Die richtige Mischung macht's

Mischpult kaufen: Darauf gilt es zu achten!

Du möchtest dir ein Mischpult kaufen und bist vom Angebot und der vielseitigen Funktionalität überfordert? Wieviele Kanäle muss das Mischpult haben? Wie schließe ich das Mischpult an? Und natürlich auch: wie hoch darf der Preis am Ende sein? Wir verraten dir, worauf du beim Kauf achten solltest – die passende Mix-Hardware hilft schließlich Tontechniker und Sound!

Mischpult-Ausstattung
Eine App-Fernsteuerung und Ausstattung zählen live oft deutlich mehr als die Frage, ob der Mischpult-EQ im Goldene-Ohren-Faktor (angeblich) ein paar Nachkommastellen “besser” oder “schlechter” klingt (Bild: Markus Thiel)

 

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Nicht selten nur von einer einzelnen schummrigen Halogenbirne illuminiert, zieht sich der eigentliche Dreh- und Angelpunkt einer Live-Show meist ins düstere und mehr oder weniger unbeachtete Vis-à-vis des Bühnengeschehens zurück. Dabei ist neben der Wahl des richtigen Händchens für diesen Job auch die Qualität und Funktionalität der eingesetzten Mixing Tools von entscheidender Bedeutung für den Erfolg einer Live-Performance.

Die grundlegende und zunächst einmal banal erscheinende Bestimmung der Mischpulte beruht in der gleichzeitigen Zusammenführung verschiedener (elektrischer) Audio Signale in eine Stereo-Summe. Moderne Veranstaltungspulte bieten neben dieser nicht zu unterschätzenden Hauptdisziplin aber noch jede Menge andere Eigenschaften und Merkmale, auf die man bereits vor der Erleichterung der eigenen Geldreserven und dem Kauf von Equipment achten sollte.

FoH Beatsteaks
Nicht nur große Mixer sollten neben allen technischen Finessen ein Gehäuse, Potis und Fader besitzen, die auch unsanfter Behandlung trotzen (Bild: Marcel Courth)

 

Zweibahnstraße: Analog oder Digital Mischpult kaufen

Das aktuelle Angebot der Mischpulte lässt sich im Groben in zwei Hauptgattungen einteilen: Standortältester Spieler auf dem Feld ist ohne Frage der Analogmischer, welcher − wie der Name bereits nahelegt − bei der Signalverarbeitung auf einen komplett analogen, das heißt prä-digitalen Aufbau setzt.

Dem gegenüber steht ein stetig wachsendes Angebot digitaler Mischpulte, die sich dem Audio Signal nach erfolgter A/D-Wandlung hinter der Eingangsstufe im flexiblen Format aus „Einsen und Nullen“ widmen. Letztere profitieren neben einer nahezu verlustfreien Weiterleitung des digitalen Materials meist auch von digital gesteuerten Motorfadern und integrierten DSP-Effektalgorithmen.

Bei der Konzeption digitaler Mischpulte kann durch Mehrfachbelegung von Funktionstasten oder digitalen Faderknöpfen mittlerweile auch deutlich an Material und Komponenten gespart werden. So entwickelt sich die ehemals kostspieligere Konkurrenz zum analogen Pendant immer mehr zum Preis-Leistungs-Sieger. Aber auch wenn programmierbare und (fern-) steuerbare Digitalmischer zurzeit eindeutig auf dem Vormarsch sind, entscheiden doch letztlich andere Qualitäten über die Praxistauglichkeit und die klanglichen Fähigkeiten eines Mischers für Live-Musik oder den DJ.

Heute gibt es viele gute Beispiele für gelungene digitale Gesamtkonzepte mit internen Effekten, komfortabler Bedienung oder sogar einfacher Lichtsteuerung via DMX
Heute gibt es viele gute Beispiele für gelungene digitale Gesamtkonzepte mit internen Effekten, komfortabler Bedienung oder sogar einfacher Lichtsteuerung via DMX (Bild: Detlef Hoepfner)

 

Hereinspaziert!

Der Weg eines jeden Signals hinein in die Schaltzentrale führt in erster Instanz zunächst einmal über einen vorgeschalteten (Vor-)Verstärker, mit dem sich die anliegende Spannung auf ein von der Elektronik benötigtes Arbeitsniveau bringen lässt. Da die Güte und Hochwertigkeit der Vorverstärker-Stufe (Pre-Amp) bereits direkt zu Beginn des Signalwegs einen deutlichen Einfluss auf den Klang des eingespeisten Signals nimmt, sollte man bei der Auswahl des richtigen Mischpults dringend auch auf eine möglichst klangneutrale und lineare Pre-Amp-Stufe achten.

Einen weiteren funktionalen Klassiker im Eingangsbereich stellt der mittlerweile erfreulicherweise obligatorisch gewordene Low-Cut-Schalter dar. Diese Wahl-Schaltung funktioniert wie ein klassisches Hi-Pass-Filter, welches allerdings erst ab gemeinhin 80 bis 100 Hz seine Frequenztüren öffnet. Da sich Körperschall (Mikrofon, Kabel) und Trittschall (Stör-)Signalanteile meist im unteren Bassbereich auftreten, lassen sich diese durch einen Low-Cut bzw. Hochpassfilter aus dem Live-Signal effektiv aussperren. Da allerdings nicht nur Unerwünschtes aus dem Signal radiert wird, kann der Nutzen der Funktion je nach Situation und Setup mal mehr, mal weniger groß sein.

Da neben Tauchspulenklassikern wie beispielsweise dem nicht tot zu kriegenden SM58 auch immer mehr Mikrofone in Kondensatortechnik die Bühne erobern, ist auch das Vorhandensein einer entsprechenden zuschaltbaren 48-Volt-Phantomspeisung am Mischpult mittlerweile ein zwingendes Muss. Die globale Zuschaltung (für alle Kanäle gleichzeitig) der Spannung hat sich vor allem beim kompakten Mixern aus offensichtlich praktischen Gründen mittlerweile flächendeckend durchgesetzt. Wer beim Mikrofonieren des Bühnengeschehens neben Kondensator und dynamischen Mikrofonen allerdings auch auf Schallwandler in Bändchen-Bauweise setzen möchte, sollte sich bei der Mixer-Auswahl lieber für ein Modell mit pro Kanal schaltbarer Stromversorgung entscheiden, denn Phantomspeisung bedeutet für viele Bändchenmikrofone den sicheren Bauteiltot. Also besser gar nicht erst ausprobieren! Ebenfalls zum guten Ton an der Mix-Konsole gehören manchmal (schaltbare) Hi-Z-Eingänge (meist via Klinke), über die sich hochohmige Instrumente wie E-Gitarren oder E-Bässe direkt und ohne pegelhebende DI-Box ins Pult speisen lassen.

Handgefiltert

Der nächste richtige Eingriff ins Klanggeschehen erfolgt über den integrierten Kanal-EQ. Ein Equalizer ist im Prinzip ein Werkzeug, um durch Anhebung oder Absenkung bestimmter Frequenzbereiche ein Roh-Signal auf das klangliche Umfeld abzustimmen. In einem guten Mixing sollten Frequenzüberlagerungen zwischen Instrumenten und Vocals möglichst vermieden werden, damit der Sound in der Summe nicht zu matschen anfängt. Bei Live-Mischern kommt zu diesem Zweck meist eine von zwei Frequenzwerkzeug-Varianten vor:

Bei günstigeren Mischer-Modellen findet sich oftmals ein einfacher 2- oder 3-bandiger EQ, je nachdem bestehend aus Bass und Höhenregelung und einem Mittenregler als ergänzendem Dritten im Bunde. Ab der Mittelklasse verfügt der 3-bandige Channel-EQ zudem noch über eine sogenannte (semi-)parametrische, das heißt eine durchstimmbare Mittenregelung auf Glockenfilterbasis. Somit lässt sich für den Mittenbereich nicht nur die Intensität der Filterung (Boost oder Cut), sondern auch noch der Frequenzmittelpunkt bestimmen, auf den sich die vorgenommene Änderung auswirkt. Als Mitten bezeichnet man im Übrigen in der Regel alle Frequenzen zwischen 400 und 4.000 Hz womit dann auch der Bass und Höhenbereich definiert wäre (Bass drunter, Höhen drüber − logisch, oder?).

Da jeder Mensch im Idealfall mit zwei Ohren auf die Welt kommt und diese akustisch von klein auf im Stereoabnahmeverfahren wahrnimmt und erkundet, darf natürlich an einem Mischer auch die Verteilung der Signale im Stereofeld nicht zu kurz kommen. Zu diesem Zweck verfügt ein jedes Mischpult über einen Panorama-Regler pro Kanal, über den sich die Ortung des Signals aus der Mitte heraus wahlweise Richtung Hart-Links oder Hart-Rechts verschieben lassen kann. Ein gut sortiertes Stereofeld ist einerseits ähnlich wichtig wie das Lautstärkeverhältnis der Kanäle zueinander. Andererseits erfordert manche Raumsituation mehr oder weniger einen Mono-Mix in der Beschallung, sollen nicht die Besucher an der Seite des Saals nur die halbe Band hören können.

Es lohnt auf jeden Fall, sich einmal den Signalweg des eigenen Mischpultes im Diagramm anzusehen: Was landet wann warum wo?
Es lohnt auf jeden Fall, sich einmal den Signalweg des eigenen Mischpultes im Diagramm anzusehen: Was landet wann warum wo?

 

Nebeneingänge und Fluchttüren

Für den Fall, dass man zwischendurch mal raus muss, also mit einem Signal, besitzt das Kanalgefüge mehrere Abgriff- und Ausspielmöglichkeiten. Eine der bekanntesten dürften die AUX-Ein- und Ausgangskanäle sein. Über diese lassen sich beispielsweise Einzelsignale aus einem Kanalzug an einen bestimmten Bühnenmonitor schicken. Wie viel der jeweiligen Signale dann gemixt bei diesem ankommt wird über ein im Kanal integriertes AUX-Send-Poti geregelt.

Auch Effektgeräte lassen sich auf diese Weise mit einem „trockenen“ Signal versorgen, das dann entsprechend bearbeitet als „nasses“ Signal (zum Beispiel mit Hall versehen) auf einen Mixer Eingang zurückgeführt werden und dem Mix beigesteuert werden kann. Der AUX-Weg wird dazu vor oder nach dem Kanalfader abgegriffen, damit sich entweder der Bühnenmonitor nicht ändert, wenn die Verhältnisse im Saal verstellt werden (pre Fader) oder ein Effektgerät nur dann versorgt wird, wenn der Signalfader auch wirklich hochgezogen ist (post Fader).

Eine weitere Möglichkeit, Effekte wie etwa einen Kompressor in den Kanal hereinzuschmuggeln, besteht über den Insert (meist in der Signalkette hinter dem EQ). Hierbei wird über zwei Send-/Return-Buchsen oder einen symmetrischen Klinkenstecker (Stereo), der sich kabelseitig in zwei Mono-Klinken-Kabel samt Stecker splittet (wegen der Form Y-Kabel genannt) ein Effektgerät direkt in den Signalfluss einbauen.

Im Gegensatz zu den parallel eingebundenen und zumischbaren AUX-Effekten sind Insert Effekte nicht über den Mixer regelbar, was bei EQs, Kompressoren oder Gate-Effekten auch durchaus so gewünscht sein kann. Auf der anderen Seite kann ein ausgeschaltetes Gerät im Insert (da so das Return-Signal fehlt) auch schon mal einen „toten“ Kanal produzieren. Gerade dieses Insert-Thema ist bei digitalen Mischpulten mit ihren vielen internen Effekten mittlerweile deutlich einfacher zu handhaben.

Für die Ausgabe des Summensignals – oder auch Summenbestandteilen – sollte ein Mischer neben einem Stereo-Main-Out, der die PA beschickt, auch über Nebenausgänge wie einen Kopfhörerausgang (Pflicht!) oder auch einen separaten Control-Room-Out verfügen. Über Letzteren lässt sich der Mix beispielsweise für Aufnahmezwecke abzweigen (auch wenn die reine Mischpultsumme insbesondere bei kleinen Bühnen oft unbefriedigende Mixverhältnisse in der Aufnahme liefert) oder gebündelt mit dem Kopfhörer zusätzlich zum PFL über einen gesonderten Summenregler mit stummgeschalteter PA ab- oder vorhören. Bevor wir den Bus nehmen, möchte ich noch kurz auf die übrigen üblichen Verdächtigen im Kanalzug eingehen.

Neben dem bereits erwähnten Panorama-Regler (Pan) sollten darüber hinaus ein Mute-Button zum schnellen Stummschalten einzelner Instrumente (oder Sänger) sowie ein Solo-Button für die Kontrolle einzelner Mix-Komponenten zur Grundausstattung gehören.

Der Bus kommt …

Der besondere Komfort größerer Mixer besteht neben Multiband-Ausgangs-EQs vor allem in der Möglichkeit Subgruppen bilden zu können. Bei entsprechend ausgelegten Modellen lässt sich demzufolge jeder Kanal neben dem direkten Main-Out alternativ auf eine von mehreren Subgruppen (bei Mittelklasse-Mischern im Regelfall ca. 4 bis 6) routen. Der Vorteil dieses Prozedere besteht darin, dass man im Ernstfall beispielsweise den Mix des Drumsets über eine entsprechend beschickte und vorgemischte Subgruppe im Ganzen dem Summensignal zuführen kann. Dafür nur einen statt der sonst etwa fünf Fader während der Show gleichzeitig bedienen zu müssen ist gerade bei größeren Setups ein Luxus, den man bereits nach kurzer Zeit nicht mehr missen möchte. Auch für das Zumischen kanalübergreifend gleicher Effekte kann ein Bus-Mix enorm praktisch sein.

Effekte on Board oder als Zubehör?

Eine Köderstrategie heutiger Mischpulthersteller besteht besonders bei günstigeren Kompakt-Mixern darin, ein bis zwei Effektgeräteinheiten fest im Gehäuse zu integrieren. Die meist über einen doppelt verwendbaren AUX-Weg zumischbaren Effekte sind besonders für kleinere Setups bei denen man meist keinen 32-Kanaler samt 19″-Outboard-Effekt-Rack durch die Gegend wuchten möchte eine willkommene Ergänzung in der Kompaktklasse. Von den integrierten Digital-Effekten in analogen Mischpulten sollten in der Praxis allerdings keine Wunder erwartet werden. Als nette Dreingabe für den Hall oder Chorus zwischendurch verrichten sie aber meist einen soliden Job.

Die Schwester-Geräte aus dem Digital-Lager warten hier mit ihren software-basierten und per Update aktualisierbaren Effektalgorithmen schon mit mehr klanglichem Potenzial auf. Hier gibt es mittlerweile viele gute Beispiele für gelungene digitale Gesamtkonzepte mit internen Effekten, komfortabler Bedienung oder sogar einfacher Lichtsteuerung via DMX.

Wer bei der Effektbearbeitung mehr Ansprüche an den Sound stellt, wird bei einem analogen Mischer auf lange Sicht sicher nicht um den stückweisen Erwerb zusätzlicher Outboard-Peripherie bzw. Zubehör herumkommen.

USB IST OK!

Eine integrierte AD/DA-Wandlerkarte gepaart mit einem USB Interface (oder FireWire/ Thunderbolt) gehört mittlerweile auch in der analogen Kompaktklasse mittlerweile zum guten Ton. Hier tummeln sich inzwischen viele Ausführungsvarianten von 2 × 2 Kanälen bis hin zu vollwertigen Multichannel-Audio-Interface-Einheiten. Was die meisten verbindet ist der sogenannte USB Class-Compliant Standard, welcher an den meisten modernen PC- und Mac-Systemen einen Betrieb ohne zusätzliche Treibersoftware gewährleisten soll − also Plug&Play im besten Sinne!

All diejenigen die einen Live-Mix auch mal gerne digital direkt aus dem Pult mitschneiden möchten oder Audio-Einspieler während des Konzerts vom Laptop unkompliziert über den Mixer laufen lassen möchten, sollten beim Kauf unbedingt auf das Vorhandensein zumindest einer rudimentären (2 In / 2 Out) Audio-Interface-Einheit achten.

Ein abschließendes Wort zur Qualität

Dank einer branchenweit stetig steigenden Qualität in puncto Klang und erprobter Signalweg-Bauweisen, steht einem langen und erfüllten Mixer-Alltagsleben heutzutage auch mit geringem Budget eigentlich nicht mehr viel im Weg. Aber ein Mixer muss diesen Alltag nicht nur klanglich, sondern auch explizit physisch meistern können.

Will heißen: Ein Mixermodell sollte neben allen technischen Finessen ein Gehäuse, Potis und besitzen, die auch hartem Dauereinsatz und zeitweise unsanfter Behandlung trotzen. Aus diesem Grund ist es ratsam, beim Kauf neben der Gesamtverarbeitung auch auf die Beschaffenheit und Qualität von Anbauteilen wie Potis, Knöpfen und Fadern zu achten. Wenn bereits beim ersten Antesten biegsame Potis auf eine fragwürdige Verankerung auf einer unter der Gehäuseoberfläche befindlichen Platine schließen lassen oder sich Fader als merklich unterschiedlich leicht- bzw. schwergängig erweisen, ist es unter Umständen ratsam erst einmal vom (Spontan-)Kauf abzusehen und sich zumindest zwei bis drei Alternativen im Vergleich anzuschauen.

Beim Mischpult kaufen ist auf jeden Fall das eigene Gefühl wichtig! Wer sich schon einmal mit Eigenaffirmationen wie „Da gewöhn ich mich schon dran!“ oder „Finde ich jetzt gar nicht so schlimm!“ zu einem später bereuten Kauf überredet hat, weiß wovon ich spreche …

 

Wollen Sie noch mehr Informationen über Mischpulte? Hier finden Sie einige Mischpulte im Test:

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Toller Artikel. Vor allem das Diagramm mit dem Signalweg ist sehr verständlich und hilfreich gestaltet.

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