Tour-Marathon für Gunther Hecker: 5 × Cue Design auf Tour

Gleich mit fünf Tourneen war Cue Design um Gunther Hecker im Winter unterwegs – und das zum Teil gleichzeitig.

Die Fantastischen Vier Tournee „Vier und Jetzt“
Die Fantastischen Vier Tournee „Vier und Jetzt“ (Bild: Anna Imm Photography )

Einen richtigen Planungs- und Produktionsmarathon erlebte Cue Design um Gunther Hecker im Herbst und Winter letzten und diesen Jahres. Mit gleich fünf verschiedenen Künstlern – vier Arena- und eine Clubtournee von BAP zum 40-jährigen – war das Design Team unterwegs…

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  1. David Garrett Explosive 
  2. Cro Unplugged Tour
  3. Die Fantastischen Vier Tournee “Vier und Jetzt”
  4. BAP 40 Jahre
  5. Xavier Naidoo Unplugged

 

David Garrett Explosive

Für die aktuelle David Garrett Tournee, die in Deutschland im November und Dezember 2016 tourte und derzeit (Februar bis April 2017) in Europa und im Nahen Osten zu erleben ist, entwarf Gunther Hecker ein beeindruckendes Bühnendesign. Die Vorgabe der Auftraggeber beinhaltete lediglich zwei – dafür aber exakte Anweisungen: erstens spektakulär und zweitens sollte es eine Centerstage sein! „Der Grund, warum man an Cue Design herangetreten ist, dürfte wohl die Centerstage gewesen sein, die von uns / mir für die Fantastischen Vier Tournee 2011 geschaffen wurde“, vermutet der Bühnendesigner schmunzelnd. Die Bühne der Explosive Tour ist als Sechseck konzipiert und hat eine Grundfläche von ca. 400 qm. Mehrere Stufen, die auf unterschiedliche Ebenen führen (z. B. Orchester- und Bandebene), sorgen bereits für den ersten dynamischen Eindruck.

Die Dynamik wird von einem Drehteller von circa 8 m Durchmesser im Zentrum der Bühne nochmals unterstützt. Zwei MDG Atmosphere ATM/ APS, die auf der Bühne aufgestellt waren, sorgen für den gezielt genutzten Nebel. Da die Bühne grundsätzlich von Sitzplätzen umgeben ist, kommt man mit einer sehr geringen Bühnenhöhe aus. Über der Bühne befinden sich drei mit Cyberhoist-Motoren verfahrbare Sechsecke, in deren Zentrum sechs hochformatige LED-Flächen hängen. Diese Sechsecke werden von außen nach innen kleiner, so dass verschiedene geometrische Körper direkt über der Bühne realisiert werden können, indem sich die Ebenen zueinander positionieren. Da sowohl die LED-Wände als auch die drei „Ringe“ alle unabhängig voneinander gestellt werden können, sind die Möglichkeiten für unterschiedliche Looks zahlreich. „Es galt, während des Konzerts recht früh einen riesigen spektakulären Look zu präsentieren“, erklärt Gunther Hecker, „wir wollten nicht lange in einem kleinen Bühnenbild verweilen und dann immer größer werden.“ Die Dramaturgie sah vor, den Künstler von Anfang an groß und beeindruckend zu präsentieren.

David Garrett Explosive
David Garrett Explosive (Bild: Anna Imm Photography)

Sämtliche Traversen, die die drei Sechsecke bilden, sind mit Hartschaumstoffplatten (Forex) verkleidet. In diesen Platten befinden sich passgenaue Öffnungen für die Robe BMFL und JB Sparx 7. „Die hellen Forex-Platten werden von acht JB Sparx 7 und acht Robe BMFL am Bühnenboden aus beleuchtet, so dass die verkleideten Flächen scheinbar selbst leuchten. Überdies sind deshalb sämtliche Traversen vom Publikum nahezu nicht als solche zu erkennen“, so der Bühnendesigner und lobt hier die Sonderbau-Abteilung aus dem Hause Satis&fy für diese äußerst gelungene Arbeit. Es war dem Team nicht nur gelungen, seine Design Idee optimal umzusetzen, sondern auch eine äußerst tourneetaugliche Konstruktion zu entwickeln.

Auf den sechs Videoflächen werden sowohl Video-Content als auch LiveBilder gezeigt. Dazu stehen mehrere Kameras auf der Bühne (darunter eine Handkamera) und vier weitere Kameras, die auf 360 Grad in der Halle verteilt sind, bereit. Diese sind mit langen Brennweiten ausgestattet, um aus großer Entfernung noch Close-ups des Star-Geigers zu liefern. Strahlenförmig sind rund um die Bühne sechs 10–12 m lange Traversen positioniert. Vier dieser Traversen verfügen jeweils neben drei Robe BMFL auch über einen Verfolger vom Typ Robert Juliat Manon 1419 CS. Cue-Design hatte eigens für die Präsentation des Bühnendesigns einen Film rendern lassen, um den Auftraggebern einen möglichst intensiven Eindruck der Idee vermitteln zu können. Sämtliche Positionen der beweglichen Traversen und alle farbdramaturgischen Ideen waren in diesem Rendering detailliert erfasst. Das begeisterte Management ließ daraufhin,  auf der Basis dieser Präsentation, einen noch detaillierteren Film rendern, der dann im Vorfeld der Tournee dazu diente, der Presse das Showkonzept anschaulich zu verdeutlichen.

 

Crew David Garrett
Lichtdesign: Gunther Hecker
Programmer: Marc Lorenz/Gunnar Loose
Operator: Gunnar Loose (2016), Christopher Klein
(2017)
Medienserver: Haegar
Licht-Crew Chef: Peter Oberhofer
Dimmer: Chris Schmidt
Licht-Crew: Hannah List, Wendy Wieczorek, Markus
Hoch, Sascha Becker, Lars Falkner, Joost Ringel,
Martin Paul
Rigging: RCL

 

 

Cro Unplugged Tour

Cro ging ebenfalls nach einer erfolgreichen Festival-Tournee mit seiner Unplugged Show in die Hallen. So entstanden das Showdesign und die Bühnenarchitektur in erster Linie für die Open-Air-Saison. Im Gegensatz zur „normalen“ Cro Show, waren bei der Unplugged Tournee mehrere Live-Musiker dabei, die mit in die Show integriert werden sollten. So erstellte Gunther Hecker ein Set, das sowohl dem energetischen Künstler als auch auch den Musikern gerecht wurde. Die Bühne war auf drei übereinander gestaffelten Ebenen konzipiert, wo die Musiker positioniert waren. Durch die räumliche Präsenz waren die Musiker im Fokus. Verstärkung fand der Effekt der mehrstufigen Bühne dadurch, dass die drei Ebenen mit LED-Flächen hinterbaut wurden. Zum Einsatz kam dort das Clay Paky Mirage System, welches sich durch seine semi-transparente Bauweise auszeichnet. Und genau das war die Anforderung, die Gunther Hecker für diese Anwendung benötigte. Hinter den LED-Flächen waren Robe BMFL Spots positioniert für Gegenlicht-Effekt auch im Zusammenspiel mit den Musikern selbst. Das sonstige Licht – setup bestand im Großen aus Martin Mac Viper Spot und JB Lighting Sparx 7 und 10. Um dem Set noch mehr den Unplugged-Look zu verpassen kamen auf den oberen beiden Ebenen jeweils sechs Robe Patts 2013 zum Einsatz. Insgesamt – so Hecker – hatte er die Show eher etwas ruhiger geplant, doch durch die hohe Energie von Cro und den Arrangements der Lieder, war schnell klar, dass die Unplugged-Tournee deutlich dynamische sein würde, als die meisten anderen Unplugged-Konzerte. Als Licht-Operator betreute Fabian Gerhardt die Tour mit einer grandMA2.

Cro Crew
v.l.n.r Mark Langer, Gunther Hecker und Fabian Gerhardt (Bild: Marcel Courth )

Wie schon bereits angesprochen, waren die Stufen der Bühne mit Clay Paky Mirage LED-Flächen verkleidet. Zwei weitere Flächen hingen als Zuschauer-Wände seitlich neben der Bühne. Als Zuspieleinheit diente nicht wie oft ein Medienserver, sondern die aus dem DJ-Bereich bekannte VJ-Software Resolume, die auch bei den anderen Produktionen von Cue Design zum Einsatz kam. Für Gunther Hecker und sein Team waren die Vorteile dieser Software entscheidend für die Wahl. Die Stärke von VJ-Software liegt in der Echtzeit-Bearbeitung von Content und auch hier konnte diese Eigenschaft punkten. Vor allem bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen, die durch die verschiedenen Gegebenheiten der Locations eintraten, war die Schnelligkeit der Bildanpassung ein wichtiger Faktor. Bei Cro sah das Content-Konzept vor, die Inhalte, die sowohl aus vorprogrammiertem Content als auch aus Live-Bildern bestanden, stark zu verfremden. Resolume kann mit unterschiedlichen Eingabegeräten gesteuert werden – bei Cro setzte Video-Operator Mark Langer auf ein Lichtpult, während bei anderen Touren auch einfache MIDI-Controller zum Einsatz kamen. Erstaunlicherweise ist Latenz kein Thema gewesen. Auf allen Produktionen setzte man auf leistungsstarke Rechner mit entsprechenden Grafikkarten.

Bewegliche Elemente waren ebenfalls als Show-Höhepunkte im Setup integriert. Zum einen kam eine goldene Krone – der Künstler unterschreibt mit einer Krone als Signatur – zum Einsatz, die an C1-Motoren von Cyberhoist als Bühnendach diente und bei einigen Songs heruntergeklappt wurde. Die Idee von Gunther Hecker dahinter war es, eine weitere Ebene ins Set einzubringen, um nochmals Tiefe und Räume zu erreichen. Das zweite Highlight war ein Drehpodest im Bühnenboden an dessen Unterseite ein Klavier angebracht war und zum Ende der Show auf die Bühne geklappt wurde. Entwickelt wurde das Drehpodest von Schoko Pro aus Wiesbaden.

Crew Cro
Lichtdesign / Setdesign: Gunther Hecker
Operator: Fabian Gerhardt
Medienserver: Mark Langer
Licht-Crew: Jule Krüger, Lukas Weiß, Mona Rapp
Rigging: Carsten Jäckel, Björn Käpplinger
C1: Tobias Frey

 

Die Fantastischen Vier Tournee „Vier und Jetzt“

Fantastischen Vier sehr erfolgreich durch Arenen und große Hallen. Gunther Hecker begleitete sein Design als Operator, denn die Arbeiten für und mit den „Fanta Vier“ sind für ihn stets etwas Besonderes. Beide Karrieren verlaufen eng verknüpft auf einer über fünfundzwanzig Jahre langen Zeitlinie – die kreative Kooperation ist daher besonders eng und einzigartig. Gegenseitig schiebt, leitet und führt man sich immer wieder zu neuen Bühnenbildern und energiegeladenen Performances.

Die Fantastischen Vier Tournee „Vier und Jetzt“
(Bild: Anna Imm Photography )

Diesmal wurde eine vierzig Meter breite Bühne mit weißer Lackfolie inszeniert. Eine Herausforderung für die Lichtgestaltung. Das Design dabei nahm Anleihen der vorherigen Tour, bei der ein riesiger Video-Würfel über der Bühne hing und zahlreiche gespannte Goldfolien die Flächen für den Hintergrund bildeten. Geschickt wurde damals mit den Reflexionen des Lichts gearbeitet bzw. gespielt. Diesmal wurden über einhundertzwanzig identisch große Flächen mit Lackfolie bespannt und neben bzw. hinter dem Bühnenraum positioniert. Ein Laufsteg und drei herabhängende große Videomonitore (für Close-ups) auf Höhe der Bühnenmitte unterstützten die Kommunikation mit dem Publikum. Die fünf Wandeinheiten, die das 40 m breite Gesamtbild schufen, wurden von vertikalen Traversen mit Moving Lights unterbrochen.

Die riesigen Projektionen, die von vier Projektoren mit 40.000 Lumen bespielt wurden, sorgten – im Zusammenspiel mit dem großen fahrbaren Lichtrigg, welches mit PAR-Lampen, Robe Pointe und Atomic LED Strobes bestückt war – für die zahlreichen Lichtstimmungen. Keine klassische Beleuchtung, keine Beamshow also, sondern ein einzigartiges Zusammenspiel aus Videolicht und Effektlicht aus dem fahrbaren Rigg. Die „Vier und Jetzt“-Produktion stand von der Dimension der David Garrett Explosiv Tour in nichts nach. Auch hier waren vierzehn Trailer nötig, um die Show von Spielort zu Spielort zu bringen. Wobei neben den Arenen in Deutschland auch Spielstätten in der Schweiz und Österreich besucht wurden.

 

Crew Fanta4
Lichtdesign / Operator / Setdesign: Gunther Hecker
Lighting Director / Netzwerk: Marc Lorenz
Visuals: Franz Schlechter / AndY
Medienserver-Operator: Mark Langer, Franz Schlechter
Bildmischer: Simon Cimander
LED: Steffen Haas
Projektion: Eva Paulitsch
Kameras: Georg Harrack
Deko: Uli Schneider, Mario Volk
Licht-Crew Chief: Andreas „Woody“ Wodzinski
Dimmer: Ralph Hackstedt, Rouven Diedrich
Licht-Crew: Sascha Becker, Jonas Windhagen, Stefan
Katzki, Uli Klose
C1: Ingo Koenzen, Flo Reinsch, Jan Kleinenbrands
Head rigger: Arne Sparboom
Rigger: Ralf „Tilly“ Caspary, Michael Klein, Stefan Meier

 

BAP 40 Jahre

Für die Konzertreihe zum vierzigsten Bandjubiläum schuf Cue Design eine acht Meter hohe und zwanzig Meter breite Rückwand aus Würfelelementen. Die einzelnen Würfel ragten in unterschiedlicher Tiefe aus der Wand heraus und bildeten in der Gesamtheit eine einzig – artige Projektionsfläche für das reichhaltig vorhandene Bewegtbildmaterial. Solch reichhaltiges Material war auch wichtig, denn BAPGründer und Sänger Wolfgang Niedecken ist bekannt dafür, dass er sehr lange Konzerte spielt.

BAP Berlin
BAP Berlin (Bild: Andreas Alexander Bohlender)

Die Wandkonstruktion wirkte dabei imposant und gleichzeitig simpel. Der weiße Stoff der Würfel war mit schwarzer Gaze überzogen, was zu einem grauen Gesamteindruck führte. Mit kaltweißem Licht beleuchtet, wirkte das Gebilde wie eine echte Betonwand, auf die es sich aber hervorragend projizieren ließ. „Von der Grundoptik schuf dies zunächst keine helle Bühne, doch die Projektion wirkte dafür umso dynamischer, da der weiße Stoff unter der Gaze das Licht sehr gut reflektierte“, resümierte Gunther Hecker im Rückblick. Diese Konstruktion bzw. Technik hatten Peter Seifert und Gunther Hecker bereits in einer ähnlichen Form bei einer vorherigen BAP-Produktion erfolgreich erprobt und für diese Tour nochmals weiterentwickelt. Eine LED-Wand oder eine riesige Projektion auf einem ebenen Untergrund wollte man auf keinen Fall inszenieren.

Crew BAP
Lichtdesign: Peter Seifert
Set-Design: Peter Seifert / Gunther Hecker
Operator: Peter Seifert
Visuals: Franz Schlechter
Medienserver/Video: Max Obermayer
Rigging: Lars Bender
Bildmischer, Video: Florian Stehle
Deko: Mario Volk
Licht-Crew: Thomas Dossmann

Xavier Naidoo unplugged

Ein weiteres Design, das von Cue-Design im letzten Jahr entworfen und betreut wurde, ist die aktuelle Tournee von Xavier Naidoo, die von der Presse leider kaum beachtet wurde. Auch hier wurde auf eine Center-Stage gesetzt. Von einem Drehteller aus gingen vier kurze Stege auf den äußeren Kreis. Alle Bodenelemente waren mit LED-Platten ausgestattet. Über der runden Bühne hingen Gazen, auf die Live-Bilder projiziert wurden. Sänger Naidoo konzipierte die Show für eine Besetzung mit nur einer Gitarre und einem Flügel. Obwohl die ausverkauften Konzerte in den größten Spielorten des Landes stattfanden, schuf der Sänger mit seinen Begleitern sehr intime Atmosphären.

Xavier Naidoo unplugged
Xavier Naidoo unplugged (Bild: Anna Imm Photography)

Crew Naidoo
Lichtdesign / Operator / Setdesign: Gunther Hecker
Licht-Crew Chief: Andreas „Woody“ Wodzinski
Licht-Crew: Rien Jansen, Hendrik Andrees, Alex Preuß, Uli Klose, Henning Paetz
Head-Rigger: Christian „Bötsch“ Böttger
Rigging: Mike Lange
Visuals/Medienserver: Franz Schlechter
Bildmischer: Manfred Gayer
Projektion: Tobias Suhre
Kameras: Georg Harrack, Jan Reuter
Kinetik: Moritz Pleiss

 

 

 

 

 

 

 

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