Neue Großbühne: Megaforce R-28

Im Sommer 2014 hatte Megaforce aus Weingarten eine neue Großbühne entwickelt und hergestellt. Diese wurde erstmals auf dem Greenfield-Festival in Interlaken in der Schweiz eingesetzt.

Megaforce R28

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Festivals und Open-Air-Konzerte werden immer beliebter, die Anforderungen an die Bühnen bei den Themen Größe und aufnehmende Dachlasten immer größer. Bands wie Rammstein oder z. B. auch Muse touren mit extrem viel Material. Dort werden zum Teil sehr hohe Traglasten vonnöten sein. Noch komplizierter wird es bei Festivals, wo das Material des Headliners zum Teil zum bestehenden Festival-Setup gehängt werden muss. Mit diesen immer größer werdenden Shows wird natürlich auch der Bedarf an sehr großen, belastbaren Bühnen immer größer.

Um trotzdem noch schnelle, effiziente Bauzeiten zu erreichen, hat Megaforce in diesem Jahr eine neue Bühne entwickelt, die diesen Bereich abdecken und den immer weiter steigenden Anforderungen gerecht werden soll. Den ersten Einsatz feierte die neue R-28 Bühne beim Greenfield-Festival in Interlaken in der Schweiz. Dort wurde die Bühne auf Layher-Basis mit sechs Towern für das Runddach und zwei weiteren Tower für Portale gebaut. So wurde eine Spielfläche von ca. 26,93 × 18,50 m mit einer lichten Höhe von 18,60 Metern erreicht – die lichte Weite der seitlichen Wings betrug dabei jeweils 9,36 Meter. Der Erstaufbau verlief dabei laut Megaforce vollkommen problemlos, sodass die Monteure sogar vor der geplanten Zeit fertig waren. Für den Aufbau benötigte die Megaforce-Crew drei Tage, für den Abbau zwei Tage und für die Arbeiten kamen jeweils 24 Monteure zum Einsatz.

Für den Aufbau benötigte die Megaforce-Crew drei Tage, für den Abbau zwei Tage, für die Arbeiten kamen jeweils 24 Monteure zum Einsatz
Für den Aufbau benötigte die Megaforce-Crew drei Tage, für den Abbau zwei Tage, für die Arbeiten kamen jeweils 24 Monteure zum Einsatz (Bild: Megaforce)

Interview mit Michael Möller von Megaforce

Production Partner: Welche Gründe waren ausschlaggebend für die Entwicklung einer neuen Großbühne?

Michael Möller: Zum einen ist Megaforce natürlich immer bestrebt, Innovationen am Markt zu etablieren. Eine neue Bühne mit einer möglichst großen Dachlast, mit einer lichten Höhe jenseits der 15 m, mit großen Flächen für Video-Wände oder zahlreichen, variablen Rigging-Möglichkeiten, tut jedem Portfolio eines internationalen Bühnenbau Unternehmens gut. Wenn man sich zum Beispiel die Anforderungen eines aktuellen Rammstein-Tour-Plots ansieht, stößt man mit den meisten Standard-Bühnen schnell an ein Limit. Natürlich ist es auch möglichmit einer Megaforce TVG-I Bühne solche Lasten zu realisieren, allerdings sind dann Zusatzmaßnahmen nötig (zusätzliche Tower oder Traversen-Doppelstrecken). Um dies zu umgehen bzw. von vornherein auszuschließen, wurde eine neue Bühne ins Leben gerufen.

PP: Wie entstand dann die Idee für die neue R-28 bzw. wie sah der Anforderungskatalog aus?

Michael Möller: Das Anforderungsprofil sieht eigentlich immer gleich aus: Kurze Montagezeiten, einfache Installation, möglichst geringes Transportvolumen und last but not least: Sicherheit. Bei der Dachform hat man als Bühnenbauer eigentlich nicht viele Wahlmöglichkeiten. Da gibt es – bedingt durch den Wasserablauf und die Struktur – eigentlich nur Pultdächer, Giebeldächer oder Runddächer. Megaforce entschied sich in diesem Fall für ein Runddach im Haupthaus, weil dies größere Dachlasten möglich macht. Die Tower für die Bühne sind eine reine Eigenproduktion von Megaforce. Die Traversen-Stücke haben ein Achsmaß von 820 × 820 cm. Zusätzlich ist gleich eine Seilwinde integriert Die Stücke werden montiert auf Trailern geliefert. Das vereinfacht und beschleunigt die Montage.

Megaforce R28
Megaforce entschied sich bei der R-28 für ein Runddach im Haupthaus, weil dies größere Dachlasten möglich macht (Bild: Tobias Sutter)

PP: Wie verlief denn die Planungsphase – von der ersten technischen Zeichnung bis zum Erstaufbau vergingen nur 14 Wochen (Statik-Berechnungen, Material & Verarbeitung etc.)?

Michael Möller: Die Planungsphase läuft –ähnlich wie beim Eventbau oder bei Sonderkonstruktionen – nach einem ähnlichen Schema im Hause Megaforce ab: Unser Geschäftsführer und Chef-Konstrukteur Mark Liese setzt sich mit einem Megaforce Statiker, -Zeichner, -Techniker und den Bühnen-Monteuren an einen Tisch. Dort werden alle Ideen und Anforderungen gehört und gesammelt. Da geht es dann schon ganz konkret um Höhen, Größen, Lasten und Materialanforderungen. Sind diese Eckdaten gesammelt, entstehen – in direkter Abstimmung mit dem Statiker – die ersten Zeichnungen. Diese kurzen Dienstwege bringen extrem schnelle Ergebnisse. Parallel zu den Zeichnungen entsteht die statische Berechnung, welche wiederum Rückschlüsse gibt auf das zu verwendende Material. Dies ist der eigentliche Entstehungsprozess. Sind die Maße und Materialien geklärt, passiert der Rest, die eigentliche Produktion „auf Knopfdruck“ in den eigenen Produktionsstätten. Auch hier profitiert Megaforce von den extrem kurzen Dienstwegen. Das alles führt zu einer unglaublich kurzen Produktionszeit. Es ginge sogar noch schneller!

PP: Wo ist die Bühne dann gefertigt worden und welche Materialien wurden verwendet?

Michael Möller: Die Bühne ist eine Megaforce-Eigenproduktion. Die Traversen sowie die Stahl- und Aluminium-Sonderteile wurden mittels einer Rohrlaser-Maschine vorgefertigt und die Stücke dann zusammengeschweißt. Diese (Rohrlaser-)Technologie vereinfacht und beschleunigt Produktionsabläufe. Die Planen für das Dach, die Anbauten und die Wände wurden ebenfalls in der Megaforce-internen Schwergewebe-/ Sattler-Abteilung auf Maß gefertigt. Die Belag-Ebene besteht aus Mebu-Podesten (Megaforce-Bühnenpodeste), die bei Bedarf in den eigenen Produktionsstätten in Weingarten gefertigt werden. Der Unterbau letztlich besteht aus einer Layher-Gerüstunterkonstruktion, die aus dem GerüstbauFundus von Megaforce stammt. Die Bühne besteht also aus circa 90 % Eigenfertigung und 10 % aus vorhandenem Material.

Die R-28 zeichnet sich durch eine hohe Tragkraft und viele Rigging-Punkte aus
Die R-28 zeichnet sich durch eine hohe Tragkraft und viele Rigging-Punkte aus (Bild: Tobias Sutter)

PP: Was ist denn das Besondere an der R-28 Bühne?

Michael Möller: Die R-28 zeichnet sich durch eine hohe Tragkraft und viele Rigging-Punkte aus. Außerdem ist die Höhe (lichte Höhe 18 m) und die geschwungene Dachform, die große Branding-Flächen zulässt, ein Merkmal. Außerdem schnelle Installationszeiten, die die Kosten für Festival-Veranstalter senken.

PP: Bis zu wie viel Deckenlast ist die neue R- 28 Bühne belastbar? Und wie sieht es mit der maximalen Windlast aus?

Michael Möller: Durch die geschwungene Dachform und die großen Traversen liegen wir bei einer Dachlast über 30 Tonnen. Megaforce Bühnen sind grundsätzlich so konzipiert, dass sie bei jeder Windstärke sicher sind. Bei Windstärke acht müssen allerdings die Rückwand-Planen entfernt werden. Ab dieser Windstärke wird aber in der Regel der Betrieb der Veranstaltung ohnehin unterbrochen.

PP: Gibt es verschiedene Ausbaustufen der Bühne?

Michael Möller: Wie alle Megaforce Bühnen folgt auch die R-28 dem Megaforce Baukastensystem. Also ja, die Bühne ist zum Beispiel auch vier Meter tiefer oder zwei Meter breiter zu bauen.

PP: Vielen Dank für deine Zeit!

 

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