von Torben Lehmann, Artikel aus dem Archiv vom , zuletzt aktualisiert am
Eigenständige Pan- und Tilt-Steuerung sowie ein Zoombereich von 4° bis 35° sind hier in fünffacher Ausfertigung äußerst robust in einer metrischen IP66-Bar integriert.
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International bereits sichtbar sind die Effektscheinwerfer Tornado TB 5 IP des chinesischen Herstellers ACME Lighting nun auch in Deutschland in größeren Stückzahlen bei unterschiedlichen Vertriebspartnern erhältlich. Dies ermöglichte uns noch einen spontanen Blick auf dessen Aufbau und die praxisnahen Aspekte seiner Funktionen und deren Bedienung.
Fünf Köpfe auf einem Meter Breite
Die Komponenten des ACME Tornado TB 5 IP sind in einem schlanken, wasser- und staubdichten IP-66-Gehäuse untergebracht, das eine Breite von exakt einem Meter, eine Tiefe von nicht einmal 20 cm und eine maximale Höhe von 35 cm (bei gerade nach oben stehenden Köpfen) aufweist. Die einzelnen Scheinwerferköpfe sind dabei nur ca. 17 cm breit, etwas mehr als 18 cm tief und ungefähr 22 cm lang. An dieser Stelle fällt gleich eine kleine Besonderheit ins Auge, welche die Konstruktion der Pan- und Tilt-Achsen betrifft: Hier sind die Köpfe nämlich auf ihrer Tilt-Achse gelagert und über starre Bügel mit dem Gehäuse verbunden, während die Pan-Rotation erst innerhalb dieser Aufhängung realisiert wird. Der Abstand von Mittelpunkt zu Mittelpunkt eines Kopfes beträgt dabei gerade einmal 20 cm. Diese Konstruktion verleiht dem Scheinwerfergehäuse einerseits eine enorme Stabilität, bringt andererseits jedoch auch den Umstand mit sich, dass der Bewegungsspielraum der fünf Pan-Achsen jeweils nur knapp ± 30° beträgt, damit die Scheinwerferköpfe nicht ungewollt aneinanderstoßen.
Die Vorderseite des Basements ist vorbildlich und ohne jegliche Logos oder Aufkleber komplett „clean“ gestaltet. Somit befinden sich sowohl die Anschlüsse als auch das Display auf der Rückseite des Geräts. Hier stehen jeweils zwei fünfpolige DMX-Anschlüsse und EtherCON-Schnittstellen auf der linken sowie zwei Verbindungen PowerCON True 1 auf der rechten Seite zur Verfügung, die allesamt über eine unverlierbare Gummiabdeckung verfügen.
Die mit einer Distanz von ca. 40 cm recht weit voneinander entfernten Positionierung der Anschlüsse ist nicht so ideal gelöst, da dieser Abstand beispielsweise für den Einsatz von vorkonfektionierten Hybrid-Kabeln bereits etwas zu viel sein könnte.
Das Display, beim Demo-Gerät nicht ganz in Waage verbaut, jedoch voll funktionsfähig, befindet sich exakt in der Mitte zwischen den Anschlüssen und ist, ebenso wie die vier Navigationstasten, hinter einer Glasscheibe vor Staub und Feuchtigkeit geschützt. Die Navigationstasten sind hinterleuchtet und ermöglichen so auch ohne haptisch spürbaren Druckpunkt eine unkomplizierte Bedienung, auch bei Dunkelheit. Um eine unbeabsichtigte Bedienung des Gerätemenüs zu vermeiden, muss die Menü-Taste für drei Sekunden gehalten werden, um Zugriff auf die Menüstruktur zu erhalten. Auch hier hilft eine interne Batterie dabei, Einstellungen am Gerät bereits ohne anliegende Netzspannung durchzuführen.
Bei Vollausschlag der Pan-Achse kommen sich die Köpfe zwar sehr nah, aber hier wird kein Grad verschenkt (Bild: Torben Lehmann)
Die Unterseite des Basements bietet neben der obligatorischen Sicherungsöse in entsprechender Konfektionierung zwei Positionen mit Camloc-Schnellverschlüssen für die Aufnahme der mitgelieferten Omega-Bügel. Diese sind mit 13 cm Langlochbohrungen versehen und gewährleisten so ein gewisses Maß an Flexibilität für unterschiedliche Trägersysteme. Die Schnellverschlüsse sind hier diagonal zueinander versetzt auf der Bodenplatte angeordnet, was vermutlich zu einer verbesserten Stabilität des knapp 30 kg schweren Scheinwerfers beitragen soll, dessen Montage laut Hersteller in jeglicher Position zugelassen ist. Ebenfalls an der Unterseite des Basements befinden sich die einzigen beiden Tragegriffe des Scheinwerfers, welche zugleich die Funktion der Standfüße für den aufrechtstehenden Einsatz realisieren und mit 1,5 cm einen akzeptablen Abstand vom Scheinwerfergehäuse zum Boden schaffen. Zudem stehen an beiden Seiten des Gehäuses mechanische Arretierungsvorrichtungen zur Verfügung, mit deren Hilfe die Tornado TB 5 IP nahtlos in einer klaren Linie aneinandergekoppelt werden können. Diese sind allerdings nicht dafür ausgelegt, die Geräte senkrecht untereinander zu hängen und dienen lediglich dem stimmigen Gesamtbild einer Scheinwerferreihe.
Bild: Torben Lehmann
Je nach Abstand und Zoomwerten ist die Form des RGBL-Chips deutlich in der Abbildung erkennbar
Bild: Torben Lehmann
Je nach Abstand und Zoomwerten ist die Form des RGBL-Chips deutlich in der Abbildung erkennbar
120 W RGBL und RGB-Effektring
Jeder der fünf Köpfe des Tornado TB 5 IP ist mit einer RGBL-Engine ausgestattet, die hinter einer klaren Frontlinse mit einem Durchmesser von ca. 11 cm untergebracht ist. Eine dazwischen liegende Zoom-Linse ermöglicht eine Veränderung von ca. 4° bis 35°. Die Leistung jeder einzelnen Lichtfarbe ist mit einem Wert von 30 W angegeben. Das RGBL-Leuchtmittel erzeugt mit Hilfe der zusätzlichen Farbe ein deutlich klareres weiß, als es eine reine RGB-Addition bewerkstelligen könnte, und ermöglicht dem Scheinwerfer damit obendrein noch einen etwas höheren Gesamtoutput, den der Hersteller hier mit insgesamt ca. 13.000 lm angibt. Die RGBL-LEDs sind in einem rechteckigen Chip zusammengefasst, was je nach Position der Zoomlinse auch einen deutlich erkennbaren rechteckigen Beam erzeugt bzw. abbildet. Darüber hinaus ist jeder Kopf von einem Effektring mit jeweils 24 RGB-Dioden umgeben, deren Leistung jeweils 0,5 W beträgt. Die Festlegung der PWM-Frequenz kann für die RGBL-Engines in 15 Optionen von 900 Hz bis 25.000 Hz erfolgen, während für die konkrete Ansteuerung der Hauptleuchtmittel vier unterschiedliche Dimmerkurven sowie die Möglichkeit der Nachahmung einer konventionellen Glühlampe aktivierbar sind.
Bild: Torben Lehmann
Quick-Pick hilft bei der Adressierung der Folgegeräte
Bild: Torben Lehmann
Mit der aktuellen Software bietet das Gerät zwei Betriebsmodi, obwohl fünf Stück im Umlauf sind
Bild: Torben Lehmann
Vorgefertigte Effekt-Macros des RGB-Rings ermöglichen einen kanalsparenden Betrieb, könnten allerdings noch ein wenig Feinschliff vertragen
Bild: Torben Lehmann
Vorgefertigte Effekt-Macros des RGB-Rings ermöglichen einen kanalsparenden Betrieb, könnten allerdings noch ein wenig Feinschliff vertragen
Bild: Torben Lehmann
Vorgefertigte Effekt-Macros des RGB-Rings ermöglichen einen kanalsparenden Betrieb, könnten allerdings noch ein wenig Feinschliff vertragen
Bild: Torben Lehmann
Vorgefertigte Effekt-Macros des RGB-Rings ermöglichen einen kanalsparenden Betrieb, könnten allerdings noch ein wenig Feinschliff vertragen
Lüftermanagement und Geräuschentwicklung
Die Scheinwerfersoftware des Tornado TB 5 IP beinhaltet zwar ein Lüftermanagement, welches die beiden Optionen „Standard“ und „Quiet“ bietet, allerdings hatten bei beiden unterschiedlichen Modi weder einen merklichen Einfluss auf die maximale Helligkeit der Leuchtmittel noch auf das Verhalten der Lüfter. In jedem der beiden Modi wurde hier die Kühlung der einzelnen LED-Engines des Demo-Geräts unabhängig voneinander und nach Bedarf geregelt. Dies sorgte wiederum ab einer gewissen Betriebstemperatur dafür, dass die Lüfter der fünf Köpfe mit unterschiedlichen Drehzahlen in zufälliger Reihenfolge immer wieder an- und ausgingen, was – überzeichnet beschrieben – ein bisschen daran erinnerte, als würde ein Rudel junger Wölfe das Heulen üben. Auch beim Einschalten sorgt das Gerät kurz für einen gewisse Lautstärkeanhebung, da hier für einen Augenblick alle Lüfter auf die volle Drehzahl hochgeregelt werden. Danach bleibt allerdings eine gewisse Leerlauf-Lautstärke bestehen, die sich in einem Surren äußert, dessen Frequenz teilweise schwankt und in einer ruhigen Geräuschkulisse schon deutlich wahrnehmbar ist. Auch die LED-Chips des Effekt-Rings erzeugen ein – bei Stille zwar nicht lautes, aber dennoch hörbares – akustisches Signal. Die Pan- und Tilt-Motoren hingegen verrichten ihre Arbeit nahezu geräuschlos, während die Mechanik der Zoomlinse in der Gesamtrelation auf einem durchschnittlichen Lautstärke-Level operiert.
24 RGB-Dioden des Effekt-Rings können innerhalb der Effekt-Macros in bis zu acht Segmente unterteilt werden (Bild: Torben Lehmann)
Ansteuerung und Kanalbedarf
Der Scheinwerfer kann ausschließlich drahtgebunden über die Protokolle DMX512, ArtNet und sACN angesteuert werden, während die Netzwerkschnittstelle hierbei die Möglichkeit bietet, die Weiterleitung eines eingehenden Netzwerk-Signals auch über die DMX-Anschlüsse freizuschalten. Mit der aktuellen Version (getestet wurde mit der Firmware V1.1 B1.1/B1.0) stehen zwei DMX-Modi mit 41 bzw. 71 Steuerkanälen zur Verfügung, welche gleichermaßen die voneinander unabhängige Ansteuerung aller fünf Pan- und Tilt-Achsen sowie eine virtuelle Master-Dimmer-Funktion in einer Auflösung von 16 Bit ermöglichen. Auch die Zoom-Funktion erfolgt in beiden Fällen für jeden Kopf separat, dies allerdings nur in einer Auflösung von 8 Bit. Der erste Betriebsmodus behandelt sowohl alle fünf RGBL-Engines als auch die RGB-Effektringe als jeweils ein zusammengefasstes Leuchtmittel. Für die Haupt-LEDs stehen hier zusätzlich ein virtueller stufenloser CTO-Kanal, der in 100K-Schritten einen Farbtemperaturbereich von 8.000K bis 2.500K abdeckt, sowie ein virtuelles Farbrad mit 33 vorkalibrierten LEE-Farben zur Verfügung.
Die RGB-Effekt-Ringe können mit Hilfe eines Macro-Kanals 15 vorgefertigte Lauflichteffekte wiedergeben, die zwar nicht in ihrer Laufrichtung, jedoch in ihrer Geschwindigkeit beeinflussbar sind und per RGB-Mischung beliebig eingefärbt werden können. Hierbei unterteilen die Effekte die 24 RGB-LEDs eines Rings in bis zu maximal acht Segmente zu je drei Pixeln.
Sowohl der erste als auch der zweite Betriebsmodus verfügen über virtuelle Shutter-Funktionen, die sich jedoch nur global auf den jeweiligen Leuchtmitteltyp auswirken, sowie einen Speed-Kanal für die Pan- und Tilt-Bewegung und einen Control-Kanal. Mit dem Einsatz von 30 weiteren Steuerkreisen besteht dann der voneinander unabhängige Zugriff auf die einzelnen RGBL-Farben der Köpfe und die RGB-LEDs der fünf einzelnen Ringe sowie deren Effektsteuerung. Dafür entfallen bei diesem Modus die vorgefertigten virtuellen CTO- und Farb-Macros. An dieser Stelle ist diesbezüglich eigentlich auch schon alles gesagt. Allerdings sind sowohl im Download-Bereich auf der Internetseite des Herstellers als auch bei gängigen Visualisierungs-Programmen Gerätebibliotheken mit drei weiteren DMX-Modi verfügbar, die auch vom Hersteller per DMX-Chart dokumentiert sind und jeweils 75, 85 oder 170 Steuerkreise beanspruch würden, wenn die Software des Geräts diese drei weiteren Optionen denn auch anböte. Hier kämen mit 75 Kanälen dann noch voneinander unabhängige Shutter-Funktionen für die einzelnen RGBL-Engines, mit noch zehn Kanälen mehr deren 16-Bit Ansteuerung und im kanalintensivsten Modus zusätzlich die Einzelansteuerung der acht RGB-Effekt-Ring-Segmente hinzu.
Bild: Torben Lehmann
Bild: Torben Lehmann
Funktionalität und praxisnahes Fazit
Der Tornado TB 5 IP bietet beim Faktencheck augenscheinlich erst mal gar nicht so viele Funktionen, nur dass diese gleich in fünffacher Ausfertigung vorhanden und zudem stabil, roadtauglich und vor äußeren Einflüssen geschützt in nur einem Gehäuse untergebracht sind. Dabei werden die zur Verfügung stehenden 100 cm Breite effizient genutzt. Insbesondere im Hinblick auf die bauseits eingeschränkte Pan-Bewegungsfreiheit wurde hier buchstäblich Millimeterarbeit geleistet und auf mechanischer Seite Stelle kein einziges Grad Bewegungsradius verschenkt, da sich die Köpfe bei Vollausschlag mit nur einem Hauch Luft dazwischen gerade eben so nicht berühren. Die knapp 60° reichen dabei allerdings auch vollkommen aus, um sowohl eindrucksvolle Licht-Fächer als auch -Kuppeln darzustellen.
Geräte können mechanisch miteinander verbunden werden, um saubere und nahtlose Linien zu gewährleisten. Diese Verbindung ist jedoch nicht dafür ausgelegt, Geräte vertikal untereinander zu hängen
Bild: Torben Lehmann
Geräte können mechanisch miteinander verbunden werden, um saubere und nahtlose Linien zu gewährleisten. Diese Verbindung ist jedoch nicht dafür ausgelegt, Geräte vertikal untereinander zu hängen
Bild: Torben Lehmann
Geräte können mechanisch miteinander verbunden werden, um saubere und nahtlose Linien zu gewährleisten. Diese Verbindung ist jedoch nicht dafür ausgelegt, Geräte vertikal untereinander zu hängen
Für einen Kaltstart benötigt der Scheinwerfer eine passable Zeit von etwas mehr als 50 Sekunden, während die Reset-Prozedur während des laufenden Betriebs bereits nach ca. 40 Sekunden abgeschlossen ist. Hierbei wartet die Software des Scheinwerfers so lange, bis der letzte Kopf seine Position gefunden hat, bevor die Leuchtmittel ohne Fadezeit mit hinzugezogen werden.
Für die Adressierung der Geräte ist im Menüpunkt der DMX-Startadressen eine äußerst nützliche sowie denkbar einfach gelöste Quick-Pick-Funktion integriert, die zusätzlich zur gewählten Startadresse auch gleich die daraus resultierenden Startadressen der Folgegeräte auflistet und für die Adressierung anbietet. Darüber hinaus kann per „Head-Invert“-Option definiert werden, welcher Kopf an der jeweiligen Seite des Geräts als Erster angesprochen wird. Die RGBL-Engines können mit Hilfe der zusätzlichen vierten Lichtfarbe von leichten Pastell-Tönen bis hin zu stark gesättigten Farben ein enorm breites Spektrum abdecken und verfügen mit ihren jeweils insgesamt 120 W starken Leuchtmitteln sowohl über genug Leistung für ausdrucksstarke enge Beam- als auch für breitgefächerte Wash-Effekte. Die RGB-Effektringe sind mit einer Leistung von jeweils 12 W hingegen zwar nicht hell genug, um damit beispielsweise eine diffuse Hintergrundbeleuchtung zu generieren, bringen allerdings für diejenigen, die diese Art Effekt mögen und gerne einsetzen, durchaus das Potential für den ein oder anderen Eye-Catcher mit. Vorgefertigte Effekt-Macros wie hier beim Tornado TB 5 IP tragen dazu bei, eine Menge Kanäle sparen zu können, müssen dafür allerdings auch entsprechend „liebevoll“ programmiert sein.
Bild: Torben Lehmann
Zoombereich von ca. 4° bis 35° aus nächster Nähe auf einer weißen Wand
Bild: Torben Lehmann
Zoombereich von ca. 4° bis 35° aus nächster Nähe auf einer weißen Wand
Bild: Torben Lehmann
Zoombereich von ca. 4° bis 35° aus nächster Nähe auf einer weißen Wand
Hier könnten die aktuell verfügbaren Lauflichter in den Punkten Anzahl, Aussehen und Modifikationsmöglichkeiten noch die ein oder andere Ergänzung bzw. den ein oder anderen Feinschliff vertragen. Mit den von Haus aus angebotenen Gerätebibliotheken für MA1- und MA2-, Avolites-, Tiger-Touch- und Chamsys-Pulte sowie im GDTF-Format ist der Hersteller hingegen sehr gut aufgestellt und spricht damit aktiv den breitgefächerten Markt an. Darüber hinaus sind im Onlineangebot neben diversem Dokumentationsmaterial auch noch die Geräte-Datenbanken für Vectorworks und Wysiwyg erhältlich, während der Scheinwerfer bereits in die Bibliotheken von Capture-Sweden oder Depence integriert ist.
Bezüglich der Betriebslautstärke könnte der Tornado TB 5 IP zwar für den ein oder anderen geräuschempfindlichen Sektor bereits im Ruhezustand etwas zu laut sein; bezüglich der überzeugenden und nicht vom Wesentlichen ablenkenden Komponenten wird sich der Effekt-Scheinwerfer jedoch bestimmt einen Platz in dem ein oder anderen Lichtsetup sichern und in Zukunft noch öfters zu sehen sein.