Härte und Richtung des Lichts

Lichtkomposition: Mit einem Scheinwerfer beleuchten

Was uns  zu einer harmonischen Lichtkomposition fehlt, ist das funktionelle Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten. In diesem Artikel wollen wir das Zusammenspiel für eine Lichtgestaltung darstellen.

Lichtarten und Scheinwerfer

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Mit Licht gestalten ist eine sehr komplexe Aufgabe. In diesem Artikel wollen wir beleuchten, wie sich die Härte und Richtung des Lichts auf ein Objekt auswirken. Der daraus resultierende Schattenwurf ist dabei ein extrem wichtiges Thema.

Unterschiedliche Anforderungen bei Foto, Film, TV & Theater

Sicher folgen die verschiedenen Anwendungsgebiete wie Foto, Film, TV, Theater und Event unterschiedlichen „Gesetzen“, das Grundprinzip bleibt jedoch bei allen gleich. Einige Anwendungen wie die in der Fotografie sind in der Regel einfacher umzusetzen, da z. B. die Kamera eine feste Position hat und dementsprechend alles, was nicht in den Abbildungsbereich des Objektivs gelangt, von untergeordneter Bedeutung ist: Die Entfernung der Scheinwerfer zur beleuchteten Szene kann im Fotostudio sehr nah sein. Auch muss man nicht immer Scheinwerfer einsetzen, um Licht auf das Objekt zu werfen – oftmals reichen Reflektoren aus, um Sonnenlicht oder das Führungslicht zur Aufhellung der Schattenpartien zurückzuwerfen. Der nächste Vorteil beim Lichtsetzen einer Fotoszene ist die feste Position der Kamera. Sie bewegt sich nicht und die Lichtkomposition ist nur für einen einzigen Moment – den des Auslösevorgangs – wichtig. Sicher kann sich das Objekt selbst schnell bewegen, wie z. B. Haare, die von der Windmaschine durcheinander geworfen werden.

Aber ansonsten sind es doch sehr begrenzte räumliche Vorgaben, die das Einleuchten erheblich vereinfachen, was die Anordnung der Lichtquellen, Abschatt- und Aufhell – reflektoren betrifft. Die nächste Steigerung zur lichtsetzenden bzw. gestaltenden Arbeit sind die Filmbzw. TV-Aufnahmen. Hier hat man zwar auch das beengte Lichtfeld des Kameraobjektivs, jedoch kann sich diese Kamera im Raum bewegen und erreicht viel mehr Orte in der Abbildung als beim örtlich fixen Fotoapparat. Während beim Film meist nur mit einer Kamera gearbeitet wird, ist die Steigerung im TV-Bereich, dass in der Regel zwischen mehreren Kameras und deren Perspektiven schnell umgeschaltet werden kann. Erschwert wird weiterhin die Arbeit beim Film bzw. TV gegenüber dem Foto, dass das Bild nun über einen längeren Zeitraum aufgenommen wird und damit auch alle Änderungen des Lichtes Einfluss haben.

Das beginnt ganz profan im Freien, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt und aus dem harten Schatten vom Sonnenlicht nicht nur eine Verdunklung ergibt, die man mit entsprechender Blende und damit verbundenem Tiefenschärfeverlust ausgleichen kann, sondern sich auch die Weichzeichnung am aufzunehmenden Objekt verändert. Deshalb sucht man oft auch das Studio auf bzw. zieht ein geschlossenes Theaterhaus einer Freiluftveranstaltung vor, wenn gleichbleibende Verhältnisse jederzeit abrufbereit sein müssen. Die zeitlich langgestreckte Aufnahme vieler Bilder – sprich Film bzw. Bildaufzeich-nung – bietet nicht nur die Bewegung der Objekte, sondern zeichnet auch eine Bewegung des Lichtes mit auf. Im TV-Bereich wird bewegtes Licht gerne als Effektlicht definiert.

Dem gegenüber steht das meist statische Weißlicht, welches für die eigentliche Ausleuchtung des abzulichtenden Objektes die Hauptrolle spielt. Gerade als die Moving Lights Einzug in die TV-Aufzeichnungen hielten, wurde oft beim Programmieren des Effektlichtes übersehen, dass die Kamera nur einen kleinen Ausschnitt „sieht“. Bewegt sich der Lichtkegel quer durch den Raum, fährt er plötzlich durch das Kamerabild hinein und wieder heraus. Betrachtet man die gesamte Spielfläche, dann macht diese Scheinwerferbewegung Sinn und sieht zudem auch gut aus. Aber im Ausschnitt der Kamera ist dies nur eine irritierende, plötzlich auftretende Störung. So musste erst einmal der Effektlicht-Programmierer die Sichtweise der Monitore bzw. Kameras erlernen.

Im Film- wie auch im TV-Studio hat man dennoch den Luxus, dass man aufgrund der eingeschränkten bzw. voraussagbaren Blickrichtung der Kamera oder Kameras sehr nah mit den Beleuchtungsgeräten an den Ort des Geschehens gehen muss und bei entsprechender Planung der Ereignisse so immer das optimale Licht für die einzelne Szene bereitstellen kann. Im Gegensatz zu den möglichen Einschränkungen des Blickwinkels einer Kamera ist im Theater oder einem ähnlichen Szenenfeld der Zuschauer in seiner Blickrichtung völlig frei. Das hat fundamentale Auswirkung auf die Lichtgestaltung: zum einen muss man mit dem Licht den Zuschauer auf die wichtigen Details lenken. Bei einer Kamera wird auf dieses Detail gezoomt bzw. der Bildrahmen gelegt. Auf der freien Bühne, wo der Zuschauer überall hinblicken kann, muss man ihm schon die wichtigen Bereiche mit dem Licht deutlich machen. Im Theater ist es zum Beispiel ein oft genutztes Hilfsmittel, den Rest der Bühne im Dunkeln zu lassen.

Eine weitere Schwierigkeit der freien Blickwahl des Zuschauers ist auch, dass die Beleuchtungsgeräte in der Regel nicht zu sehen sein sollen. Dementsprechend ist die Positionierung der Scheinwerfer meist weit außerhalb der Szenenfläche und diese müssen dementsprechend große Distanzen überbrücken. Bei einer Guckkastenbühne hat man wenigstens noch die Seiten und über der Bühne – wie den hinteren Be reich – als zuschauerfreie Zone, so dass als Betrachtungswinkel nur die Frontseite zu beachten ist. Bei Arenabühnen mit Blickrichtung von allen Seiten sind wiederum andere Lösungen zu suchen: Wenn man für den einen Zuschauer auf der einen Seite ein schönes Gegenlicht zaubert, ist das für den Zuschauer gegenüber alles andere als ein Gegenlicht.

Gestaltung mit einem Scheinwerfer

Aus dem vorangegangenen Absatz wurde deutlich, dass das Grundprinzip bei allen Arten der Beleuchtung gleich ist, jedoch die Umstände je nach Anwendungsgebiet mehr oder weniger Möglichkeiten zulassen. Deshalb wollen wir hier mit dem einfachsten beginnen, dem Foto. Beginnen wir mit einer Lichtquelle in der typischen Anordnung 45° von oben und 45° von der Seite.

Ein Punkt Beleuchtung a_vers9

 

Lichtart scheinwerfer (1) Profiler_bearbeitet

Hartes Licht mit harten Schatten durch einen Profilscheinwerfer: extrem kontrastreich, wenig Zwischentöne bzw. viel Hell, viel Dunkel und wenig mittlere Intensitäten

Ein Punkt Beleuchtung b_vers9

Lichtart scheinwerfer (6) Weichlicht_bearbeitet

 

 Der Wechsel des Scheinwerfertyps zu einem Fresnellinsen-Scheinwerfer sorgt für wesentliche Aufhellung der im Schatten liegenden Gebiete, da das Streulicht des Scheinwerfers grundsätzlich auch den Raum stärker mit erhellt. Dieser Einfluss wird je nach Umgebung stärker oder schwächer ausfallen. Die Schattenbildung der Haare im Gesicht wird aufgeweicht.

Ein Punkt Beleuchtung d_vers9

Lichtart scheinwerfer (7) Indirekt_bearbeitet

 

Ein Punkt Beleuchtung e_vers9

Eine gleichmäßig leuchtende Fläche kann auf viele Arten realisiert werden. So kann man mit einer großen Leuchtstoffwannenanordnung eine homogen strahlende Lichtdecke realisieren, man bestrahlt eine große transluzente Fläche oder indirekt auf eine große reflektierende Fläche. Der Scheinwerfer strahlt dann nicht mehr in Richtung des Objektes. Es wird nur der Raum bestrahlt, wodurch je nach Raumbeschaffenheit das Licht reflektiert wird und nur noch indirekt auf das abzulichtende Objekt fällt. Damit finden keine Schlagschatten mehr statt. Es sind viele Zwischentöne vorhanden, aber auch keine herausragende Brillanz. Das Bild wirkt flacher, ermöglicht aber auch noch die Sicht auf die sonst mehr im Schatten liegenden Teile.

Ein Punkt Beleuchtung c_vers9

 

Lichtart scheinwerfer (6) Weichlicht_bearbeitet

Beleuchtung mit einem für Foto und TV prädestiniertem Softlight. Für die Verwendung im Theater wegen der für einen solchen Scheinwerfer benötigten Nähe zum Objekt nicht nutzbar. Hier finden wir aber schon eine einigermaßen gute Mischung bzw. die Schattenbereiche werden ausreichend gut beleuchtet und die Schlagschatten der Haare im Gesicht sind verschwunden. Dagegen verliert sich jetzt der Glanz auf den Haaren und die Optik wirkt wesentlich flacher.

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