

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Hunderte von Slots

Die Vorteile der spezialisierten Produkte beginnen bereits bei der Vorbereitung der Playlists. Sowohl Goal Sport Playout als auch LED Board Control kommen ohne die klassische Timeline aus und arbeiten stattdessen mit als Excel- Datei importierten Playlisten. Auf diese Weise können die Marketingabteilungen der Vereine unkompliziert ihre verkauften Slots sortieren und soweit es geht für den Operator vorbereiten. Bei üblicherweise 20 bis 30 Sekunden langen Slots kommen für ein Fußballspiel inklusive Pre- und Postmatch immerhin schnell bis zu 900 einzeln zu programmierende Slots zusammen, die je nach technischer Ausstattung des Stadions auch noch verschiedene Clips auf verschiedenen LED-Banden beinhalten können. Goal Sport Playout verknüpft dabei praktisch die Files aus der Playlist direkt mit den zugehörigen Dateien, die einfach im selben Ordner abgelegt werden müssen wie die Excel. LED Board Control verknüpft die Dateien innerhalb der Playlist-Datei und erlaubt Dateien an anderen Orten.

Old Trafford Manchester United 2
Über die sogenannten Scenes lassen sich in Goal Sport Playout etwa Tor- oder Auswechselanimationen anlegen, die dann bei Bedarf die reguläre Playlist überlagern. Auch dynamischer Content wie Spielzeiten und -statistiken können dynamisch eingebunden werden. (Bild: Goal Sport Playout)

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Verzicht auf Komplexität als Vorteil

„Die Playlisten kann man natürlich klassisch per Timeline bauen, aber das ist wegen der Menge an Slots ein entsprechender Aufwand und selbst, um schnell ein File auszutauschen, braucht man einen Operator, der sich wirklich mit der Software auskennt,“ erläutert Jonas Stade die Vorteile des Playlist-Imports aus seiner Perspektive. Mit ihren Oberflächen erinnern sowohl Goal Sport Playout als auch LED Board Control eher an den typischen Medienplayer und ermöglichen dadurch eine gezieltere Einarbeitung ins System.

LED Board Control
Oberfläche von LED Board Control Etwas simpler gehalten als beim Mitbewerber, aber nicht weniger funktional. Auch hier werden Playlists nebeneinander und in Tabs sortiert, je nachdem, ob sie nacheinander oder parallel auf verschiedenen Wänden abgespielt werden sollen. (Bild: LED Board Control)

Auch können durch die Vereinfachung der Abläufe schneller Tests angesetzt werden, etwa für die Abnahme neuer Videos, ohne vorher die gesamte Show umzubauen. Die Programme erlauben auch, Dateien per Drag and Drop in die Playlisten einzufügen und darin zu sortieren. Innerhalb einer Excel-Datei können außerdem unterschiedliche Playlists wie etwa erste und zweite Halbzeit parallel angelegt und importiert werden. Je nach Setup erlauben beide Programme, dass zwischen Playlists ein Fade stattfindet, wenn sie gestartet werden, es können aber auch beispielsweise Toranimationen die reguläre Playlist überlagern und nach dem Fade Out wie geplant fortsetzen.

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Goal Sport Playout lässt Playlisten sowohl in Tabs als auch nebeneinander importieren. Je nach Konfiguration können sie parallel oder auch einander ablösend laufen. Außerdem bietet die Software einen Teil des Files als Vorschau, über die auch Farbanpassungen vorgenommen werden können. (Bild: Goal Sport Playout)

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Automatisches Mapping

Eine weitere Vereinfachung des Workflows beginnt bereits vor der Anlieferung der Daten, indem beide Tools es erlauben, den Content der Banden in seiner nativen Auflösung zu produzieren. Die Render Engines beider Server werden einfach auf das vom LED-Controller erwartete Mapping konfiguriert und geben den Content automatisch korrekt aus. Auch dies ist deutlich einfacher und weniger fehleranfällig als beispielsweise die Vorbereitung per händischem Mapping über virtuelle Displays in Watchout während des Exports in der Content-Produktion, oder sogar erst vor Ort durch finales Rendern des Operators.

LED Board Control
LED Board Control bietet die Möglichkeit, Files und Playlisten über einen Zeitplan automatisiert zu starten. (Bild: LED Board Control)

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Problemlose Bildanpassungen

Anders als bei den vielen anderen Produktionen werden viele unterschiedliche Files von verschiedenen Kunden bereitgestellt, müssen aber einheitlich und korrekt auf dem heimischen Fernseher wiedergegeben werden können. Die Anforderungen an Farbgenauigkeit der Wand können dabei je nach Größe des Clubs und Rahmen in dem er spielt variieren. Besonders von Turnieren und Ligaspielen der UEFA und FIFA kennen viele noch den aufwändigen Prozess, jedes einzelne File im Ü-Wagen für korrekte Farbwiedergabe zu korrigieren. Die auf Bandenwerbung zugeschnittenen Programme bieten für diesen Zweck die Möglichkeit, sowohl die Outputs als Ganzes als auch einzelne Dateien in ihren Farb-, Helligkeits- und Kontrastwerten anzupassen. Eine derart penible Justierung der Farbtreue ist mit zunehmender Qualität der verbauten LED-Banden in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund gerückt. Content genügt heutzutage auch „Out oft he Box“ bereits den meisten Ansprüchen der Clubs und Kunden. Dennoch ist es nach wie vor wichtig, solcherlei Werkzeuge unkompliziert zur Hand zu haben ohne zeitaufwendige Keyframes oder Filter programmieren zu müssen.

LED Board Control
Die Serververwaltung in LED Board Control ist schnell und übersichtlich. Ein angenehmes Feature ist, dass sämtliche File Transfers per FTP-Protokoll stattfinden, man also ohne lästige Windows-Freigaben auf alles zugreifen kann. (Bild: LED Board Control)

„Wir gehen sogar so weit, dass einzelne Files in der Größe angepasst oder verschoben werden können, falls bei der Content-Produktion doch mal ein Fehler unterlaufen ist, der so schnell nicht korrigiert werden kann“, so Jonas Stade über das Feintuning in LED Board Control. „Gerade beim sogenannten Powerpack, wenn also zwei Reihen Bande so hintereinanderstehen, dass sie im Kamerabild genau übereinander liegen, kommt es gelegentlich vor, dass wir nachkorrigieren müssen, weil etwa die LEDs nicht sauber zueinander aufgebaut wurden oder die dafür vorgesehene Kamera einige Zentimeter neben der vorgesehenen Achse steht.“ Für solche Zwecke sei es außerdem wichtig, die Laufzeit einzelner Outputs korrigieren zu können, da häufig verschiedene Bandensysteme parallel eingesetzt werden und Content dadurch ansonsten asynchron wiedergegeben werden könnte. Über die Anpassung der Files hinaus gehören außerdem Shader zum Standardrepertoire der Server, mit denen auf die verschiedenen Lichtsituationen zwischen Sonnen- und Schattenseite des Stadions über die Breite der LED-Bande reagiert werden kann.

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Proof of Play ist Pflicht

Ein weiteres immer für die spezialisierten Server Systeme angefragtes Feature ist neben der Farbkorrektur das sekundengenaue Logging sämtlicher Wiedergaben. Als dominanteste Werbefläche in Stadion und Live-Übertragung zählt Bandenwerbung zu den wichtigsten Einnahmequellen der Clubs, welche sich die Kunden entsprechend kosten lassen. Dementsprechend wichtig ist es, im Zweifelsfall sekundengenaue Ausspielprotokolle der absolvierten Spiele vorhalten zu können, um etwaige Auseinandersetzungen schlichten zu können. Sowohl LED Board Control als auch Goal Sport Playout loggen sämtliche Wiedergaben und erlauben so eine exakte Dokumentation für die Clubs wie es klassische Medienserver, wenn überhaupt, nur über Umwege leisten könnten.

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Volle Redundanz aller Ebenen

Im Havariefall können die meisten Instanzen der Signalkette durch volle Redundanz ersetzt werden. Beide hier vorgestellten Serversysteme verfügen über die Möglichkeit, die laufende Playlist parallel über mehrere Server auszugeben. Auch der Master erhält ein Backup im System, der bei jedem Schritt des Operators mitgeht und im Fehlerfall nahtlos übernehmen kann. Sowohl Goal Sport Playout als auch LED Board Control ermöglichen, dass direkt in der Oberfläche eine Signalmatrix einzubinden, die bei Ausfall eines Playout- Rechners direkt über die Nutzer-Oberfläche das Signal umschalten kann. Da die Banden im Normalfall ebenfalls redundant eingerichtet werden, ist die Matrix in der Signalkette also der einzige Bottleneck, der über kein Backup verfügt.

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Remoting und dynamischer Content

Über die Matrixsteuerung heraus bemühen sich die Köpfe hinter beiden Serversystemen, wie für Medienserver üblich, um ausreichende Remoting-Kapazitäten um sie an andere Gewerke anbinden zu können. LED Board Control setzt dabei vor allem auf OSC Befehle mit denen im Grunde die komplette Oberfläche extern zu bedienen ist. So kann etwa der Medienserver, der für die Ausspielung der Bigscreens zuständig ist, einfach die LED-Banden mit seinem Content synchronisieren. Der wichtigste Anwendungsfall ist heutzutage aber wohl die Steuerung der Server durch eine Companion-Instanz mit angeschlossenem Streamdeck. Goal Sport Playout hat für die kommende Version ebenfalls OSC bzw. allgemeinere UDP-Nachrichten für Remote Anwendungen angekündigt und verfügt bereits jetzt über die Option, per TCP/IP basiertem QuickLaunch Protokoll Trigger zu sequenzieren. Beide Programme arbeiten außerdem problemlos mit MIDI Befehlen. Über die Remoting bzw. API-Funktionen bieten beide Tools die Möglichkeit, grundlegendes Fan Engagement, wie etwa Wurfgeschwindigkeiten beim Handball, live zu generieren und in die Show einzubauen. Hierfür gibt es verschiedene Dienstleister, wie zum Beispiel Sportmonks, OddMatrix und Sportradar, die alle drei API zum online Datenabruf bereitstellen und teilweise mehrere Sportarten und verschiedene Ligen abdecken.

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Eine gerechtfertigte Nische

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Systeme wie LED Board Control und Goal Sport Playout hochspezialisierte Medienserver sind, die zwar für genau einen Anwendungsfall konzipiert wurden, darin aber Systemen wie Pixera, Pandoras Box oder Watchout weit überlegen sind und auch ohne große Erfahrung als Operator leicht zu bedienen sind. Unterlegen bleiben sie den Alleskönnern absehbar nur in einem Punkt: Audiospuren kennt die Bandenwerbung nicht, daher kann maximal eine Timecode-Spur über die gesamte Playlist gelegt werden, um LED Board Control als Timer für andere Systeme nutzen zu können.

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