Das Highlite-Lichtpult Infinity Chimp 300 im Test

Infinity unterstreicht als Premiummarke von Highlite International dessen Ruf als Hersteller professioneller Veranstaltungstechnik jenseits des DJ- und Kleinverleihermarktes mit einem neuen Lichtpult. Dieses zeigt sich in einem sehr stabilen und angenehmen Gehäuse und einer weit entwickelten Software, die sich an der Denkweise und Syntax der aktuellen Standardpulte orientiert.

Highlite Infinity Chimp 300
Highlite Infinity Chimp 300 (Bild: Highlite)

In der Infinity-Serie sind bereits einige Scheinwerfer und Moving Lights erschienen, mit denen Highlite sich deutlich aus dem Disco- und Kleinverleihersegment abheben will. In dieser Serie wird jetzt ein Lichtstellpult mit aufgenommen, um das Portfolio von Infinity abzurunden. Auf der Prolight + Sound 2016 wurden die Modelle Chimp 100 & 300 erstmals als Beta-Version der Öffentlichkeit präsentiert. Mittlerweile haben sie die Auslieferungsreife erlangt; auf der Messe 2017 wird die Pultreihe dann bereits mit der aktuellen Softwareversion 1.01 zu sehen sein.

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Chimp-Hardware

Die Chimp wird in zwei Versionen angeboten: Chimp 100 und Chimp 300. Die Chimp 100 wird ohne Bildschirm ausgeliefert und stellt zwei DMX-Universen für 100 Fixtures zur Verfügung. Für unseren Test hatten wir eine Chimp 300 zur Verfügung. Diese Ausführung hat einen fest verbauten 22″- Touchscreen und vier DMX-Universen für 300 Fixtures. Bei beiden Pulten sind Frontpanel und Software identisch. Bei der 100er können zwei Touchscreens angeschlossen werden, bei der 300er noch einer, so dass beide Geräte mit jeweils zwei Bildschirmen ausgerüstet sein können. Es sind Treiber fast aller bekannten Bildschirmhersteller vorinstalliert.

Chimp-Rückseite mit allen Anschlüssen
Chimp-Rückseite mit allen Anschlüssen (Bild: Highlite)

Das Gehäuse der Chimp 300 macht einen soliden Eindruck. Die Materialien sind alle sehr wertig und vermitteln den Eindruck einer vermutlich langen Lebensdauer. Rückseitig sind alle Anschlüsse zu finden: Netzspannung, Ethernetbuchse, eine USB-Buchse, ein HDMI-Ausgang, SMPT-In (nur bei der Chimp 300) 3 × MIDI, DMX-Universum 1–4 mittels 5-Pol XLR und natürlich noch die Anschlüsse für zwei Pultleuchten. Die Ethernetbuchse dient zum Verbinden mit dem Internet, falls man ein Softwareupdate online durchführen möchte und zum Ausspielen von ArtNet. Eine Besonderheit ist das interne Speichermedium des Linux-basierten Rechners: Alles befindet sich auf einem Mini-USB-Stick. Es gibt keine Festplatte mehr mit rotierenden Scheiben und empfindlichem Lesekopf. Das macht das Pult unempfindlicher bei rauen Transporten und in sehr lauten Umgebungen. Auch der Service wird dadurch erleichtert. Die 18 kg Gewicht sind für die Größe nicht zu wenig und passen gut zu dem robusten Gesamteindruck des Gehäuses. Bereits geplant ist ein Faderwing. Damit erweitern sich die DMX-Universen um 2 und die Anzahl der zu verwaltenden Fixtures erhöht sich um 100. Das Wing soll dieses Frühjahr auf der Messe in Frankfurt vorgestellt werden.

Frontpanel des Highlite Infinity Chimp 300
Frontpanel: Die Funktionen der Tasten sind größtenteils bekannt oder erklären sich schnell; schön auch, dass die Clear-Taste dreistufig arbeitet (Bild: Highlite)

Das Hauptaugenmerk bei einer Lichtstellanlage liegt natürlich auf den Fadern: Es gibt zehn Playback- und vier Masterfader. Zwar handelt es sich hier nicht um motorgetriebene Regler, der für die Chimp gewählte Typ ist aber angenehm leichtgängig und vermittelt einen guten haptischen Eindruck. Die zehn Executer-Buttons und Programmier-Hardkeys sind ohne erkennbaren Schaltpunkt ausgeführt, dieser liegt etwa auf halbem Weg. Alle Knöpfe sind weiß hinterleuchtet und arbeiten sehr leichtgängig und leise. Auf die Fader und Buttons können alle CueListen frei zugewiesen werden. Jeder Regler kann, je nach Aufgabenstellung, eine von sechs und jeder Knopf eine von 14 Funktion ausüben (Toggle, Go+, Go–, Skip, OFF …). Die vier Spezialfader ganz rechts sind zum Beispiel für Speed- und Groupmaster vorgesehen. Einer der vier Regler kann auch der Grandmaster für das gesamte Pult werden. Zur Parametereinstellung gibt es noch vier Encoderräder. Sie regeln stufenlos, das heißt ohne spürbare Rasten und ergonomisch etwas ungewohnt, erfüllen ihren Zweck aber sehr gut. Da die Griffe eher flach sind, die Encoder-Achsen aber weit aus dem Pultgehäuse heraus schauen, hat man erst einmal Bedenken, ob das nicht zu wackelig ist – diese Befürchtung bestätigt sich aber nicht.

Beim Drehen des Knopfes verändern sich die Werte mit zunehmender Drehgeschwindigkeit auch entsprechend schneller. So kann man ganz feine Einstellungen oder schnelle große Änderungen vornehmen, ohne den Mode des Encoders umschalten zu müssen.

Software: Eine Show aufsetzen

Die essenzielle Frage bei modernen Lichtpulten ist, wie übersichtlich und flexibel das GUI (graphical user interface) ist. Im Falle des Chimp gibt es vier vordefinierte Fensteraufteilungen die teilweise angepasst werden können.

Im Prinzip gibt es ein Standardfenster, das zum Beispiel in der Programming-Ansicht dreimal installiert ist. An einer Außenseite kann man dann einstellen, was in diesem Pool angezeigt werden soll: Fixture, Groups, Presets etc. Das Besondere an der Programming-Ansicht ist unten rechts das Programmerfenster, das gibt es nur hier zu sehen. Leider kann es aktuell weder verschoben noch vergrößert werden, das könnte bei einer größeren Show sehr schnell sehr un- übersichtlich werden. Um den Überblick zu verbessern, haben die Programmierer aber das Fenster so gestaltet, dass man immer nur eine Funktion – die man am rechten Rand auswählt – angezeigt bekommt. Wenn ein Preset-Fenster auf „Link to Programmer“ gestellt ist, wird automatisch auch das passende Preset-Fenster zur entsprechenden Programmer-Funktion angezeigt. Diese Auswahlleiste am rechten Rand besteht aus zwei Ebenen.

Wenn man auf die Ebene 2 wechselt, kommt man unter anderem auch zur Effekt-Engine. Sie ist, wie man das mittlerweile gewohnt ist, linear und übersichtlich aufgebaut. Man weist einer Fixture-Gruppe entweder einen vorgefertigten oder einen selbst erstellten Effekt zu. Bei einem modernen Effektgenerator dürfen natürlich diverse Justierschrauben nicht fehlen. Beispielhaft seien hier Offset, Grouping und Wings genannt. In der Playback-Ansicht hat man zweimal das Standardfenster, auf der rechten Bildschirmhälfte wird das Cuelist-Fenster angezeigt. Hier ist der Inhalt einer Cueliste mit ihren Zeiten und Triggern zu sehen. Von hieraus geht’s auch zu den wichtigen Cue-List-Settings. Im Quad-Split-Fenster bekommt man vier Standardfenster, die man sich alle so belegen kann, wie man möchte. Im Half-Split-Fenster hat man dann eben zwei große Standardfenster. Wenn man sich seine Ansichten mit den verschiedenen Funktionen eingestellt hat, gehen diese Einstellungen zwar momentan noch verloren. Dieses Manko ist aber bekannt und wird im nächsten Softwarerelease behoben sein. Wem diese maximal vier Ansichten nicht reichen, erhält mit dem Anschluss eines zweiten Touchscreens deutlich mehr Möglichkeiten und Überblick.

In der oberen Toolbar kann man neben den vier Fensteransichten noch diverse Einstellungen für Timecode vornehmen, hier werden die Pages der Fader und der Executer-Buttons angezeigt. Ganz rechts gibt es, sehr praktisch, einen Quicksave-Softkey. Direkt daneben haben die Entwickler eine Schaltfläche zum Sperren des Pultes platziert. Man kann gespannt sein, ob sich diese Position in der Praxis bewähren wird. Über „Backup“ kommt man in ein Menü mit der ShowStatistik und den Möglichkeiten, seine Show zu speichern und zu exportieren. Daneben ist das „Setup“, um grund – legende Einstellungen für die Show vorzunehmen. Die wichtigste Funktion dürfte dort wohl das Patch sein, hier werden Scheinwerfer mit Stückzahl ausgewählt und gepatcht. Die Fixture-Library ist sehr umfangreich. Sollte es einen bestimmten Lampentyp tatsächlich nicht geben, könnte man sich auch leicht und schnell einen eigenen Lampentyp „bauen“.

Highlite Infinity Chimp 300
Patch-Fenster: Nach kurzer Orientierung findet man hier schnell alle wichtigen Funktionen, die man zum Patchen seiner Show braucht (Bild: Martin Conradt)

Fazit: Pult für mittelgroße Jobs

Mit dem Infinity Chimp 300 platziert Highlite International ein Lichtstellpult für die angehende Profiklasse. Verarbeitung und Haptik sind auf jeden Fall für den harten Alltag in der Veranstaltungstechnik vorgesehen. Die allgemeinen Grundkonzepte der einzelnen Aufgaben eines Lichtpultes sind zwar ja im Prinzip immer gleich. Die Frage von Modell zu Modell ist ja aber immer, wie detailliert man alle Parameter einzeln einstellen und variieren kann – und wie bedienerfreundlich die Oberfläche ist. Bei der Chimp kann man zum Beispiel die Fade-Zeiten für jeden Cue in einer Liste einzeln einstellen, dafür aber nicht für jede einzelne Lampe pro Cue eine einzelne Fade- oder Delayzeit ändern. Es gibt auch EffektEngines anderer Pulthersteller, die noch mehr Einstellmöglichkeiten bieten. Die uns zur Verfügung stehende Softwareversionsnummer 1.01 lässt aber vermuten, dass das Ende der Entwicklung hier lange noch nicht erreicht ist. Die Chimp 100 kostet ca. 3.600 €, die Chimp 300 ca. 5.300 €. Damit sind die Pulte der Chimp-Reihe einerseits gut doppelt so teuer wie ihre Brüder aus dem Hause Highlite International, können aber auch deutlich mehr, als komplexe Chaser zu erstellen. Gemessen an den Preisen der Flaggschiffe der anderen Hersteller sind die Chimps dagegen dann wieder fast ein Schnäppchen. Unter dem Strich bekommt man mit den Chimps daher ein gutes, ausgereiftes Lichtpult an die Hand, mit dem man die meisten kleinen bis mittelgroßen Aufgabenstellungen umgesetzt bekommt.

 


 

Infinity als Marke

Infinity ist eine Eigenmarke der niederländischen Firma Highlite International. Highlite ist ursprünglich positioniert im Markt der Veranstaltungstechnik im DJ- und Disco-Austattungssegment, beginnend im Jahr 1992. Im Laufe der Jahre wurden die eigenen Ansprüche an die zu entwickelnden Produkte immer höher, woraus immer mehr Eigenmarken entstanden. Für den Lichtbereich ist wohl allen Lesern die Marke Showtec ein Begriff, sie steht für moderne Scheinwerfertechnologie mit kleinen Abstrichen in Aufbau und Ausstattung, wodurch allerdings deutlich niedrigere Preise aufgerufen werden können. In fast jedem Lager zu finden und jetzt schon ein Klassiker unter den Scheinwerfern ist zum Beispiel der Showtec Sunstrip. Schon immer boten die Niederländer aus Kerkrade auch die dazu passenden Lichtsteuerpulte an. Entsprechend ihrem Marktsegment sind das Controller, die eine sehr schnelle und einfache Programmierung von kleinen bis mittelgroßen Lichtsystemen ermöglichen. Mit zunehmender Popularität der Scheinwerfer und Pulte aus dem Hause Highlite International wuchs die Nachfrage nach hochwertigeren Produkten mit der gewohnten Showtec-Philosophie und -Service. Aus diesem Wunsch heraus wurde die Marke Infinity vor wenigen Jahren gegründet. Sie verkörpert nun die Premiummarke für Scheinwerfer bei Highlite.

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