Vi Console mit Extension

Soundcraft Vi2000 im Test

Soundcraft Vi2000
Soundcraft Vi2000 (Bild: Dieter Stork)

Das Vi2000 ähnelt in Ausstattung und Funktionsumfang stark dem Vi3000 bei kompakteren Abmessungen, erweitert wurde die Vi Serie zudem um einen erweiterten Funktionsumfang für externe Konsolen

Mit dem Erscheinen der neuen Vi2000 umfasst die Vi Serie von Soundcraft mittlerweile acht Konsolen in der Oberklasse der digitalen Mischpulte. Neben der Vi Serie finden sich im Portfolio von Soundcraft noch sechs weitere Mischpultserien in allen Größenklassen für verschiedenste Anwendungen, womit man Soundcraft sicher als einen der weltweit führenden Hersteller auf dem Sektor der Mischpulte bezeichnen kann. Hinzu kommt eine schon über 40 Jahre währende Historie mit vielen Meilensteinen in der Firmengeschichte. Mit Studer, dem nicht weniger bekannten Hersteller großer Rundfunk- und Recording-Pulte, im Harman-Konzern vereint, verfügt man über reichliche Erfahrungen und große Ressourcen in der Entwicklung, deren Bedeutung gerade bei digitalen Mischpulten nicht zu unterschätzen sind. Wer glaubt, dank digitaler Signalverarbeitung sei ja alles nur noch ein bisschen schnell zu programmierende Software, täuscht sich gewaltig: Bedenkt man den in aktuellen Digitalpulten integrierten Funktionsumfang, der zu analogen Zeiten noch mehrere Meter Sideracks gefüllt hätte, wird die Herausforderung deutlich, diese Funktionen nicht nur technisch zur Verfügung zu stellen, sondern auch bedienbar zu machen – und das auch noch am besten so, dass es binnen kurzer Zeit möglichst intuitiv gelingt, mit dem Mischpult sicher zu arbeiten.

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Vi2000 und Vi2

Zum Test gestellt wurden eine Vi2000 Console und ein Vi200 Surface, hinter dem sich eine Vi2-Bedienoberfläche mit einem neuen, seit wenigen Monaten verfügbaren Rechner-Harware-Upgrade verbirgt. Das Vi2000 ist in der Ausstattung und im Funktionsumfang weitgehend identisch zum Vi3000. Die Console selber ist jedoch mit einer Breite von 1,15 m um ca. 30 cm kürzer als das Vi3000 und beschränkt sich in der Oberfläche auf zwei anstatt drei Input Bays.

Intern verfügt das Vi2000 ebenso wie das Vi3000 über 96 Eingangs- oder DSP-Kanäle, die auf 24 Stereo-Busse gemischt werden können. Die Signalverarbeitung mit Studers SpiderCore-DSPs, einer Art Arbeitsgemeinschaft aus Sharc DSPs und FPGAs, findet dazu komplett intern statt, ebenso wie das Processing der Lexicon Stereo-Multieffekt-Prozessoren. Weitere Plug-ins können auf einem oder mehreren externen Realtime Racks von Universal Audio (UA) ausgeführt werden. Ebenfalls fest integriert sind die BSS Terzband-EQs in allen Ausgangskanälen und mit der aktuellen Software V6.2 auch dynamische EQs in Anlehnung an den BSS DPR901. Für den Herbst 2016 angekündigt ist ein weiteres kostenloses Softwareupdate auf die V6.3, das dann zwei jeweils 16-kanalige Automixer (VistaMix) enthält.

Vi2000
Rückseite des Vi2000. Bereit für alle Verbindungen der Audio-Welt mit analogen und digitalen Ein- und Ausgängen. Dante und MADI sind als Audionetzwerk fest integriert. Weitere können über die vier D21 Erweiterungs-Slots (rechts unten) nachgerüstet werden. (Bild: Dieter Stork)

Vernetzung ohne Grenzen

Den schnellsten Eindruck von den Verbindungen eines Pultes zur Außenwelt bekommt man mit einem Blick auf dessen Rückseite: Beim Vi2000 finden sich hier vier lange, quer liegend eingebaute Slots, die 16-kanalige Karten mit analogen Ein- oder Ausgängen aufnehmen können. Die Bestückung kann als 48/16, 32/32 oder 16/48 erfolgen. Vier weitere Slots im D21-Format können diverse Erweiterungskarten aufnehmen. Als Doppelkarten, die jeweils zwei D21-Slots belegen, gibt es Interfaces für MADI, Dante, RockNet, AES/EBU und EtherSound. Mit einem Slot kommen die Karten für BLU link, CobraNet, A-Net, Dolby-E, 3G SDI und ADAT aus.

Fest integriert im Pult sind zudem je ein Dante- und ein MADI-I/O-Interface sowie je zwei Ein- und Ausgänge im AES/EBU-Format. Wer die Einund Ausgänge am Pult nicht nutzen, sondern lieber ein digitales Multicore einsetzen möchte, kann am Vi2000 natürlich auch eine der Vi Stageboxen anschließen. Zur Auswahl stehen die Modelle Vi Stagebox mit bis zu 64/32 analogen Ein- und Ausgängen, die Version Compact mit 32/8 analogen Ein- und Ausgängen und zusätzlichen acht Ausgängen im AES/EBU-Format sowie zwei Mini Stageboxen mit fest konfigurierter Bestückung 16/8 bzw. 32/8/8. Die beiden größeren Modelle arbeiten mit Steckkarten für die I/Os. Der Anschluss der Stageboxen an die Konsole erfolgt bidirektional mit maximal 64 Kanälen via MADI. Am Pult ist dazu eine Standard D21-MADI-Karte in einem Erweiterungsslot zu verwenden. Der fest eingebaute MADI-Anschluss eignet sich dazu nicht. Die eingebauten MADI- und Dante-Interfaces können als Eingänge nur alternativ genutzt werden. Die Ausgänge arbeiten immer parallel und können somit nicht mit unterschiedlichen Signalen beschickt werden. Typische Anwendungen wären z. B. Recording oder virtuelle Soundchecks mit bestehenden Aufnahmen. Eine Dante-Lizenz für die Virtual Soundcard ist bei jeder Konsole inbegriffen.

Weitere Anschlüsse auf der Rückseite des Pultes sind ein Netzwerkanschluss, ein USB-Interface, ein DVI-Displayanschluss, MIDI in/out, Clock I/O, ein Talkback Input und zwei Kaltgerätebuchsen der beiden internen Netzteile.

Vi2000
Vistonics Input Bay Bildschirm mit acht Kanälen in der Übersicht in der oberen Hälfte und mit den Einstellungen des dynamischen EQs im unteren Teil (Bild: Anselm Goertz)

Soundcraft Vi2000 Struktur und Bedienung

Die Oberfläche des Vi2000, ebenso wie die der Vi2, entspricht dem Studer/Soundcraft-Design mit der Vistonics-Oberfläche und der bekannten Fader-Glow-Funktion. Beides sind von Studer/Soundcraft patentierte Bedienkonzepte.

Das Vistonics-Grundprinzip der Bedienoberfläche besteht darin, dass man die komplette Funktionalität in jedem Kanalzug immer vollständig abbildet. Möglich wurde das durch je einen TFT-Bildschirm pro Input- oder Output Bay, der pro Kanal wiederum über zwei im Bildschirm integrierte Drehgeber verfügt, deren Funktion durch das jeweils auf dem TFT aktive Umfeld definiert wird. In der oberen Hälfte jedes Bildschirms werden in sechs kleinen Fenstern von oben nach unten das Eingangsrouting und die zugehörigen Parameter, der Channel-EQ, die Dynamiksektion, die Buszuordnung und Einstellung für die Busse 1–16 und 17–32 sowie die PAN- und Insert-Einstellungen dargestellt. Diese Fenster sind themenbezogen farblich hinterlegt (z. B. sind EQs rot und Dynamics grün). Sobald man einen Funktionsblock zur Einstellung der Parameter anwählt, dann erscheinen alle zughörigen Parameter in der unteren Hälfte des Bildschirms, wo sie direkt den 16 Drehgebern und 16 Schaltern fest zugeordnet sind. Die untere Hälfte des Bildschirms erhält dabei die Farbe der zugehörigen Funktion und der betreffende gerade dargestellte Kanal wird im oberen Bereich hell umrandet. Kombinierte Darstellungen, bei denen z. B. die EQ- und Dynamics-Parameter gleichzeitig dargestellt werden, sind ebenfalls möglich.

Die auf den ersten Blick vielleicht kompliziert erscheinende Signalführung des Pultes lässt sich dennoch in einer klaren Struktur abbilden. Auf der Eingangsseite gibt es 246 in der Hardware vorhandene Zuspielwege:

  • 3 × 16 local inputs
  • 4 × dig. inputs (AES)
  • 64 × Dante oder MADI inputs
  • 64 × D21 expansion slot A
  • 64 × D21 expansion slot B
Soundcraft Vi2000
Master Bay Bildschirm in der oberen Hälfte mit den Ausspiel- wegen L-C-R und in der unteren Hälfte mit den Aux- und Gruppen Mastern (Bild: Anselm Goertz)

Hinzu kommen noch die internen FX Returns, die dann alle zusammen in einer großen Matrix den 96 Eingangskanälen des Pultes zugeordnet werden können. Die anschließende Mischung der 96 Kanäle erfolgt auf die Master Wege (L-C-R), Mix (1–24) oder Matrix 1–24 und drei Monitorausgänge sowie die Solo-Busse. Danach folgt ebenfalls wieder eine große Matrix, wo die Busse zusammen mit allen Inserts und Direct-Outs den ebenfalls 246 Hardware-Ausgängen zugewiesen werden können. Deren Verteilung entspricht exakt derjenigen der Inputs. Die Anzahl der local inputs oder outputs beträgt in der Summe maximal 48 und kann in der Verteilung durch die Auswahl der Karten beeinflusst werden, wobei immer mindestens eine Input- und eine Output-Karte vorhanden sein muss.

Soundcraft Vi Editor und iPad App

Als selbstverständlich erwartet der Anwender heute eine Konfigurations- und Fernsteuersoftware und natürlich eine App, am liebsten gleichzeitig für iOS, Android und Windows. Auch hier werden aus Sicht des Anwenders oftmals der Aufwand und die immensen Kosten unterschätzt, die die Erstellung der Software mit sich bringen. In seiner Erwartung geht der Kunde zudem meist von einer kostenlosen Software aus – dem Hersteller bleibt somit kaum eine andere Wahl, als die Kosten dafür schon direkt beim eigentlichen Produkt mit einzupreisen. Zur Vi Serie gibt es zunächst die ViSiRemote App für das iPad, die, wie es der Name schon sagt, für die Pulte der Vi und Si Serie eingesetzt werden kann.

Die Abb. 1 und 2 zeigen Beispiele für die Darstellung der Input-EQs und der Dynamiksektion. Die Art der Darstellung ist ähnlich wie auf der Console und direkt ohne langes Nachdenken gut zu bedienen. Die Farbgebung ist ebenfalls identisch. Aktuell fehlen noch einige Funktion, was z. B. die neuen dynamischen BSS-EQs betrifft oder auch die Darstellung der Pegelanzeigen, die in Kürze jedoch implementiert sein werden. Gleiches gilt für die ViSi Listen App, mit der sich die Akteure auf der Bühne individuelle Mischungen für ihren Monitor zusammenstellen können, diese war zum Testzeitpunkt Mitte 2016 noch auf die Si Serie beschränkt.

Während es sich bei der App um eine Art Extrakt der wichtigsten Bedienfunktionen handelt, ist die Software Virtual-Vi ein komplettes Abbild der Oberfläche mit allen Funktionen. Die Software kann o ine zur Erstellung von kompletten Shows genutzt werden oder auch online als Bedienoberfläche. Man könnte so z. B. einen PC mit Virtual-Vi einsetzen, statt der Steuerung eines Local Racks über eine Vi Hardware-Oberfläche. Neu hinzugekommen ist jetzt die Möglichkeit der kompletten Spiegelung einer Console durch die Virtual-Vi Software, die für alle Vi-Systeme eingesetzt werden kann. Zusätzlich zu der Virtual Vi Software auf einem Laptop kann natürlich auch eine andere Vi-Konsole oder Bedienoberfläche wie z. B. die Vi200 Surface mit einem existierenden Pult im Spiegelbetrieb vernetzt werden.

Vi2000 Input Sektion mit Preamp und ADC

Aus messtechnischer Sicht bieten digitale Pulte mit vielen Schnittstellen und Routing-Varianten ideale Voraussetzung zur Erfassung aller wichtigen Daten. Wie gut ein digitales Audiogerät ist, entscheidet sich primär an den Schnittstellen zur analogen Welt. Die Quellsignale von den Mikrofonen, DI-Boxen, Tonabnehmern oder Keyboards sind analoger Natur. Ebenso auf der anderen Seite, wo es gilt das Ausgangssignal wieder zurück auf die analoge Ebene zu bringen, sei es für einen Endverstärker mit Lautsprechern oder andere Senken wie z. B. analoge Bandmaschinen. Wie gut das letztendlich gelingt entscheiden die ADCs (analog-digital converter) und DACs (digital-analog converter) an den Schnittstellen von der analogen zur digitalen Seite. Unverändert wichtig bleibt zudem der Preamp, der die schwachen analogen Signale zunächst auf Line-Pegel-Niveau bringt, bevor sie im ADC in einen digitalen Datenstrom umgesetzt werden können. Auf der Ausgangsseite gibt es nach den DACs noch die Ausgangsstufen, die ebenfalls zu prüfen, aber deutlich weniger kritisch sind, da hier im Gegensatz zu den Preamps nur geringe Verstärkungen benötigt werden.

Grundsätzlich gibt es eine Vielzahl von Messungen, die man auf beiden Seiten durchführen könnte, um ein umfassendes Bild eines digitalen Pultes zu erstellen. Wir wollen uns hier jedoch auf die wichtigsten Verzerrungsmessungen und Störabstände als Kernwerte beschränken. Der Anschluss der Messtechnik gestaltet sich denkbar einfach, wo man die Signale analog in die Preamps einspeisen und nach der Umsetzung durch den ADC über einen der AES/EBU-Ausgänge wieder abgreifen kann. Ebenso auf der Ausgangsseite, wo das Signal digital über einen AES/EBU-Eingang eingespeist und am analogen Ausgang wieder abgegriffen wird.

Beginnen wir bei den Preamps und ADCs. Die Messreihen für harmonische Verzerrungen (THD) (Abb. 1, 2 und 3) und für transiente Intermodulationsverzerrungen (DIM) (Abb. 4 und 5) in Abhängigkeit vom Pegel sowie für die Klirrspektren (Abb. 6 und 7) wurden für das Vi2000 einmal bei minimalem und einmal bei maximalem Gain der Preamps durchgeführt. Die Gain-Einstellung reicht von +10 dB bis +65 dB. Zusätzlich gibt es noch ein −20 dB PAD. Die Clipgrenzen liegen dann bei −45 dBu bzw. +30 dBu. Letzteres wird jedoch nicht ganz erreicht. Hier setzt das Clipping bereits bei +26 dBu ein, da sich anscheinend vor dem 20 dB Abschwächer noch eine aktive Stufe befindet, die bei +26 dBu ihre Aussteuerungsgrenze erreicht.

Abb. 1 zeigt eine Clipgrenze von +26 dBu bei aktivem PAD und bei +10 dBu ohne PAD. Auffällig ist der Kurvenverlauf mit und ohne PAD, wo man eigentlich nur eine Verschiebung um 20 dB erwarten würde. Hier ist es jedoch so, dass die Kurve mit PAD (blau) bis zur Clipgrenze auf einen THD von −63 dB ansteigt und ohne PAD (rot) nur bis auf −93 dB, mithin ein gewaltiger Unterschied von 30 dB.

Interessant ist in diesem Zusammenhang noch eine weitere Messreihe bei +34 und +35 dB Gain, wo ein ähnliches Verhalten zu beobachten ist. Genau das wiederholt sich abhängig von der Verstärkungseinstellung alle 8 dB. Es gibt somit eine Verstärkerstufe im Preamp, die ihr Verzerrungsverhalten recht ausgeprägt in Abhängigkeit vom eingestellten Gain ändert. Eine Erklärung dafür bedürfte einer genauen Kenntnis des Schaltungsdesigns, was aber den Rahmen eines Tests überschreiten würde.

Bei maximaler Verstärkung von +65 dB (Abb. 3), die wohl nur eher selten benötigt werden sollte, steigen die Verzerrungen naturgemäß an, bleiben jedoch immer unterhalb der −60 dB Linie und somit unterhalb von 0,1 %.

Für die DIM-Werte aus Abb. 4 und 5 gilt Ähnliches mit sehr guten Werten im Minimum der Kurve und darüber hinaus ansteigenden Verzerrungen bis knapp unter −50 dB kurz vor der Clipgrenze. Bei den transienten Verzerrungen steigt die Kurve im Gegensatz zu den THD-Werten aber auch ohne PAD schon 10 dB vor dem Erreichen der Clipgrenze an.

Die Klirrspektren für die beiden Einstellungen in Abb. 6 und 7 zeigen sehr gute Werte für +10 dB Gain mit nur einer relevanten Linie k2 bei −100 dB (0,001 %). Bei maximaler Verstärkung kommen viele Anteile höherer Ordnung hinzu. Es bleiben jedoch alle Linien unterhalb der −70 dB Linie.

Der Störpegel nach Preamp und AD-Umsetzer wurde für acht ausgewählte Gain-Einstellungen gemessen. Nicht abgebildet sich die zugehörigen Störspektren. In allen Fällen handelt es sich um sauberes weißes Rauschen ohne störende monofrequente Komponenten. Der Gesamtpegel liegt je nach Verstärkungseinstellung bei −109 dBfs bis −82 dBfs. Detaillierte Werte zeigt Tabelle 1. Der ADC erreicht eine linear bewertete Dynamik von 109 dB und mit A-Bewertung von 112 dB, die für Gain-Werte bis 30 dB erhalten bleiben. Bei höheren Verstärkungen kommt dann unvermeidlich das Rauschen des Preamps ins Spiel. Bei maximaler Verstärkung beträgt die effektive Dynamik noch gute 82 dB. Das äquivalente Eingangsrauschen liegt bei −127 dBu mit linearer Bewertung und −130 dBu mit A-Bewertung.

 

Gain 0 dBfs Clip @ Noise
dB entspr. dBu dBu lin.bew. dBfs
‑10 +30 +26 -109
+10 +10 +10 -107
+20 0 0 -109
+30 -10 -10 -108
+40 -15 -15 -104
+50 -25 -25 -97
+60 -35 -35 -88
+65 -45 -45 -82

Noise am Ausgang des ADCs in dBfs in Abhängigkeit vom Gain. Alle Messungen mit 200 Ohm Eingangswiderstand,
EIN = −127 dBu (lin.) @ max.Gain

Zusammengefasst haben wir es mit guten bis sehr guten Werten zu tun. Vor allem der Störabstand der Preamps kann überzeugen. Die Schwankungen der Verzerrungswerte, abhängig von der Gain-Einstellung, sind aus messtechnischer Sicht ein interessanter Aspekt, in der Praxis aber vermutlich weniger relevant.

Output-Sektion mit DAC und Ausgangstreibern

Auf der Ausgangsseite beträgt der Störpegel an den analogen symmetrischen Ausgängen −87 dBu. Dem gegenüber steht ein maximaler Ausgangspegel von +22 dBu, woraus sich ein Dynamikumfang von 109 dB linear bewertet und von 112 dB mit A-Bewertung für den Noise-Wert ergibt. Auf die Abbildung des Störspektrums wird verzichtet, da auch hier nur weißes Rauschen zu sehen ist. Für alle nachfolgenden Verzerrungsmessungen wurde ein digitales Gain von 3 dB eingestellt, um die Clipgrenze im Messbereich besser sichtbar zu machen.

Die THD-Kurve aus Abb. 8 fällt bis auf −110 dB und steigt bis zur Clipgrenze lediglich auf −90 dB an. Die spektrale Zusammensetzung (Abb. 10), der ohnehin eigentlich vernachlässigbar niedrigen Klirranteile, zeigt sich mit einem minimalen k2 von −110 dB und noch weniger k3 und k5 von ihrer besten Seite. Gleiches gilt für die Messung der transienten Verzerrungen (Abb. 9), die über weite Bereiche bis direkt vor der Clipgrenze an der −90 dB Linie liegen und damit Bestwerte erreichen. Für die Ausgangseite bedarf es daher keiner Diskussion, hier gibt es durchweg Spitzenwerte.

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Parameter eines dynamischen EQs, der in seiner Funktion dem BSS DPR-901 entspricht

Dynamische EQs

Dynamische EQs sind Filter in der Signalverarbeitung, die ihre Eigenschaften abhängig vom Signalpegel zu ändern vermögen. Ein typisches Beispiel dazu ist der Einsatz bei zu aggressiv klingenden Vocals oder bei adaptiven Filter zur Vermeidung von Rückkopplungen, die genau dann in einem bestimmten Frequenzbereich den Pegel reduzieren, wenn hier über längere Zeit ein konstant hoher Pegel anliegt, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Rückkopplung hindeutet. Dynamische EQs wirken also vergleichbar einem Compressor oder Expander, nur eben selektiv auf bestimmte Frequenzbereiche. Eines der bekanntesten Geräte dieser Gattung ist der DPR901II von BSS. Da liegt es natürlich nahe, dessen Funktion auch in den neuen Digitalpulten des Harman-Konzerns zu integrieren, was mit der neuen Vi-Software jetzt auch geschehen ist.

In jedem Eingang findet sich ein dynamischer Vierband-EQ mit umfangreichem Bedienfeld. Eingestellt werden können, wie bei einem normalen EQ, die Frequenz und die Bandbreite, aber kein Gain, das wird durch den Compressor gesteuert. Für den Compressor können die generelle Funktion Compressor oder Expander, der Schwellwert (Threshold) und die Zeitkonstante Fast/Slow gewählt werden. Zum Schwellwert lässt sich noch auswählen, ob dieser für die gewählte Funktion beim Über- oder Unterschreiten aktiv wird. Mit der Taste SC Solo besteht zudem die Möglichkeit, in den gefilterten Side Chain direkt hineinzuhören.

Die vier dynamischen EQs sind in der Standardeinstellung als Bell-Filter definiert. Das erste Filter kann aber, ebenso wie im Original von BSS, auch als Low-Shelf und das vierte als High-Shelf definiert werden. Wie die Filter reagieren, zeigen die drei nachfolgenden Frequenzgänge für Compressor- und Expander-Funktionen und für einige exemplarische Einstellungen der Bandbreite sowie als Low- oder High-Shelf-Filter.

Alle hier gezeigten Messungen wurden mit linearen Sweeps konstanten Pegels ausgeführt. Die gezeigten Kurven sind daher nur exemplarisch für diese Art von Signal zu sehen. Die grundsätzliche Funktion der dynamischen EQs ist aber trotzdem gut zu erkennen.

Fazit Soundcraft Vi2000

Mit dem Vi2000 für ca. 28.990 € (UVP incl. MwSt.) erweitert man bei Soundcraft die Vi Serie um eine kompaktere und vor allem preiswertere Variante. Als echte „stand alone“ Konsole stellt das Vi2000 einen einfachen Einstieg in das Vi-System dar, wo man zunächst nur das Pult selber benötigt und sich später durch Zumietung oder Nachkäufe erweitern kann. Auf einem Vi erstellte Shows sind zudem kompatibel zu allen anderen Modellen der Serie, soweit die entsprechenden Hardware-Ressourcen vorhanden sind. Wie auch schon in unseren vorherigen Tests anderer Vi-Modelle bestätigt, ist die Vistonics-Oberfläche zusammen mit der Fader-Glow-Funktion eines der großen Highlights der Soundcraft-Pulte, die eine komplette Bedienung nach kurzer Einarbeitung möglich machen. Die neuen zusätzlichen Funktionen der Oberflächenspiegelung und die Ergänzungen durch Apps und die Virtual Vi Software steigern die Attraktivität weiter.

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