Shure MXCW

Drahtlose Technik für unkomplizierte Konferenzen

Eine Weinprobe als Veranstaltung in den Gondeln eines Riesenrads? Die Abstandsgegebenheiten der Pandemie brachten ungewöhnliche Projekt auf den Weg. Für derlei Anwendungsfälle – und generell für Örtlichkeiten, in denen keine fest verkabelte Technik möglich ist – eignen sich drahtlose Konferenzsysteme. Shure will mit dem hauseigenen Microflex Complete Wireless eine „Rundum-Alternative“ auch für mobile Einsätze mit bis zu 125 Sprechstellen – mit je bis zu zwei Teilnehmern – ermöglichen.

Drahtlose Sprechstelle MXCW640
Drahtlose Sprechstelle MXCW640 mit Schwanenhals-Mikrofon – bei Bedarf können zwei Teilnehmerinnen oder Teilnehmer getrennt angesprochen werden (Bild: Shure)

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Übersicht:

Bis zu 250 Stationen pro Access Point

5 GHz als Backup im Frequenz-Dschungel

Audio mit eigenem Codec

Auto-Gain für gleichbleibende Pegel

Schneller Aufbau

Konferenzen mit flexibler Sitzordnung: „Presets“ per NFC-Karte

Technische Daten


Im Riesenrad mit 25 Gondeln saßen jeweils drei bis vier Teilnehmer. Das Rad drehte sich die ganze Zeit. „Der Einsatz wär mit einer Verkabelung so gar nicht möglich“, erinnert sich Markus Eichhofer an einen ungewöhnlichen Einsatzzweck der drahtlosen Konferenztechnik.

Eichhofer ist bei Shure im „Market Development” für Broadcast und Theater tätig. „In diesem Fall wurde die Technik für eine Weinverkostung eingesetzt – in den Gondeln wurde Wein ausgeschenkt, und der Sommelier hat vom Boden aus angeleitet, wie man den Wein probiert und was als Nächstes kommt. Dazu wurde Musik eingespielt und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte Fragen stellen. Das sind weiterführende Anwendungen – gerade auch mit der Abstimmungsfunktion bei der Weinverkostung auf dem Riesenrad: Danach konnte man über die Favoriten abstimmen und über die Sprechstelle seine Meinung kundtun.“

Ein Hauptvorteil eines drahtlosen Konferenz-Systems liegt demnach auf der Hand – durch das Fehlen der Kabel entsteht mehr Flexibilität. Zudem würden mit konventioneller Mikrofon-Funktechnik mit Hin- und Rückstrecke zu viele Frequenzen in Anspruch genommen werden, erklärt Eichhofer.

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Bis zu 250 Stationen pro Access Point

Insgesamt dient die Serie „Microflex Complete Wireless“ als Komplettlösung, die modular nach den eigenen Bedürfnissen zusammengestellt werden kann: Shure bietet beispielsweise Sprechstellen (MXCW640) sowie aufsteckbare Mikrofone mit Schwanenhälsen. Als „Access Point“ dient der Transceiver MXCWAPT. Als Besonderheit der Anlage können mit einem Access Point bis zu 125 Sprechstellen verbunden werden, erläutert Eichhofer. „Gleichzeitig sind bis zu 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer möglich, da wir unsere Sprechstellen universell gehalten haben: Es gibt keine bestimmten Sprechstellen für Vorsitzende oder Delegierte, sondern jede Sprechstelle kann für jede Funktion konfiguriert werden.“

Darüber hinaus kann sie auch beispielsweise nur als Zuhörer definiert werden. „Zudem existiert auch die Funktion ,Dual Delegate‘ – zwei Leute teilen sich eine Sprechstelle und können über zwei Namen separat an einer Konferenz teilnehmen, indem einer die linke Taste zum Sprechen benutzt, der andere die rechte.“ Das Mikrofon müsse zwar geteilt werden, aber es wird jeweils der Name des korrekten Sprechers eingeblendet.

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5 GHz als Backup im Frequenz-Dschungel

Als eine der großen Herausforderungen bei der Entwicklung des Systems beschreibt Markus Eichhofer die Signaldichte der Funkbereiche: „Bewegen wir uns im ‚normalen‘ Umfeld mit unseren UHF-Mikrofonen, handelt es sich üblicherweise um den Bereich von 470 bis 698 MHz. Bei Konferenztechnik werden viel mehr Daten übertragen, wie beispielsweise die erwähnten Abstimmungsergebnisse.“ Diese ließen sich nur im typischen WLAN-Bereich bei 2,4 GHz abdecken. „Das bedeutet: Dort, wo üblicherweise WLAN, Bluetooth und Nahfeldkommunikation arbeiten, würden wir jetzt auch noch eine Konferenzanlage installieren wollen – in einem Konferenzzentrum mit 2,4-GHz-Netzwerk komplett in allen Sälen!“ Er lacht. „Gerade Konferenzhäuser haben strikte Auflagen, was WLAN angeht, welche Bereiche und Kanäle zu benutzen sind – das kann man im Vorfeld mit dem Haus klären. Ich kann meinem System dezidiert mitteilen, dass es nur die Kanäle benutzen soll. Das besondere bei der MXCW-Anlage besteht darin, dass sie auch 5 GHz abdeckt und dort arbeiten kann. In diesem Frequenzbereich befinden sich auch Radaranlagen – die dürfen nicht genutzt und nicht gestört werden. Wir sind Sekundärnutzer. Es ging darum, ein System zu entwickeln, dass in Bereichen arbeitet, die ‚dicht‘ sind, aber trotzdem noch eine hohe Verlässlichkeit liefert – und sich auch mit Primärnutzern abstimmen kann: Wenn eine Radaranlage in den gerade genutzten Frequenzbereich geht, wird mein System automatisch den Kanal wechseln und den Bereich für eine gewisse Zeit sperren und später auch wieder freigeben.“ Der Kanalwechsel funktioniere für den Nutzer unauffällig, samt Backup-Frequenzen im 2,4-GHz-Bereich – das Frequenzmanagement erfolge automatisch. „Das Setup arbeitet in beiden Frequenzbereichen parallel.“

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Audio mit eigenem Codec

Die Audiosignale werden über einen Shure-eigenen Audio- Codec übertragen. „Wir nutzen ein Verfahren, das mit
48 kHz/24 Bit arbeitet.“ Trotzdem handelt es sich um ein datenreduziertes Format, was jedoch keine wirkliche Einschränkung darstellt, wie Eichhofer betont. „Über den Downlink übermitteln wir die komplette Steuerung der Sprechstellen, über den Uplink werden nur die Signale der jeweils aktiven Sprechstellen übermittelt. Was die Datenrate der internen Kompression angeht: Dadurch können wir die höchste Bandbreite zur Verfügung stellen, um das Audiosignal bestmöglich zu übertragen.“

Markus Eichhofer
Markus Eichhofer, Market Development Specialist bei Shure für Broadcast und Theater (Bild: Shure)

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Auto-Gain für gleichbleibende Pegel

In allen Produkten der MXCW-Serie ist eine Automatic-Gain- Control integriert, „sowie Acoustic Echo Cancellation. Bei Teams ist das ein Must Have, sonst würde sich das Echo immer aufschaukeln und Feedback entstehen.“ Die Auto-Gain-Funktion kann man sich demnach ähnlich der des Dan-Dugan-Automixers vorstellen, der gerne für Talkshows eingesetzt wird und automatisch die Nutzsignale pegelt. „Wir arbeiten über die Level und Indikation: Das System erkennt: da ist ein Ereignis, der Pegel wird angehoben.“ Das erscheint zwar vor allem für Mikrofone, die nicht per Taster geschaltet werden, relevant – allerdings sei ein gleichbleibendes Niveau von Audiosignalen für den Dante-Stream und auch für manche Konferenzanlage wichtig – sowie für das Streaming, das bei Web-Meetings stattfindet. „Ich würde Auto-Gain-Control auch bei einem Mikrofon mit Taster aktivieren“, empfiehlt Eichhofer.

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Schneller Aufbau

Ein Anwendungsfall des Systems ist der erwähnte mobile Einsatz, etwa bei dem Riesenrad-Szenario, für schnelle Installationen: „Ich kann kurzerhand den Access Point auf ein Stativ stellen – dann habe ich sofort einen analogen Ein- und Ausgang zur Verfügung und muss mich gar nicht mit Dante beschäftigen. Ich kann meine PA, beispielsweise Aktivlautsprecher, direkt anschließen, und der Saalton – alles, was gesprochen wird – wird direkt dort ausgegeben. Möchte ich zusätzlich ein Saalmikrofon einsetzen – etwa für Rückfragen aus dem Publikum – könnte ich das direkt über den Eingang einspielen, und es wäre auf den Lautsprechern zu hören. Alternativ geht eine Notfalldurchsage, was eine Auflage vieler Messehallen- und Kongresszentren ist: Für eine Alarm- oder Notfalldurchsage ist eine Vorrangschaltung nötig. Nutzt man den Audio-Port direkt dort und konfiguriert ihn als Vorrangschaltung, wird in allen Displays ‚Notfalldurchsage‘ eingeblendet. Das restliche Audiosignal wird in der gesamten Anlage gemutet.“

Einsatz der drahtlosen MXCW-Konferenztechnik
Temporäre Sitzungen: Einsatz der drahtlosen MXCW-Konferenztechnik bei Pandemie-bedingten Sitzungen in ungewöhnlichen Locations, hier für eine Kreistagssitzung des Landkreises Bad Kissingen (Bild: Shure)

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Konferenzen mit flexibler Sitzordnung: „Presets“ per NFC-Karte

Im Bereich klassischer Konferenzen bietet sich das drahtlose System beispielsweise zum Einsatz bei wechselnder Sitzordnung an, oder auch in Gebäuden, die baulich keine Veränderungen zulassen. Während der Pandemie kam es etwa für die temporäre Nutzung in Räumen zum Einsatz – die Kreistagssitzung des Landkreises Bad Kissingen fand damit beispielsweise in einer Turnhalle statt, auch die Sitzung einer Luxemburger Gemeindeverwaltung wurde entsprechend in alternativen Locations abgehalten. Eichhofer: „Wenn ich wiederkehrende Sitzungen habe – etwa in einem Stadtparlament – kann ich die Sprecher auch mit NFC-Karten versorgen. Dort werden die Sprechernamen vermerkt. Ich kann die Karte direkt in die Sprechstelle schieben, und der Platz wird dem Sprecher zugewiesen werden. Damit entfallen beispielsweise Namensschilder.“

Und wenn für eine Konferenz „mehr“ gebraucht wird: Die Microflex-Serie entstammt ursprünglich dem Installationsbereich, dort sind beispielsweise Deckenmikrofon-Arrays erhältlich. Die Drahtlos-Module lassen sich mit den Microflex- Installationsprodukten laut Shure problemlos per Dante miteinander kombinieren.

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Technische Daten

Latenz Mikrofoneingang bis Kopfhörerausgang: ca. 16 ms, bei analogem Abgriff am Access Point ca. 9,2 ms MXCWAPT Access Point Transceiver über TCP/IP per Browser ansprechbar (z. B. Abstimmungsergebnisse per Browser darstellbar)

Stromversorgung: PoE (Power over Ethernet), Ausgangsleistung skalierbar von 1 mW bis 25 mW

Lithium-Ionen-Akku SB930: Laufzeit über 11 Stunden, Ladezeit 4 Stunden (per netzwerkfähiger Ladestation)

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