Lawo mc² 56 bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen

Interview mit Tonmeister Carsten Kümmel

Carsten Kümmel war zuständiger Tonmeister bei den sommerlichen Thurn und Taxis Schlossfestspielen 2015. Im Interview mit PRODUCTION PARTNER -Autor Thomas Zahn erläutert er seine Gründe, eine Konsole wie die Lawo mc² 56 für das Live-Event zu nutzen. 

Carsten Kümmel
Carsten Kümmel, Tonmeister bei den Thurn und Taxis Schlossfestspielen 2015. (Bild: Wolfgang Huber)

Eine Lawo mc² 56 ist ja eine im Live-Bereich eher ungewöhnliche Konsole?

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Leider ist sie eine ungewöhnliche Konsole in meinem Arbeitsbereich. Ich hatte vor ein paar Jahren schon das Vergnügen, Innovason-Eclipse-Pulte bei den Festspielen zu nutzen. Die Marke Innovason wurde vor ein paar Jahren von Lawo aufgekauft. Grundsätzlich sind die Innovason-Pulte mit einer Menge an schönen Ideen ausgestattet, dennoch wurden sie mir für die Festspiele zu klein. So lag es natürlich nahe, das nächstgrößere Produkt aus dem Hause Lawo zu nehmen. Natürlich war dies aber nicht der einzige Entscheidungsgrund für die 56er. Vor allem lagen Gründe wie Konnektivität, Variabilität und Laufsicherheit vor. Da liegt die Lawo nun einmal ganz weit vorne. Die hervorragenden Klangeigenschaften verstehen sich von selbst.

Während der Schlossfestspiele gibt es eine Menge Ein- und Ausgänge zu verwalten, zumal das Pult nicht nur klassische Beschallungsaufgaben übernimmt, sondern sich auch um die Mithören usw. kümmert. Wie sieht das Audionetzwerk aus?

Hier zeigen sich die Stärken der Lawo. In meiner Konfiguration kann ich auf 16 MADI-Verbindungen zurückgreifen, wovon 14 auch im Einsatz sind. Auf der Bühne sind drei Dallis IO-Units als Stage boxen im Einsatz. Jede einzelne ist zwecks der Redundanz mit zwei MADI-Leitungen an den Core, der sich hinter der Bühne befindet, angebunden. Zwei Stageboxen sind fix in der Nähe des Cores und stellen die notwendigen permanenten Ein- und Ausgänge zu Verfügung. Eine dritte Stagebox ist mobil und wird dort hingestellt, wo sie gerade benötigt wird. Insgesamt komme ich dieses Jahr auf ca. 100 Inputs. Auf der Seite der Ausgänge wird hier viel über das Pult verwaltet. Neben der Anbindung der PA werden hier Sachen wie Pausengong, Garderobenbeschallung, Inspizientenanlage, Kommunikation, sehr häufig Monitoring vom FOH, Surround-Anlage etc. benötigt. Am FOH findet sich ein Recording-Rechner mit 128 Spuren für den virtuellen Soundcheck, eine weitere Dallis-Stagebox für die lokalen FOH-Anbindungen, ein Plug-in-Host mit 64 Spuren, die lokalen Anbindungen der Bedienoberfläche und zwei variabel gestaltete MADI-Verbindungen zu Gastrechnern. Alles in allem noch einmal acht MADI-Verbindungen, die über Glasfaser zum Core geführt werden. Diese Anbindung von insgesamt 14 MADI-Verbindungen ist ziemlich konkurrenzlos.

Wie bewährt sich das Pandora-Panning?

Herkömmliches Panorama funktioniert in der Beschallung nicht, da für die Zuschauer an den Außenseiten massive Missverhältnisse in den Balancen entstehen. Andererseits möchte man 100 Kanäle nicht Mono mischen. Vor ein paar Jahren habe ich mir ein Verfahren überlegt und erarbeitet, wie man volles Stereo mischen kann, ohne diese extremen Verzerrungen der Balance zu bekommen. Vorneweg, diese Panoramatechnik beruht nicht auf Laufzeiten, denn die Laufzeitstereofonie funktioniert auch nur für die Leute, die sich exakt in der Mitte befinden. Ich stelle meine Methode gerne in diversen Workshops vor. Lawo integrierte diese Methode in die Innovason Eclipse und nannte die Methode Pandora.

Der FOH-Mischplatz ist unter der Zuschauertribüne – akustisch betrachtet nicht eben der Sweetspot?

In der Tat ist die Abhörposition eher bescheiden. Um diesen Umstand angenehmer zu gestalten, habe ich mir auf die PA angepasste Kontrolllautsprecher installiert. Dies hilft schon weiter, zeigt aber nicht die Realität die das Publikum erfährt, vor allem wenn die Surround-Lautsprecher unter der Tribüne mitlaufen. In der Praxis handhabe ich dies folgendermaßen: Ich fange einen Soundcheck am Pult an und erstelle eine grobe Mischung. Nachdem diese Mischung steht, greife ich meinen Laptop – über den ich per „mxGui“ die Konsole fernsteuern kann – und mische die Feinheiten von der Tribüne aus. Falls der Soundcheck zu kurz ist (die Bühne kann sich nachmittags derart aufheizen, dass die Instrumente Schaden nehmen), greife ich auf einen virtuellen Soundcheck zurück. Ich lasse vom Anfang des Soundchecks meinen Recording-Rechner mitlaufen und habe somit im Anschluss immer die Möglichkeit, an die Feinheiten zu gehen. Die Methode schätze ich sehr, da man mit einer viel größeren Ruhe an den Klang gehen kann.

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