Streaming Know-How

Streaming-Plattformen verstehen und nutzen

Bekommen wir von Ihnen auch den Stream-Link für unsere Webseite? Diesem Wunsch nachzukommen, ist gar nicht so schwer, wenn man weiß, worauf es technisch ankommt. Wir liefern einen Überblick.

Streaming-Plattformen(Bild: Tikhonova Yana/Shutterstock)

Aus Kundenperspektive ist es nur logisch vom Technikdienstleister zu erwarten, dass dieser auch alles rund um das Thema Streaming leisten kann – „das ist schließlich auch Technik“. Es ist aber auch absolut legitim, klare Grenzen zu ziehen: Entweder diese Verantwortung an andere Partner abzugeben – oder gleich auf der Seite der Kunden zu belassen.

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Übersicht:

Fragen klären: Stream, Event, Webinar?

Workflow: vom Einspeisen zum fertigen Livestream

1. Projekt anlegen

2. Signal übergeben

3. Wiedergabe-Optionen

4. Video on Demand und Recording

5. Testen, streamen, überwachen

Nur Versuch macht klug

Plan B

Bin ich Serviceanbieter oder nur Schnittstelle?

Auswahlkriterien von Streaming-Portalen

Beispiele für Streaming-Plattformen


Doch auch wenn man selbst (noch) nicht in die Umsetzung einsteigen möchte, so sollte man dennoch gut beraten können. Häufig ist die kompetente Beratungsleistung einer der Hauptgründe für langanhaltende Geschäftsbeziehungen. Wer sich einmal ernsthaft mit dem Thema der Online-Videoplattformen und Streaming-Plattformen befasst, wird feststellen, dass vieles gar nicht so kompliziert ist und kaum etwas dagegenspricht, den Service mit in das eigene Paket aufzunehmen.

Fragen klären: Stream, Event, Webinar?

Zu Beginn müssen wir das Thema definieren: Zu schnell werden Streaming-Plattformen, Event-Plattformen und Webinar-Tools in einen Topf geworfen. An einigen Stellen werden die Grenzen zwischen den Angeboten sicher etwas unscharf und Features, die wir z. B. von Event-Plattformen erwarten, finden sich bereits bei Streaming-Anbietern und andersherum. Über die Zeit werden die Bereiche mehr und mehr miteinander verschmelzen, doch die Begriffe bleiben gleich und es ist jetzt die Zeit, das nötige Wissen zu sammeln.

Wenn wir von Streaming-Plattformen sprechen, dann meinen wir damit den Service, ein Streaming-Signal zu empfangen und einer breiten oder exklusiven Gruppe im Internet zugänglich zu machen. Hierfür gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, die wir genauer betrachten werden. Der Service im Fokus ist also „Top-Down“ und beschränkt sich nur auf die Bereitstellung eines Streams: Kein Chat, keine Umfragen, kein Besuchermanagement, keine Kommunikation in zwei Richtungen. Gute Beispiele für diese Art des Streaming sind die Übertragung von Sport-Events, Konzerten, Produkt-Launches, Berichterstattungen und vieles mehr.

Kann man dem Kunden entlocken, ob diese Art der Bereitstellung ausreichend ist, ist das schon die halbe Miete. Oft müssen Streams generiert werden, die in die kundeneigene Homepage eingebunden werden sollen, oder man möchte gleichzeitig noch auf Facebook und auf YouTube streamen. All dies lässt sich mit dem gleichen Wissen realisieren und es muss lediglich kommuniziert werden, wo genau die Schnittstellen liegen und wie Verantwortungen verteilt werden.

Die wesentlichen Fragen zu Beginn sind:

  • Wann soll gestreamt werden?
  • Über welchen Zeitraum soll gestreamt werden?
  • Wo soll der Stream eingebettet/gezeigt werden?
  • Für wen soll der Stream erreichbar (oder auch nicht erreichbar) sein?
  • In welcher Auflösung(en) und Bildrate soll der Stream verfügbar sein?
  • Wie viele Zuschauer:innen werden etwa erwartet?

Los geht’s.

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Workflow: vom Einspeisen zum fertigen Livestream

Welche Teile zu einem fertigen Livestream gehören, haben wir in unserem Grundlagenartikel „Alles Streaming, oder was?“ in Ausgabe 4/2020 erörtert. Jetzt fokussieren wir uns auf den Teil, wie der Stream in das Internet kommt und verbreitet wird.

Boxcast
Boxcast liefert Anleitungen zum Encoder-Setup für gängige Hard- und Software (Bild: Alexander Heber)

Wir nutzen hier konkret einmal die Portale von Dacast, Wowza Streaming Cloud, Castr, Boxcast und YouTube zur Demonstration gängiger Schritte. Die Auswahl von Anbietern ist groß und alle bieten unterschiedliche Features. Die grundlegenden Schritte sind jedoch bei allen Plattformen sehr ähnlich. Wir zählen eine Auswahl möglicher Features auf und beschreiben die wesentlichen Aspekte, auf die es zu achten gilt. Die grundlegende Erstellung eines Streams ist jedoch mit den wenigen Punkten erledigt und das Event kann starten. Das heißt nicht, dass andere Features nicht wichtig sind, aber soll zeigen, dass die Komponente der Erstellung und Einrichtung des Streams keine Hexerei ist.

1. Projekt anlegen

Zu Beginn legt man einen neuen Livestream bzw. ein Projekt an. Es sollte in Fleisch und Blut übergehen, für nicht wiederkehrende Veranstaltungen, neue Streams anzulegen und Streaming- und Uploadlinks nicht mehrfach zu verwenden. Zu groß ist das Risiko, dass irgendein Streaming Encoder nicht zurückgesetzt wurde und direkt nach dem Anschluss an Strom und Internet wieder beginnt auf die letzte Adresse zu streamen, was dann zu Konflikten mit anderen Encodern führen kann und im schlimmsten Fall den falschen Content zeigt.

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 2. Signal übergeben

Für die Übergabe des Signals an die Streaming-Plattform bieten einige Anbieter eine Sortierung nach Hard- und Software-Encodern. Das ist sehr praktisch und mitunter kann die Konfiguration des Encoders sogar mittels einer XML-Datei erfolgen. Bei allen Plattformen hat es Sinn, sich über die präferierten Encoding- und Codec-Einstellungen zu informieren und diese anzuwenden. Gerade bei öffentlichen Portalen wie YouTube, Twitch oder Facebook, sollte man sich an die Vorgaben halten. Mit einer zu hohen Qualität und Bitrate zu kostenfreien Portalen zu streamen, kann von diesen sogar abgestraft werden und in einem nicht erreichbaren Stream oder ruckelnden Bildern enden. Gleiches gilt für zu niedrige Bitraten. Kennt man die Daten, muss man den Encoder nur damit füttern. Die Streaming-Plattform stellt für die Einspeisung eine URL des Entry-Points zur Verfügung und den Namen des Streams. Mindestens diese Daten sind vorhanden, wobei der Name des Streams auch in der URL des Entry-Points verpackt sein kann. Je nach Portal gibt es zusätzlich noch einen Login und ein Passwort, um den Stream zusätzlich zu schützen.

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Castr Restreaming
Einer für alle: Bei Castr lässt sich parallel auf eine Vielzahl weiterer Portale streamen, ohne eigene Encoder beanspruchen zu müssen (Bild: Alexander Heber)

3. Wiedergabe-Optionen

Wiedergabe-Optionen sind ebenfalls Teil des Setups. Es werden Links zum Einbinden in Webseiten bereitgestellt oder zum Teilen auf Social Media. Die Streaming Portale haben eigene Player, in denen der Stream dann abgespielt wird. Diese lassen sich mitunter noch anpassen und zum Beispiel mit eigenen Farbschemen ausstatten. An dieser Stelle kann auch eingestellt werden, ob der Player eine feste Größe hat oder sich dem Endgerät der Zuschauer:innen anpasst. Auf den Seiten mit diesen Einstellungen finden sich in der Regel auch die Optionen für die Anzeigen vor und nach dem Stream. Hier sind Bilder möglich, Logos oder sogar Videos und Countdowns.

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4. Video on Demand und Recording

Video on Demand und Recording sind bei vielen Plattformen selbstverständlich. Während die anschließende On-Demand Funktion bei Events oft über die Webseiten der Auftraggeber gelöst wird, so ist zumindest die Recordingfunktion ein hilfreiches Backup. Für einige Portale ist die Möglichkeit während des Streams zurückspulen zu können selbstverständlich, bei anderen eine Option mit zeitlichen Limits und bei wieder anderen überhaupt nicht verfügbar.

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5. Testen, streamen, überwachen

Vom Erstellen des Streams bis zum fertig augelieferten Sendebild müssen keine 5 Minuten vergehen. Das Einrichten funktioniert bei allen Anbietern ähnlich und wer sich einmal mit dem wesentlichen Punkten vertraut gemacht hat, muss die Arbeit an den Weboberflächen nicht scheuen. Sobald der Stream existiert, sollte man testweise darauf streamen. Man kann die Streams lange vor dem eigentlichen Event anlegen und noch vor der Übergabe eines
Streaming-Links zum Einbinden ausprobieren. Die Überwachung des Streams ist unterschiedlich detailliert. Während Wowza präzise Angaben zum empfangenen Stream macht und sogar auf falsche Bildwiederholraten und unpassende Encodersettings hinweist, steht bei anderen nur die optische Überwachung im Player zur Verfügung oder abstrakte Informationen wie „Qualität ist sehr gut“.

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Nur Versuch macht klug

Wenn man anhand der Features zu einer Auswahl möglicher Anbieter vorgedrungen ist, gilt es, die Portale auszuprobieren. In den meisten Fällen gibt es kostenlose Testphasen, in denen man die Portale vollumfänglich ausprobieren kann – zumindest von rein technischer Seite, denn die Bandbreiten und Zuschauerzahlen sind in den Test-Accounts in der Regel beschränkt. Bei diesen Versuchen sollte man nicht nur aus dem Büro heraus auf die Weboberfläche zugreifen und mit OBS auf das Portal streamen. Stattdessen gilt es, alle genutzten Encoder für die Tests des Portals auszuprobieren. Gerade wenn es darum geht, eine SRT- oder Low-Latency-Verbindung zum Server herzustellen, sollte man auch das ausprobieren und nicht nach dem klassischen RTMP-Stream haltmachen. Wenn man feste Häuser im Sinn hat, aus denen man regelmäßig streamen möchte, so ist auch ein Test aus diesen Locations keine schlechte Idee.

Erster Schritt
Erster Schritt: Zu Beginn eines neuen Streams wird dieser benannt und häufig einer Region zugewiesen. Dies dient den Anbietern dazu, den nächstgelegenen Server für die Einspeisung festzulegen (Bild: Alexander Heber)

Es gibt Fälle, in denen lässt sich einfach kaum nachvollziehen, warum ein Stream nicht funktioniert, denn auch nicht jede Internetanbindung ist gleich. Wir haben schon Fälle beobachtet, in denen Web-Over-Air-Lösungen problemlos mit der Softwarelösung spielten, aber die Hardwaregeräte nicht überredet werden konnten, über diese Internetverbindung zu einem Portal zu streamen, zu dem sie aus dem Firmensitz immer problemlos Kontakt aufbauen konnten. Auch wer mobile Streaming-Encoder mit LTE nutzen möchte oder sich gerade einen teuren Bonding-Router geleistet hat, sollte die Geräte direkt mit den gewünschten Plattformen auf die Probe stellen.

Health
Manche Portale haben eine größere technische Detailtiefe und bieten somit genauere Einblicke in den Zustand des Streams. Bei Wowza lässt sich so auch eine Encoder-Einstellung bis hin zum GOP-Abstand überprüfen. (Bild: Alexander Heber)

Einmal im Internet, muss mit den Versuchen noch nicht Schluss sein. Warum nicht einen Link auf der eigenen Webseite aufbauen, verstehen welche Hürden dies vielleicht mit sich bringt und wichtige Tipps sammeln, die man kompetent weitergeben kann? Die Streams sollten auch auf verschiedenen Endgeräten betrachtet werden, allein schon, um die Responsive-Fähigkeiten der Player auf die Probe zu stellen.

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Plan B

Eine Plattform ist gut, zwei sind besser. Es kann nie schaden, einen Notfallplan in der Hinterhand zu haben. Und wenn es YouTube ist – irgendein Backup-Portal sollte man vorhalten können, wenn man sich selbst um die Bereitstellung der Streams kümmert. Einige Anbieter haben „Pay as you Go“-Angebote und so können die Reserven sogar ohne zusätzliche Kosten vorgehalten werden. Hier kann es sogar ein dauerhaft angelegter Stream sein, der erst nach einer Havarie erneuert wird, mit einer festen Adresse und einem gespeicherten Profil in den genutzten Encodern. Im Notfall muss lediglich eine neue Adresse für die Einbindung kommuniziert werden und es geht binnen weniger Minuten weiter, als wäre nichts gewesen.

Youtube
Consumer-freundlich: Im Gegensatz zu Wowza liefert YouTube abstraktes Feedback, welches aber nur beruhigend ist, solange alles im grünen Bereich bleibt (Bild: Alexander Heber)

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Bin ich Serviceanbieter oder nur Schnittstelle?

Die Frage danach, wie das Video in das Netz und auf die Endgeräte kommt, stellt sich aber nicht nur für all jene, die diesen Teil einer Veranstaltung als eigenen Service anbieten möchten. Ob man nun die eigene Verantwortung bei der Eingabe der Streaming-URL beendet sieht, oder sich vornimmt, bald ein eigenes Eventportal zu errichten: der sichere Umgang mit den technischen Begriffen und Prozessen wird von Technikdienstleistern erwartet. Auch wenn man nicht die Auslieferung des Streams verkauft hat, kann man dennoch ein Backup vorhalten. Der Überblick über Features und Kosten kann auch bei der Wahl von Partnern entscheidend sein und erlaubt eine Kommunikation auf Augenhöhe.

Und selbst, wenn es nur ein 24/7-Livestream von dem Schwalbennest in der LKW-Zufahrt ist: Hauptsache, man ist mit dem Thema vertraut.

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Auswahlkriterien von Streaming-Portalen

Weiterverteilung auf andere Portale
Manchmal ist ein Portal nicht genug, sondern der Content muss über mehrere Plattformen hinweg verteilt werden. Das kann man mit mehreren Encodings zu den einzelnen Streaming-Zielen lösen, oder die Plattform bietet eine solche Verteilung direkt mit an. Castr.io und Restream sind Beispiele für Portale, die das mit wenigen Klicks ermöglichen.

Empfehlungen/Presets für Encoder?
Wenn sich der eigene Encoder schon in der Liste unterstützter Geräte findet, schafft dies natürlich Vertrauen in einen erfolgreichen Stream. Portale bieten mitunter auch Schritt-für-Schritt-Tutorials zur Einrichtung gängiger Hard- und Software. Das kann auch ein schöner Spickzettel für die Recherche der nächsten Encoder sein.

DSGVO
Die Datenschutzgrundverordnung – so sinnvoll und richtig der grundlegende Gedanke dahinter auch sein mag – hat das Thema Streaming verkompliziert. Inhalte nur auf europäischen Servern bereitzustellen, ist eine Variante den Anforderungen zu begegnen. Spätestens wenn man ein großes CDN bemüht, um den Stream in alle Welt zu tragen, wird es jedoch etwas schwammig mit der Interpretation. Wann genau eine Verarbeitung der Daten im Ausland eine Verletzung der DSGVO bedeutet, ist umstritten.

Teilnehmer:innen aufzuklären und eventuelle Genehmigungen einzuholen, liegt auf Seiten der Veranstalter und sollte so kommuniziert werden, damit Missverständnisse vermieden werden können. Ein beliebtes Portal aus Deutschland, für eine Verbreitung von Streamings über europäische Server, ist 3Q Video, welches auch professionelle Optionen bietet, die ein „Reselling“ der Dienstleistung gut möglich machen.

Monitoring
Wie lässt sich der Stream überwachen, helfen mir die Informationen bei der Fehlersuche? Wenn das Portal klare Daten zur Qualität und den Eigenschaften des Streams liefert, lässt sich viel einfacher ermitteln, an welcher Stelle in der Sendekette Probleme auftreten. Wowza hat hier eine sehr gute Darstellung über die „Gesundheit“ des Streams.

Player
Wenn nur ein Player gefordert ist, der samt Stream in einer Webseite eingebunden werden soll, so ist es schön, wenn man zumindest ein wenig Einfluss auf das Design des Players nehmen kann. Dacast bietet hier Optionen für Schriftarten und Farben.

iFrame
Eine der häufigsten Varianten, einen Stream für die Weiterverarbeitung bereitzustellen, ist iFrame. Diese Funktion gehört zu den absoluten Standards aller Anbieter.

HLS Chunklist
Wird der Stream per als HLS an die Endgeräte ausgeliefert, so muss eine HLS Chunklist von der Plattform generiert werden. HLS teilt das Video in viele kurze Stücke auf. Diese „Chunks“ sind nummeriert und werden in der richtigen Reihenfolge vom Player geladen und abgespielt. Eine HLS Chunklist erkennt man am Format playlist.m3u8. Diese wird dann im Player gebuffert und wiedergegeben.

Es ist nicht selbstverständlich, für die Portale direkten Zugriff auf die HLS Chunklist zu gewähren. Bei manchen ist es gar nicht möglich, andere liefern auf Anfrage und mitunter muss man für das Feature bezahlen. Es ist aber durchaus interessant, Zugriff auf die Chunklist zu haben, denn alle, die einen eigenen Player programmieren möchten oder den Stream in komplexere Webseitenstrukturen einpflegen wollen, benötigen die HLS Chunklist als Grundlage für ihre Entwicklung.

Reporting
Wie viele schauen denn gerade zu, welcher Workshop war am besten besucht und wie lange war die durchschnittliche Verweildauer auf dem Stream? Hier gilt es genau zu prüfen, welche Informationen sich in Echtzeit oder im Nachhinein aus dem Portal entnehmen lassen. Gibt es einen CSV-Export, oder müssen Screenshots reichen?

Ingest-Protokolle
RTMP ist nach wie vor das Standard-Protokoll für die Übergabe von Streams an Plattformen und CDNs. Inzwischen finden sich auch erste Portale, die SRT als Quelle ermöglichen. Wowza ist als Mitglied der SRT Alliance mit von der Partie, aber auch bei Castr ist die Funktion im Beta-Stadium implementiert. Darüber hinaus können manche auch einen HLS-Stream abgreifen und diesen als Grundlage für die Weiterverarbeitung nutzen. Letzteres wird auch für Anwendungen mit besonders geringer Latenz genutzt, da bei der Wandlung für die Endgeräte Zeit gespart werden kann. SRT wiederum bietet potenziell Vorteile in der Qualität und Stabilität des Sendesignals. Für die meisten Anwendungen ist RTMP jedoch vollkommen ausreichend.

Transport
Die Auslieferung des Streams ist Sache der Plattform/des CDNs, aber kann gewaltige Unterschiede im Erleben des Streams machen. Latenzen sind hier das entscheidende Stichwort. Mit MPEG Dash und HLS wird eine Auslieferung ermöglicht, die eine möglichst reibungslose Wiedergabe auf allen Endgeräten im Fokus hat. WebRCT – also die Protokollsammlung, auf der Tools wie vMix Call oder Skype basieren, ist eigentlich nicht für eine Übertragung an viele Empfänger gedacht, wird nun aber aufgrund der extrem geringen Latenz von unter 500 ms für diese Zwecke „aufgebohrt“.

Wowza behauptet, bis auf eine Million Zuschauer skalieren zu können. Im Moment ist diese Form des Broadcast aber noch nicht so Plug&Play wie ein ganz normaler Stream. Andere Portale wie liveryvideo.com nutzen Ultra Low Latency CMAF als Übertragungsgrundlage und wollen so eine für alle Zuschauer gleichmäßig geringe Latenz von unter drei Sekunden erreichen. Die explosionsartige Entwicklung im Livestreaming hat den Bedarf nach geringen Latenzen weit oben auf die Wunschliste gepackt und wir können mit rasant ausrollenden Anpassungen in diesem Bereich rechnen.

Länderrestriktionen und Zugriffsbeschränkungen
Kontrolle darüber zu haben, in welchem Land der Stream empfangen werden kann und auch das Einschränken, in welche Webseiten der Stream eingebettet werden darf, gehören zu wesentlichen Sicherheitsinstrumenten.

CDN
Online-Video-Plattformen sind nicht gleichzeitig auch CDN, docken aber an Content Delivery Networks an. Es gibt Anbieter, die gleichzeitig über mehrere CDNs verteilen können. Nicht immer bedeutet die Anbindung auch eine Erreichbarkeit in allen Ländern der Welt. Insbesondere wer China erreichen möchte, sollte sich kurz schlau machen, ob das Portal eine Anbindung ermöglicht. Letztlich landet ein Großteil aller Streams entweder auf Servern von Akamai, FastCDN oder Amazon AWS.

Multi-Bitrate-Transcoding
Rechnet das Portal den Stream in mehrere Auflösungen gleichzeitig um und stellt so eine bestmögliche Verbreitung über alle Bandbreiten und Geräte sicher, oder muss man selbst mehrfach in verschiedenen Auflösungen einspeisen? Letzteres ist seltener, aber bei Dacast zum Beispiel der Fall. Das Umrechnen in mehrere Auflösungen kann mit zusätzlichen Kosten verbunden sein.

Passwortgeschützter Zugang
Ein Passwort kommt nicht einem Ticket gleich, aber kann den Zugriff auf einen Stream ein wenig kontrollierter gestalten. Das Feature ist keine Selbstverständlichkeit.

Monetarisierung und Werbung
Mit diesem Feature verlassen wir gänzlich unsere Komfortzone, denn Einnahmen eines Streams zu verwalten, ist zusätzlicher Aufwand. Viele Plattformen bieten jedoch diesen Service, was nicht unerwähnt bleiben soll.

Begleitender Content
Wenn kein Stream an den Server übermittelt wird, ist ein Schwarzbild natürlich nicht wünschenswert, schlimmer noch ist die Offline-Meldung. Bilder, Countdowns oder Videos: Die Anbieter halten verschiedene Lösungen bereit.

Logo und Wasserzeichen
Fehlt genau der eine Layer für das Sendelogo? Die Platzierung ist oft nicht sehr präzise gehalten, aber mit ein wenig Probieren gelingt es doch schnell.

Recording, Zwischenspeicher und On Demand
Man wird kaum vergessen können den Stream zu starten, bei einem Recording sieht das leider schon anders aus. Die automatische Online-Aufzeichnung ist also eine zusätzliche Beruhigung. In welcher Form diese Aufnahmen dann zu gänglich gemacht werden können, ist wieder unterschiedlich. Einige Anbieter kombinieren den Live-Service gleich mit On-Demand-Lösungen. Auch nicht selbstverständlich ist das Vorhalten vergangener Streaming-Zeit um ein Zurückspringen im Stream zu ermöglichen. Was bei YouTube über mehrere Stunden hinweg funktioniert, ist bei anderen auf wenige Minuten begrenzt oder gar nicht möglich.

Zugriffsbeschränkungen
Das Einbinden des Streams nur für bestimmte Domains zu gestatten, oder den Zugriff geografisch einzuschränken gibt weitere Kontrolle über die Verbreitung im Netz.

Backup Entry Points
Zusätzliche Einspeisepunkte, auf die beim Verlust vom Haupt-Stream automatisch gewechselt wird, sind oft ein Feature des dahinterliegenden CDN. Backup-Encoder können so gleichzeitig betrieben werden und für gute Redundanz sorgen.

Lizenzmodell und Kosten
Der vielleicht undurchsichtigste Faktor bei vielen Anbietern sind die Kosten. Am Ende hängt alles von genutzten Bandbreiten ab. Diese im Vorfeld zu ermitteln ist oft schwierig, weil es die Schätzung von Zuschauerzahlen erfordert. Neben den Zuschauerstunden kommen Gebühren für Features hinzu. Es gibt Konzepte, die auf Abonnements basieren oder auf tatsächlichem Nutzerverhalten gründen.

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Beispiele für Streaming-Plattformen

3Q
Der deutsche Anbieter 3Q ist eine sehr beliebte Lösung und hat durch den deutschen Support ein großes Plus für viele Nutzer. Die Features reichen bis zu professionellen Custom-Lösungen.

Akamai
Akamai ein CDN-Anbieter für größere Kunden und bietet Jahresverträge ab ca. 1000 Euro monatlich. Technisch erhält man umfangreiche Funktionen, auf denen auch eigene Programmierungen aufbauen können. Keine Plug & Play-Lösung, aber äußerst zuverlässig und umfangreich.

Boxcast
Boxcast macht den Einstieg in das Streaming denkbar einfach. Man wird in Windeseile zu fertigen Stream geführt und erhält verständliche Tutorials.

Castr.io
Mit RTMP, SRT im Beta-Stadium und dem direkten Einspeisen einer Webcam über den Browser ist Castr gut aufgestellt. Ein Kernfeature ist auch die Verteilung des Streams auf weitere Plattformen.

Dacast
Über Dacast wählt man sich direkt in das starke CDN von Akamai ein, ohne dafür Unsummen zu investieren. Auch eine Abrechnung nach Bandbreite und tatsächlichem Bedarf macht Dacast interessant.

Facebook Live
Facebook wird man wohl nicht als Plattform benutzen, um einen privaten Stream aufzusetzen, aber man sollte damit vertraut sein und zielsicher auf die Plattform streamen können.

Livery
Livery macht sich ein Low-Latency-Protokoll zunutze und verspricht entsprechend geringe Latenzen bei der Übertragung an Endgeräte. Der Kostenrechner auf der Webseite gehört zu den aufschlussreicheren von allen Anbietern.

Livestream
Schon vor der Übernahme durch Vimeo gehörte Livestream zu den großen Anbietern auf dem Markt. Mit Vimeo Premium kann man bereits einiges leisten und eine eigene Streaming-Software ist auch dabei.

Restream
Wie der Name vermuten lässt, liegt hier die parallele Übertragung an mehrere Plattformen im Zentrum des Angebotes.

Twitch
Twitch ist das Portal für Gaming-bezogene Streamings und man sollte zumindest einmal einen Blick darauf geworfen haben und verstehen, wie man regelkonform auf diese Plattform streamt.

YouTube
Kostenlos und einfach, gedacht für Content Creator. Für öffentliche Übertragungen, bei denen ein möglichst großes Publikum erreicht werden soll, nur schwer zu schlagen.

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